Auch die dritte Episode, passend mit "Oathbreaker" betitelt, hält das bisher erfreulich hohe Niveau der sechsten Staffel. Zwischen Flashbacks, Wiederkehrern, alten Bekannten und neuen Gesichtern ereignete sich in dieser Woche so einiges. Verlieren wir also keine Zeit und steigen direkt in die Episode ein.
Holy Guacamole, ging diese Woche ab, oder ging diese Woche ab? Ich denke ich lege mich vorzeitig fest und sage: diese Woche ging ab. Jon Snow ist wieder da, nur um allen mal einen fetten Mittelfinger in die fiesen Fressen zu halten. Es gab Flashbacks in den Tower of Joy und wir sind quasi zwei Sekunden davor, endlich DIESE eine Theorie bestätigt zu bekommen. Ihr wisst schon, R+L=J. Und auch sonst war eine Menge los. Gehen wir diese Woche von uninteressant zu mächtig interessant. Und die Eröffnung geht an....
Samwell Tarly. Der immernoch mit dabei ist und keinen Plan hat, was an der Wall eigentlich los ist. Schätze er wird sich wundern, irgendwann später. Aber bis dahin wird fleissig in einen Eimer gekotzt, denn der Gute hängt mit einer plötzlich deutlich artikulierteren Gilly und einem irgendwie ablehnenden Baby auf einem Schiff nach Oldtown fest. Also, so halbwegs. Denn da sind Frauen nicht willkommen, also will er Gilly und das Baby bei seiner Familie absetzen. Arschtretende Tarlys tauchen sozusagen am Horizont auf.
So sieht die Rache aus, während sie so tut als wäre sie harmlos. © HBO |
Auch bei Arya tat sich diese Woche einiges. Prinzipiell hängt sie noch immer in der Karate Kid Grundausbildung fest, aber dieses Mal diente die Szene auch dazu, uns in Erinnerung zu rufen wie die Familienverhältnisse der Starks aussehen. Und wir wissen nun, dass der Hound am Ende nicht mehr auf ihrer Liste stand. Ausserdem besteht sie am Ende die Prüfung, wird als Niemand akzeptiert und bekommt ihr Augenlicht wieder. Es geht also in kleinen Schritten vorwärts, aber es ist wirklich mal eine angenehme Abwechslung, wenn die Belohnung für das Warten so zeitig erfolgt. Es wird sich zeigen, ob Arya wirklich voll im Kult aufgeht, oder ob sie ihr eigenes Spiel spielt. Vielleicht benutzen die Faceless Men sie auch, um ein Attentat auf jemanden vorzubereiten? Wer weiß. Man darf jedenfalls gespannt sein, wohin der Weg führen wird.
Wir sind wieder daaahaa! © HBO |
In Winterfell, um bei den Starks zu bleiben, erledigt Ramsay Bolton einen wahnsinns Job. Da sein Vater ja dank eigener Unvorsicht erstochen und seine Frau mitsamt Baby von Hunden zerfleischt traurigerweise vergiftet wurde und seine Stiefmutter mit dem Neugeborenen auf einer Farm Urlaub macht, liegt es jetzt am Junior, den Norden hinter sich zu versammeln. Den Anfang machte ein charmanter Kerl namens Smalljon Umber. Offiziell das loseste Mundwerk in der ganzen Serie, aber er sagt halt einfach die Wahrheit. Ich hoffe, er führt ein langes Leben, allerdings bin ich skeptisch. Da er auf keinen Fall vor irgendwem, erst recht nicht einem Bolton, knien wollte, zeigt Umber seine Loyalität auf anderem Weg. Auftritt Osha und Rickon, die seit fast drei Staffeln irgendwo im nirgendwo unterwegs waren. Leider aber auch Auftritt Shaggydog, der ziemlich tot war. Ramsay freut sich jedenfalls und heißt den Stark in seinem Zuhause willkommen. Wie diese Geschichte weitergeht dürfte ebenfalls spannend werden. Wird Rickon eine Art Beute für Sansas Rückkehr? Endet er im Folterkeller? Was wird Theon dazu sagen? Und wie viele Dolche hat Osha in ihrer Kleidung versteckt? Ist eigentlich auch egal, sie wird sie alle brauchen.
