Highlights des Monats:
Das Verschwinden der Eleonor Rigby - 6,5 Punkte - „Das Verschwinden der Eleanor Rigby“ führt unsere Charaktere durch eine unstetes Tal brodelnder Emotionen, Eleanor und Conor sehen sich gezwungen ihre Liebe zu hinterfragen und einzelne Momente Revue passieren zu lassen. Wie aber soll gegenseitige Liebe (auf-)atmen können, wenn man sie nur aus der Rekapitulation, als Produkt verblasster Impressionen, zurückgewinnen kann? Es ist ein Suchen und Finden, ein Fliehen und Stehen, aber niemals ein Loslassen und aus dem Herzen verbannen. Eleanor versucht ihr Leben neuzuordnen, doch um einen Neuanfang wagen zu können, muss sie vorerst lernen, sich selbst zu akzeptieren und nicht jeden Spiegel zwanghaft umzudrehen, in dem sie ihr Gesicht erblickt. Ned Benson beweist sein Gefühl für melancholische Taktungen, begegnet seinen Charakteren auf Augenhöhe und lässt vor allem Jessica Chastain erstrahlen, die durch ihr fragil-nuanciertes Spiel erneut beweist, warum sich ganz Hollywood um die rothaarige Grazie reißt.
Nightcrawler - Jede Nacht hat ihren Preis - 7 Punkte - Los Angeles, urbanes Sammelbecken für fleddernde Aasgeier und lauernde Hyänen. In ihren Reihe streunert auch Lou Bloom herum, der sich die Nächte nicht mehr länger als Hehler für einen Hungerlohn um die Ohren schlagen möchte, sondern zu Höherem berufen scheint. Und nachdem er einmal in Berührung damit gekommen, wie sich aus dem Ablichten von Verkehrsunfällen, Raubzügen, Mord und Totschlag Profit schlagen lässt, geht alles Schlag auf Schlag: Mit dem Camcorder als Waffe und die Amoral als Katalysator, geht es auf die Jagd. Blutig muss es nicht sein, aber drastisch. „Nightcrawler“ ist ein von garstig-geschliffenen Dialogsequenzen dominiertes Systemporträt der verrohten Mechanismen des Medienkosmos und dem alles dirigierenden Kapitalismus: Angebot und Nachfrage entscheiden. Wenn die Konsumenten dann auch noch richtig Angst ob der verstörenden Aufnahmen bekommen, geht die Rechnung komplett auf. Dieser von Jake Gyllenhaal fiebrig-getrieben und mit diabolischen Grinsen auf den Lippen verkörperte Lou Bloom ist die Personifizierung jener zeitgeistigen Entfremdung von Gewissen und Ethik; ein Illusionist, Manipulator, Karrierist, Autodidakt, Imitator und auch ein Quell der Inspiration, der nicht kommuniziert, sondern mit einstudierten Worthülsen auf sein Gegenüber einredet. Im Westen nichts Neues, und doch ein nachdrückliches, (leider) durch und durch realitätsnahes Erlebnis.
Flops des Monats:
Die Mannschaft - 4 Punkte - Ein Hohelied auf die deutsche Nationalmannschaft, welches nichts über den Aufenthalt in Brasilien und großzügig jedwede Kontroverse, die sich um die Weltmeisterschaft gesponnen hat, verschweigt. Öde, ohne jeden Mehrwert und die Beschreibung 'Dokumentation' keinesfalls verdient.
Interstellar - 5 Punkte - Zu Anfang trichtert Matthew McConaughey seiner Tochter noch enthusiastisch ein, dass der eigentliche Wert der Wissenschaft immer aus dem Hinterfragen, dem Analysieren, dem Bezweifeln keimt. Christopher Nolan aber möchte uns als Zuschauer derlei Freiheiten nicht gewähren. Ja, „Interstellar“ ist großspurig und breitärschig, (zeitweise) dröhnend und verschwurbelt. Das wäre aber kein sonderliches Problem, würde sich das ambitionierte Drehbuch in seinem humanistischen Grundsatz nicht in derart forcierten Konkretisierungen jedweder astro- und quantenphysikalischen Begebenheit erschöpfen und stattdessen das im Kern durchaus vorhandene Herz losreißen, beflügeln und ihm unentwegt Auftrieb verleihen. „Interstellar“ jedoch erlaubt sich keinen Mut zur Lücke, er will nicht hinabsteigen in transzendente Furten, den Zuschauer herausfordern, und weil Christopher Nolans Herz im Kopf schlägt, weil er nur die ganz großen Ideen kennt, aber nie die tiefergehenden Ausführung berücksichtigt, verbaut er so die Seele des Films und nimmt ihm auf lange Sicht die Luft zum Atmen. Egal wie sehr er sich dann auf den letzten Metern doch noch um Hau-Ruck-Emotionen bemüht.
Diesen Film hab ich mir mal wieder angesehen:
Okay, 'Film' passt nicht, vielmehr war es eine Trilogie: Und zwar die „Austin Powers“-Reihe. Sicher nicht Jedermanns Humor, aber doch eine liebevolle Parodie auf die ganzen Agenten-Chosen, die sich von Teil zu Teil deutlicher mit ihrer Meta-Möglichkeit akklimatisiert, zum Ende hin aber leider etwas auf der Stelle trabt. Aber sympathisch!
Meine aktuelle Lieblingsserie:
Natürlich „Sons of Anarchy“. In nächster Zeit wird deswegen auch besonders schwer für mich: Abschiednehmen ist angesagt. Doch wir werden uns wiedersehen und wenn nur in einem schmucken Re-Run.
Das guck ich nächsten Monat auf jeden Fall:
„Der Hobbit: Schlacht der fünf Heere“. Muss halt sein.