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Top 7: Die besten Filme mit Michael Fassbender

von Levin Günther

Letzte Woche stellten wir euch mit Jake Gyllenhaal („Nightcrawler“) eine der interessantesten zeitgenössischen Hollywood-Karrieren vor. Heute wollen wir dies wiederholen und zum baldigen Kinostart des Lenny Abrahamson-Film „Frank“ die Top 7 der besten Filme von Michael Fassbender vorstellen. Der Mann, der wohl dem Publikum dank seiner beiden „X-Men“-Filme bekannt sein dürfte, ist erst seit ein paar Jahren richtig dick im Geschäft, überzeugt aber immer wieder mit einer interessanten Rollenauswahl und der hingebungsvollen und intensiven Darstellung seiner Figuren. Unsere Kritik zu „Frank“ findet ihr hier und wir versprechen: Wäre das Special nicht im Namen des Films entstanden, hätte „Frank“ sich einer Platzierung in der Top 7 sicher sein können. Viel Spaß beim Lesen!


X-MEN: ZUKUNFT IST VERGANGENHEIT (2014)

Handlung: Die Zukunft sieht für die Mutanten nicht wirklich rosig aus: Sie werden gejagt, gesammelt und vernichtet - der Mensch jagt sie mit Killerrobotern, die in den 70ern entstehen sollten, als ein Forscher (Peter Dinklage, „Game of Thrones“) an die DNA von Mystique (Jennifer Lawrence, „Die Tribute von Panem“) kam. Um die Vernichtung der X-Mutanten in der Zukunft zu verhindern, wird Wolverine (Hugh Jackmann, „Prisoners“) in die Vergangenheit geschickt, um mit Charles Xavier (James McAvoy, „Trance“) und Erik Lehnsherr (Fassbender) die Entstehung der Roboter zu verhindern. Die beiden letztgenannten sind jedoch weiterhin Feinde, in dem Sinne, dass sie für das gleiche Ziel auf sehr unterschiedliche Weise kämpfen wollen.

Darum in der Top 7: Michael Fassbender ist in diesem Film zwar nur ein Teil eines großen, namhaften und großartig harmonierenden Ensembles, aber sein Charakter Eric formt mit Charles Xavier die Allianz, die das emotionale Rückgrat des Films darstellt. Zu bieten hat der Film von Bryan Singer, der hier seinen dritten Tanz mit den Mutanten inszeniert, noch weitaus mehr. Der Film ist bis zum Rand gefüllt mir bewundernswerten Effekten und Szenen, die in ihrer humorvollen Geschmeidigkeit einfach genüsslich sind. Es bleibt zwar schade, dass der Film mit seinen Bemühungen, aus dem Prequel einen Film zu machen, der all die über die Jahre liebgewinnen Figuren unter einen Hut bringt, zwangsweise ein paar Charaktere zu Stichwortgebern verkommen lässt. Aber durch das stets gute Timing des immerhin 130 Minuten langen Streifen, mag einen das nicht bedingt stören. Es überwiegen die guten Darsteller, die konfliktreichen Szenerien und die Tatsache dass Singer hier Augenschmaus um Augenschmaus auf die Leinwand bannt.


SLOW WEST (2015)

Handlung: Der minderjährige Schotte Jay reist bis in den Wilden Westen Amerikas des 19. Jahrhunderts, um seine Jugendliebe Rose zu finden. Die musste nämlich mit ihrem Vater das Land verlassen und können auch den amerikanischen Traum nicht wirklich genießen, da auf beide ein Kopfgeld ausgesetzt wurde. Zusammen mit Silas (Fassbender) reitet der Junge den Spuren hinterher, die zu seiner Angebeteten führen. Auf der Reise treffen sie auf allerlei (gewaltbereite) Menschen, Waffen und Weltansichten, die für Jay neu sind. So wird er mit der Zeit langsam bodenständiger und erwachsen, während er jedoch auch nicht wirkungslos an dem zynischen Silas vorbeiredet.

Darum in der Top 7: Mit dem Briten John MacIean arbeitete unser Star der Stunde schon vorher bei einem Projekt  zusammen (ein Kurzfilm namens „Pitch Black Heist“, der neben Fassbender auch Liam Cunningham („Game of Thrones“) vorzuweisen hat und auf Youtube zu sehen ist). Nun ist Fassbender auch in dessen Langfilm-Debüt mit von der Partie und spielt in dem Neo-Western neben dem Jungspund Kodi Smit-McPhee („Let Me In“) einen Cowboy, der letzteren beschützt. Man kann wohl mit Bestimmtheit sagen, dass die Farben in diesem rauen Genre, das zuletzt eher zum Kulturpessimismus neigte, selten derart saftig waren. Bei diesem kleinen aber sehr feinen Western geht es um die Reise des jungen und hoffnungsvollen Mannes, der der Liebe wegen reist und dem älteren und desillusionierten Silas, der des Geldes wegen mitkommt und die Art, wie sich die beiden gegensätzlichen Menschen anziehen und voneinander lernen.