In Kings Landing laufen die Dinge ebenfalls wie am Schnürchen. Jedenfalls für einige Einwohner. Wir erfahren endlich, wie genau Varys seine kleinen Vögelchen unter Kontrolle hielt: mit Süßkram. Ein bisschen enttäuschend, aber vielleicht hat er ja noch mehr Tricks auf Lager gehabt, und Qyburn fängt gerade erst an zu lernen? Auch wenn diese ganze "ich hab mehr Süßigkeiten als mein Vorgänger" - Sache ein bisschen gruselig ist. Der untote Ritter, der nun endlich auch von allen Umstehenden als Sir Gregor angesprochen wird, beweist sein unglaubliches Verständnis komplizierter Sätze. Mein Beileid geht jetzt schon an den armen Kerl, der im Trial by Combat gegen diese Maschine antreten darf.
Passiv-aggresiv? Wer? Wir?!? © HBO |
Cersei, Jamie und der Mountain entscheiden spontan, mal so richtig eine Party zu ruinieren. Beim Treffen des Small Council gibt es ein Wiedersehen mit Lady "kein bullshit mit mir" Olenna, Onkel Kevan Lannister, Mace Tyrell und Maester Pycelle. Die beiden Lannister-Geschwister bestätigen im Gespräch, dass in Dorne die Dinge nicht gut laufen und wollen einige Dinge geklärt haben. Vor allem Cersei sinnt klar auf Rache, und verdammt, Lena Headey kann mit der Unterlippe zittern dass ich mich vor dem TV vor ihr fürchte. Doch der versammelte Rat hat keine Zeit für Firlefanz und verlässt, mehr (Lady Olenna, Kevan) oder weniger (Mace und Pycelle) resolut den Saal.
Tommen hat derweil eigene Ideen und will mit dem High Sparrow reden. Dabei erliegt er dem natürlichen Charme, den gefährliche religiöse Anführer irgendwie haben. Ach Tommen, so süß und unschuldig. Mama wird vermutlich gar nicht stolz sein.
Move, bitch, get out the way! © HBO |
Bei den Dothraki blickt unsere Khaleesi einer ungewissen Zukunft entgegen. In Vaes Dothrak, im Tempel der Dosh Khaleen, einer Art Altersheim für Witwen von Khals, dürfte sie theoretisch entspannen und andere Khaleesi dazu zwingen, Pferdeherzen zu essen. Da sie nach dem Tod von Khal Drogo aber in die weite Welt hinauszog, steht sie nicht länger unter Schutz und ist theoretisch Kriegsbeute, die verteilt werden kann. Diese Passivität nervt und es braucht langsam wirklich einen Drogon Ex Machina, der da mal einfliegt und aufräumt. Die Serie ist sonst vorbei, bevor Dany irgendwann mal etwas gescheites anstellt. Die Dothraki erweisen sich darüber hinaus weiterhin als unausstehliche Dude-Bros. Weg mit denen, Zeit für ein stattliches Barbeque.
In Meereen erfahren wir nach einer Staffel endlich, wer hinter den Söhnen der Harpie steckt. Völlig überraschend handelt es sich um die ehemaligen Sklavenhändler aus Yunkai, Astapor und wie die ganzen befreiten Städte noch heissen. Hat niemand kommen sehen. Varys möchte jetzt natürlich sein Netzwerk aus bestechlichen kleinen Kindern nutzen, aber da hängt ja Qyburn mit drin. Wird Cersei so erfahren, wo Tyrion sich aufhält? Das wäre mal ein würdiges Finale für diese Serie. Ein Dialoggefecht zwischen Cersei und Tyrion. Die Welt würde sich niemals davon erholen.
Offiziell der Krasseste: Ser Arthur Dayne © HBO |
In einer neuen Episode von "Lustiges Zeitreisen mit Bran Stark" geht es diesmal zum Tower of Joy. Der befindet sich in Dorne, was Dorne so ziemlich aufwertet. Jedenfalls das Dorne der Vergangenheit. In einem Flashback treffen wir auf Ned Stark, der gemeinsam mit Howland Reed und ein paar anderen Kämpfern zu seiner Schwester Lyanna will. Die sitzt oben im Turm, aber unten wartet ein saftiger Zwischenboss: Ser Arthur Dayne. Dem ist ein Schwert nicht genug, also kämpft er gleich mit zwei. Und weil meine Worte für so viel Awesomeness nicht reichen, gibt es Bildmaterial.
