So richtig rund läuft er tatsächlich nicht, dieser „James Bond 007 – Der Mann mit dem goldenen Colt“. Zerfasert und mitunter unorganisiert tingelt unsere liebgewonnene Doppelnull durch ein fernöstliches Ambiente, wie wir Pfeifen aus dem Westen es uns nur zu gerne imaginieren. Der geballte Hass, den das neunte Abenteuer der 24 Stunden rolligen Agenten erfährt, aber entzieht sich jeglicher Verhältnismäßigkeit, schließlich ist Regisseur Guy Hamilton auf seiner James-Bond-Abschiedstournee immer noch ein so qualifizierter Handwerker, dass er versteht, wie er den von Christopher Lee großartig verkörperten Bösewicht Francisco Scaramanga adäquat in Szene zu setzen hat, um diesen so die Chance zu verleihen, zu einem der memorabelsten Widersacher des filmischen Endlosuniversums aufzusteigen: Ein mit drei Brustwarzen und Goldfimmel ausgestatteter Waffennarr (und seine Knarre auch als Phallussymbol einzusetzen versteht), der im Zirkus aufgewachsen ist und seine Herausforderer im eigenen Spiegelkabinett, welches sich innerhalb von Sekunden zur psychedelischen Manege des Wahnsinns entwickeln kann, mit Vorliebe zur Strecke bringt. Darüber hinaus sind die thailändischen Lagunensets natürlich hinreißende Urlaubswerbung, während Roger Moore immer noch etwas zu aalglatt herüberkommt, sich aber mehr und mehr mit seinem prestigeträchtigen Charakter akklimatisiert. Ein ordentlicher, zufriedenstellender Film, doch doch, keiner der ganzen großen Bond-Sternstunden, aber weit besser als sein Ruf.
von Pascal Reis