X-MEN: ERSTE ENTSCHEIDUNG (2011)

Handlung: Der vierte Film der „X-Men“-Reihe ist das erste Prequel des Franchises und setzt sich mit den Mutanten auseinander, bevor sie als solche identifizierten. Professor X war Charles, Magneto war Erik. Sie hoffen auf eine Welt, in der Mutanten und Menschen untereinander friedlich leben können und wollen die Angst der Menschen alsbald beschwichtigen, als die Welt in Gefahr ist und die Mutanten sich zusammenschließen, um die Menschheit zu retten. Doch nicht nur zwischen Mutanten und Menschen ist ein Konflikt, auch die Mutanten haben untereinander das ein oder andere Problem, das vorerst unausgesprochen bleibt.

Darum in der Top 7: Fünf lange Jahre hat es nach dem dritten Teil des „X-Men“-Franchises gedauert, bis ein erneuter Ausflug mit den Mutanten vorgenommen wurde. Währenddessen wurde zwar mit dem ersten der „Wolverine“-Filme ein durchaus erfolgreicher Ableger gedreht, aber es ist doch irgendwie was anderes, als mit Charles Xavier und dem tollen Magneto auf Reise zu gehen. Matthew Vaughn, der sich zuvor mit „Kick-Ass“ als frischer und kreativer Filmemacher beweisen durfte, schien der richtige Mann für diesen Job zu sein - und das ist er auch. Das Prequel zur originalen Trilogie zeigt die Anfänge der X-Men und fügte dem wohl etwas eingeschlafenen Franchise neue Impulse zu, gab der Reihe mehr Raum zur Entfaltung und mehr Gründe, um das Kino-Ticket ein weiteres Mal zu lösen. Einer der ersten Gründe wird auch Michael Fassbender sein, der im Jahr 2011 zusätzlich zu diesem Film noch eine formidable Arbeit abliefern sollte.


HUNGER (2008)

Handlung: Der Film erzählt die wahre Geschichte eines Gefangenen-Aufstandes in den 1980er Jahren in Irland, wo Inhaftierte in den Hungerstreik traten, um als politische Gefangene angesehen zu werden. Die Wärter des Maze-Gefängnis sahen das anders und zwangen die Häftlinge mehrfach mit körperlicher Gewalt, den Befehlen nachzukommen. Bobby Sands, der von Michael Fassbender dargestellt wird, führte den Streik an und diskutiert in einer berühmt gewordenen siebzehn Minuten langen Plansequenz mit einem Pfarrer (Liam Cunningham) über die Sinnhaftigkeit und den Effekt der Aktion und die mögliche Zukunft der Menschen, die de facto den Freitod wählen, um ihre Rechte einzufordern.

Darum in der Top 7: Steve McQueen agiert schon in seinem Debüt mit dieser nüchternen Ruhe, die mit seinem dritten Film letztendlich in die Hose gehen sollte, hier aber vollends funktioniert. Was am beeindruckendsten an diesem Film ist, wird wohl die abgefahrene Hingabe der Darsteller sein. Allen voran natürlich der Mann der Stunde; Michael Fassender. Die leichte Art und Weise, mit der McQueen stets einen großen Sinn für einerseits immens kraftvolle und andererseits bedeutungsstarke Bilder beweist, lässt einen hin und wieder mit offenem Munde auf den Bildschirm blicken und am Ende schmerzerfüllt zurück, ob der letzten dreißig Minuten. Hier wird der eigentliche Hungerstreik dargeboten und das derart zermürbend, dass der Film „Hunger“ zu einem der Werke macht, die man unbedingt gucken sollte, aber danach nie wieder gucken möchte. 


FISH TANK (2009)

Handlung: Die junge Mia lebt mit ihrer Mutter und ihrer jungen Schwester in einer schäbigen Bude irgendwo in einer Plattenbau-Siedlung. Ihre Mutter kümmert sich weniger als einen Dreck um ihre Töchter, die sich gelinde gesagt zu verpissen haben, sobald sie einmal Spaß haben möchte und Partys im kleinen Wohnzimmer veranstaltet. Als eines Morgens der neue Lover ihrer Mutter in der Küche steht und Mia zum ersten Mal in ihrem Leben mit Lob und Ermunterung bedacht wird, kommt eine neue Dynamik in den Haushalt und das junge Leben von Mia, die sich sicher war, ihre gesamte Zukunft schon in Gestalt ihrer Mutter zu kennen.

