Werner Herzog ist wirklich ein Regisseur der Extreme, egal ob Dokumentationen die bis an den Rand der Erde führen oder eben der pure Wahnsinn beim Dreh: Herzog hat in seiner Karriere, wohl auch dank Klaus Kinski, schon so manch eine Katastrophe überstanden und gleichzeitig eine Schönheit offenbart, die ihn unsterblich machte. Zudem ist Herzog ein Genie in vielen Bereichen, er ist Regisseur, Drehbuchautor, Schauspieler, Sprecher, Produzent und vor allem ein Mann, der gerne fantastische Geschichten erzählt. Anlässlich seines neusten Werkes „Königin der Wüste“, mit James Franco und Nicole Kidman in den Hauptrollen (ab dem 03.09. im Kino), werfen wir erneut einen Blick auf seine bisherige Karriere und damit seine besten Werke. Wir wünschen viel Spaß beim Entdecken:
Bad Lieutenant (2009)
Handlung: Cop Terence McDonagh muss den grausamen Mord an einer afrikanischen Einwandererfamilie aufklären. Ein Zeuge, der Botenjungen Daryl, taucht auf, doch während sich Terence um dessen Sicherheit kümmert, kommt es zu immer mehr Problemen. Als schliesslich seine Freundin in Gefahr gerät, droht die Situation zu eskalieren.
Darum in der Top 10: Die Neuverfilmung des gleichnamigen Thrillers Bad Lieutenant von Abel Ferrara stellt besonders durch Nicolas Cage eine besondere Erfahrung dar. Die darstellerische Leistung ist immens, während die grobschlächtige und dreckige Geschichte zu fesseln weiß. So lebt der Film eben auch von seiner Hauptfigur, die mal komisch, mal bedauernswert und mal schillernd erzählt wird.
Grizzly Man (2005)
Handlung: Der Katmai-Nationalpark in Alaska ist ein scheinbar friedliches Idyll. Doch hier leben mit Grizzlybären einige der größten und gefährlichsten Raubtiere der Welt. Ein Mann hatte allerdings vor ihnen keine Furcht. Vielmehr glaubte er sogar, sie wären seine Freunde. 13 Jahre lang lebte Timothy Treadwell unter Grizzlybären - bis er von einem getötet wurde.
Darum in der Top 10: Die Geschichte von Treadwell ist beeindruckend und tragisch zugleich. Herzog begleitet dieses zudem aber noch eindrucksvoll mit seiner Gabe Geschichten zu erzählen und nahm sich dem Filmmaterial von Treadwell an. Herausgekommen ist eine visuell bestechende Dokumentation über die raue und ungewisse Gefahr der Natur.
Herz aus Glas (1977)
Handlung: Eine Glashütte im 19. Jahrhundert. Der Glas-Spezialist Mehlbeck verstirbt überraschend und nimmt das Geheimnis der Rubin-Glasherstellung mit ins Grab. Die Fabrik und die ganze Stadt stürzt dieser Vorfall in eine Depression. Der Hüttenbesitzer engagiert Hellseher Hias, um das Produktionsverfahren aus dem Reich der Toten zurückzuholen. Doch Hias empfängt apokalyptische Visionen von Zerstörung und kollektivem Wahnsinn - er prophezeit die Schrecken im Europa des 20. Jahrhunderts...
Darum in der Top 10: Konsequenter als in „Herz aus Glas“ war Werner Herzog wohl nie wieder; nicht in seinen weiteren Werken mit der mehr oder weniger freundlichen Unterstützung der Bundesrepublik und auch nicht in den Vereinigten Staaten. Was der Bayer hier 1976 auf die Beine gestellt hat, ist suggestive und subversive Kunst in ihrem absoluten Verständnis – Kein Wunder, dass die deutsche Filmförderung erst mal die Geldhähne für nächste Projekte zudrehte. Ein mystischer, depressiver und umso kostbarer Brocken von Film.
Stroszek (1977)
Handlung: Der Straßensänger Stroszek (Bruno S.) wird in Berlin aus dem Gefängnis entlassen. Es ist nicht das erste Mal. Mit Eva, der "Streunerin" und seinem Nachbarn Herrn Scheitz verbündet er sich zu einem bizarren Trio, um in den USA "das Glück zu suchen". In Plainsfield, Wisconsin, nahe der kanadischen Grenze, finden sie es: Während draußen die Herbstkälte durch alle Knochen zieht, sitzen sie gemütlich in einem warmen, 21 Meter langen Wohnwagen mit Farbfernseher. Doch wie immer ist das Glück nicht von Dauer. Als sie ihren Bankkredit nicht mehr zahlen können, wird der Wohnwagen versteigert. Aus ist's und kalt ist's. Und Eva verläßt Stroszek. In ihrer Not bleibt Stroszek und Herrn Scheitz nur noch ein Überfall. Mit den erbeuteten 22 Dollar gehen sie im Supermarkt gegenüber erst mal einkaufen. Herr Scheitz hat kein Glück dabei. Nach über tausend Meilen Fahrt treffen wir Stroszek im indianischen Reservat Cherokkee in North Carolina wieder. Er gibt gerade seine letzten drei Dollar für einen Imbiß aus. Die Suche nach dem Glück ist vorbei. Sein Gesicht hat einen heiteren erleichterten Ausdruck.
Darum in der Top 10: „Stroszek“ ist wohl gleich in vielfacher Hinsicht ein interessanter Film. Zum einen, weil er von Herzog anfangs gar nicht geplant war und dann innerhalb von fünf Tagen geschrieben wurde, andererseits, weil die Halbdokumentation über Stroszek von eben Stroszek gespielt wird. Authentisch, visuell umwerfend und unangenehm bewegend.
Tod in Texas (2011)
Handlung: Im Zentrum des Films stehen die verurteilten Mörder Michael Perry, der unmittelbar vor der Vollstreckung der Todesstrafe steht - er wurde am 1. Juli 2010 hingerichtet - und sein Komplize Jason Burkett, der eine lebenslange Haftstrafe verbüßt. Herzog rekonstruiert die Morde, die zu den Verurteilungen führten, zeigt die Schuldzuweisungen und Rechtfertigungen der Täter; er schildert ihre Lebensgeschichten und Milieus in Interviews mit ihren Familien und Lebenspartnern, aber auch die der Opfer und ihrer Hinterbliebenen. In Gesprächen mit Polizeiangehörigen und einem Gefängnispfarrer zeigt sich ein Bild des US-Justizsystems und der Realitäten der Todesstrafe.
Darum in der Top 10: Für seine Dokumentation „Tod in Texas“ (die auch in einer 188-minütigen Fassung existiert) reist Werner Herzog nach Texas, um dort in einem Gefängnis mit den Insassen des Todestrakts zu sprechen. Mit welcher Wärme und menschlichen Reife sich Werner Herzog diesen Menschen und ihren Geschichten annimmt, ist schon berauschend. Und genau das trifft auch auf „Tod in Texas“: Wer Menschlichkeit erleben möchte, ist hier (wie immer bei Herzog) an der richtigen Adresse.
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