Im Jahre 2003 hätte wohl niemand damit gerechnet, dass „Navy CIS“ (viele wussten noch nicht einmal, dass es diese Behörde überhaupt gibt) zu einer der langlebigsten und kultigsten Crime-Serien aller Zeiten werden würde. Und nicht nur dies: Auch sollte es somit seinen eigentlichen geistigen Vorgänger und Vater „JAG – Im Auftrag der Ehre“ übertrumpfen. Für die Serienschöpfer Donald P. Bellisario und Don McGill ein regelrechter Erfolgskurs, der mittlerweile mit zwei Spin-Offs fortgesetzt wird („NCIS L.A.“ sowie „NCIS New Orleans“). Doch die Mischung macht es eben. Ein wenig lockerleichter Humor, tolle vielschichte wie erinnerungswürdige Charaktere, gute und abwechslungsreiche Storys sowie Darsteller, die ihren Figuren mit einer spürbaren Freude Leben einhauchen. Kein Wunder also, dass „Navy CIS“ derzeit die meistgesehenste Fernsehserie der Welt ist. Und an ein Ende ist noch lange nicht zu denken. Seit dem 18.12. gibt es unterdessen Staffel 11 (geteilt in 2 Boxen) endlich bei uns im Handel. Grund genug, um einmal einen Blick zu riskieren.
Story: „Wie immer führt Special Agent Jethro Gibbs sein NCIS-Team in unsicheres Gewässer, um sein Land zu schützen – vor einem biologischen Anschlag, einem Bombenattentat auf ein Krankenhaus und einer Terrorgruppe, die sich „Bruderschaft des Zweifels“ nennt. Nie zuvor wurden die Ermittler auf so harte Proben gestellt: Ein Teammitglied wird die Geisel eines frei herumlaufenden Terroristen und die Rückkehr des mysteriösen „Privileged Killers“ führt die Ermittler in einer Doppelepisode bis nach New Orleans. Emily Wickersham als Ellie Bishop ergänzt neu das Team um Michael Weatherly, Sean Murray, Pauley Perrette, Rocky Carroll, Brian Dietzen und David McCallum.“
Die 11. Staffel von „NCIS“ stand indes im Vorfeld unter keinem guten Stern, als bekannt wurde, dass Cote de Pablo (sie spielte immerhin in insgesamt 190 Folgen die taffe Agentin Ziva David) die Serie verlassen würde. Wer sollte die Nachfolge antreten? Und wie könnte das Team nun überhaupt weiter agieren? Zwar wurde schon einmal der weibliche Hauptpart der Serie gewechselt (damals Sasha Alexander, die nun mit „Rizzoli & Isles“ erfolgreich ist), doch folgte dies bereits früh nach Start der Serie, sodass frische Ideen noch Schwung in die Geschichten brachten. Nun folgt mit Emily Wickersham als Ellie Bishop ein Neustart, der eine gewisse Änderung hervorrufen soll. Eine Naivität gepaart mit ungewöhnlichen Arbeitsweisen, welche das Thema Terrorismus nochmals stärker in den Fokus nehmen soll (ohne die Härte einer Ziva). Für viele Fans eine gewisse Schwierigkeit, doch muss man Wickersham einen gewissen Respekt zollen, da sie sich sichtlich Mühe mit ihrer Rolle gibt. Es bleibt schlichtweg abzuwarten, wie sich ihre Figur entwickelt. Zumindest brachte uns Staffel 11 hier einen durchaus annehmbaren Start und abermals eine Bambina (immerhin).
Doch Staffel 11. bot abseits der Neubesetzung noch deutlich mehr: Da wäre die eindringliche Jagd nach Parsa, der tragische Tod von Schauspieler Ralph Waite (Jackson Gibbs in der Serie) und die Einführung von „NCIS New Orleans“. Gerade letzteres entpuppt sich jedoch als recht harmloses Beiwerk, was sich im Gesamtkontext wie die schlimmsten Zeiten von „CSI“ anfühlt. Und ja, bislang hat der zweite Ableger einen recht zahmen Start hingelegt und dies trotz eines gut gelaunten Scott Bakula. Die Prognose ist bislang düster. Doch zurück zu „NCIS“ selbst: Das Hauptproblem der letzten Staffeln waren unterdessen weder die Storys, noch die Inszenierung oder die Darsteller. Viel eher der fehlende Mut der Autoren, die Figuren endlich gebührend weiterzuentwickeln. Wo Gibbs bereits seit der ersten Staffel auf der Stelle tritt (abseits kleinerer Liebelein), hatten es zumindest Anthony DiNozzo und vor allem Timothy McGee anfangs recht gut. Der eine wandelte sich vom Frauenheld zum leisen Romantiker, während der andere vom stillen Nerd zum draufgängerischen Field-Agent wurde. Pauley Perrette als Abby ist natürlich zurücksüß wie immer, darf aber gerne auch mehr Profil bekommen. Und da wären wir auch schon beim Hauptproblem: Die Figuren treten aktuell vor allem auf der Stelle. Zwar darf Dr. Donald „Ducky“ Mallard (David McCallum ist immerhin schon stolze 81 Jahre alt) mehr und mehr einen Hauptpart übernehmen, dafür bleiben die anderen Charaktere aber etwas im Schatten zurück. Schade. Auch Staffel 11 bringt hier keine wirkliche Weiterentwicklung. Bleibt zu hoffen, dass sich die nächste Staffel hier etwas mehr Zeit und Energie nimmt.
Der Rest der Serie bleibt aber gewohnt hervorragend. Die einzelnen Fälle sind spannend, die Gags sitzen immer noch und trotz einer gewissen Routine, macht es einfach Spaß dem Team bei der Arbeit zuzusehen. Es sind eben unsere Lieblingscharaktere, die wir seit Jahren in unsere Herzen geschlossen haben. Für Fans ist somit der Blick auf die 11. Staffel einfach Pflicht.
DVD-Boxen: „NCIS“ erscheint traditionell (was durchaus zu kritisieren ist) in zwei verschiedenen Boxen. Wer also in den Genuss der vollen Staffel kommen möchte, muss sich sowohl 11.1 als auch 11.2 kaufen (immerhin aktuell je 24.99). Zumindest in Sachen Extras kommen hierbei die Fans aber voll auf ihre Kosten.
Fazit: „Navy CIS“ geht 2015 in sein mittlerweile zwölftes Jahr und ist bislang keineswegs müde. Und so kann sich auch die nun erschienene 11. Staffel durchaus sehen lassen. Zwar ist der Weggang von Cote de Pablo vor allem für Fans der Figur ein ziemlicher Schock, doch Emily Wickersham mimt als Ellie Bishop einen durchaus annehmbaren Ersatz, der noch deutlich Potenzial besitzt. Viele neue Fälle, ein Ausflug nach New Orleans sowie eine traurige letzte Folge, machen indes aus der neuen Staffel abermals eine tolle Erfahrung, die sich Fans nicht entgehen lassen sollten. Bleibt aber zu hoffen, dass sich die Figuren bald noch einmal weiterentwickeln. Denn der derzeitige Stillstand ist gefährlich.
Wertung: 7,5