Darum in der Top 7: Der Film dreht sich, ähnlich wie der Oscar-prämierte Kurzfilm „Wasp“ der „Fish Tank“-Autorin und Regisseurin Andrea Arnold, um eine dysfunktionale Familie, in der die Kinder unter ihrem sozialen Umfeld und der mangelnden bzw. falschen Aufmerksamkeit der Mutter leiden. Newcomerin Katie Jarvis (sie wurde auf der Straße entdeckt, als sie sich mit ihrem Freund stritt) mimt hier die 15-jährige Mia mit einer Lebensnähe und stillen Intensität, dass man sagen kann, dass der Film sicher nicht ohne sie funktioniert hätte. In jedem Blick auf Schlimmes steckt Schmerz, in jedem Blick auf Schönes steckt Unsicherheit. Das Gute, was hier passiert, wozu auch Michael Fassbenders Rolle des Connor zählt, nimmt Mia nicht ganz für Voll. Ganz so, als wäre das Gute nur die Einleitung für einen Schlag ins Gesicht. Lebensnah, nicht zu überdreht und immer höchst emotional. Katie Jarvis bricht einem hier das Herz.


INGLOURIOUS BASTERDS (2009)

Handlung: Quentin Tarantinos siebter Film erzählt in mehreren Kapiteln eine Reihe von Geschehnissen im von den Nazis besetzten Frankreich während des zweiten Weltkrieges. Der Judenjäger Hans Landa von der SS soll die letzten Juden des Landes vernichten , die Basterds machen Jagd auf jeden Nazi, der ihnen ins Blickfeld kommt und Shoshanna, der die Flucht vor Landa gelungen ist, baut sich eine neue Identität auf - als Kinobetreiberin, die bald die Premiere eines Propaganda-Films ausrichten soll. Als bekannt wird, dass Hitler ebenfalls zur Premiere kommt, wollen die Basterds natürlich mit von der Partie sein und dem Nazi-Schrecken ein für alle Mal den Garaus machen. Und da kommt auch wieder Hans Landa auf den Plan, der seine eigene Haut retten möchte.

Darum in der Top 7: Zum Ranking der Tarantino-Filme gibt es wohl ebenso viele Meinungen wie Augenpaare, die seine Arbeit verfolgen. Ginge es nach dem Autor dieses Specials, würde „Inglourious Basterds“ einen Platz in der Top 3 des gefeierten Regisseurs einnehmen - und das nicht zuletzt weil jeder Charakter in der Geschichte der Dynamik des Films eine leicht neue Richtung verpasst. Michael Fassbenders Darstellung des Lt. Archie Hicox, wird ihm zusammen mit seiner Arbeit in „Hunger“ nicht nur den Kritikern, sondern auch einem breiten Publikum bekannt gemacht haben. Die bekannte Szene mit Fassbender, den Basterds und dem tollen August Diehl („Salt“) in einer französischen Taverne ist jedoch nur eines der vielen Argumente, die Tarantinos siebten Film zu einem so tollen machen. Denn tatsächlich ist das Werk gespickt von großartigen Momenten, sodass man sich immer wieder in dieser grausamen Welt irgendwann, irgendwo im besetzten französischen Kuhland verlieren kann. 


SHAME (2011)

Handlung: Brandon (Michael Fassbender) ist ein Geschäftmann, der in New York lebt, erfolgreich seinem Beruf nachgeht, ein nettes aber steriles Apartment hat und generell in den besten Bars ist. Durch das viele Geld hat er in einer Welt des Kapitalismus alles, was er sich wünschen könnte - nur dass er sexsüchtig ist und sich selbst damit der Freiheit beraubt. Die Bindungsängste von Brandon gehen so weit, dass er gar Schwierigkeiten hat, mit dem Besuch seiner eigenen Schwester (Carey Mulligan, "The Great Gatsby") umzugehen. Der Film folgt ihm und ihr in den Phasen ihres Lebens, in der sie nicht wissen, wohin, warum und wie lange noch.

Darum in der Top 7: Der zweite Film des britischen Künstler Steve McQueen („12 Years a Slave“) ist auch sein zweiter Film, der es in Fassbenders Top 7 schafft. Dass der Film letztendlich auf der Top-Position landen wird, war von Anfang an keine Frage. Das Porträt eines sexsüchtigen New Yorkers zeigt nämlich in Gänze die Kraft des Mediums Film, das Können des britischen Regisseurs und die Genialität von Michael Fassbender. Wer sich ein Bild von der Kunst der Schauspielerei und von kraftvollen aber ruhigen Dramen machen will, der greife zu „Shame“, denn dieser Film ist der Inbegriff der genannten Punkte. Michael Fassbender ist schlicht und ergreifend nicht genug zu loben und Dreh- und Wendepunkt des Filmes. Die Geschichte über Exzess, Einsamkeit, Furcht, autoaggressives Verhalten und emotionale Kälte ist nicht nur zermürbend, sie ist auch herzerwärmend und teilweise komplett überrumpelnd, wenn Fassbender in einer langen Aufnahme eine einzige Träne die Wange hinunterläuft. Manchmal ist es eben doch hilfreich, wenn man den Film pausieren und sich ein paar Sekunden Auszeit gönnen kann. 


Jetzt seid ihr gefragt: Seid ihr Fan von Michael Fassbenders Arbeit, freut ihr euch auf einen bestimmten Film von ihm und stimmt ihr unser Reihenfolge zu?

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