Chop chop! © HBO |
In einem interessanten Seitenaspekt erfahren wir auch, dass Ned nicht ganz so ehrenhaft gewonnen hat, wie er das seinen Kindern immer weismachen wollte. Da sieht man mal wieder, dass die Gewinner die Geschichte schreiben. Allerdings hört die Szene auf, bevor wir erfahren was in dem verdammten Turm ist. Ich bin hin und her gerissen. Einerseits bilde ich mir ein, zu wissen was dort auf uns zukommt, andererseits könnten uns die Autoren ja auch überraschen. So oder so, dieses hinauszögern ist eine unfeine Sache.
© HBO |
Ser Davos spricht indes aus, was wohl jeder irgendwie gedacht hat: "You were dead. And now you're not. That's completely fucking mad". Recht hat er. So wirklich verändert scheint Jon Snow allerdings nicht zu sein, allenfalls ein wenig kälter (höhöhö) wirkt er. Die große Fassungslosigkeit greift an der Wall um sich, doch der wiederauferstandene Lord Commander hat noch eine letzte Amtshandlung vor sich. In einer entfernten Anlehnung an die Worte von Ned Stark führt er das Schwert bei der Hinrichtung der Verräter, auch wenn diese einen schönen Totentanz am Seil vollführen, statt geköpft zu werden. Ser Alliser Thorne hat ein paar durchdachte letzte Worte übrig, die klar machen, dass er zwar nicht gerade der Hellste war, innerhalb seiner eigenen Logik aber doch irgendwie Recht hatte. Er und Jon stehen an zwei entgegengesetzten Enden eines Spektrums, in dessen Mitte der Schutz des Nordens steht. Olly hingegen hat nur eisiges Schweigen für Jon übrig. Dieser quittiert den Dienst in Castle Black und gibt den Mantel des Lord Commander an Dolorous Edd weiter. Denn mit dem Tod wird man von seinem Eid der Nachtwache gegenüber entbunden. Jon Snow steht also die Welt offen. Doch wie sehr lohnt sich das hinausziehen in die Welt, wenn man weiß dass am Ende nur ein großes, leeres Nichts auf einen wartet? Es sind düstere Aussichten und man darf gespannt sein, wohin der Weg führen wird.
Notizen aus dem Goldenen Buch
Willkommen an Bord, Daniel Sackheim. Sackheim ist zum ersten Mal als Regisseur bei "Game of Thrones" mit dabei. In bewährter Manier wird er auch die kommende Episode "Book of the Stranger" inszenieren. Ansonsten arbeitet er aktuell unter anderem für "The Walking Dead" und "The Americans".
Ihr wollt den Tower of Joy auch mal besuchen? Ab nach Spanien mit euch. Guadalajara, um genau zu sein. Die Ruinen von Schloss Zafra wurden als Kulisse benutzt.
Nachdem er in Staffel 3 verschwand, ist Rickon Stark nun wieder mit im Spiel, wenn auch in einer etwas dummen Lage. Außerdem: RIP, Shaggydog. Für die Wölfe läuft es echt nicht sonderlich gut in der Serie. Meine Hoffnungen liegen bei Nymeria.
Wo wir bei Rickon sind: ich finds prima dass mal ein Schauspieler, trotz fast drei Staffeln Pause, nicht ausgewechselt wurde. Auch wenn er definitiv eine Medaille für "am schnellsten gealtert" bekommt.
Bran ist ein richtiger Crowd-Pleaser geworden. Mir geht sein Genuschel und die unausstehliche Art, zu sprechen wie humanoides Valium, tierisch auf den Zeiger, aber wenn ich das ertragen muss um Flashbacks zu bekommen: immer her damit.
Wheeeeeee, Olenna ist zurück! Seit Tywin weg ist fehlte ganz klar eine ältere Autoritätsperson mit dem passenden Mundwerk. “You are not the queen, because you are not married to the king. I do appreciate these things can get a bit confusing in your family” werde ich bis zur nächsten Episode feiern. Vermutlich noch länger.
Auf der positiv-Liste für diese Woche: Keine weiteren Schlammschlachten in Dorne. Leider aber auch keine fette Action auf Pyke, und keine Spur von Sansa.