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Moviebreak Monatsrückblick: Januar

von Levin Günther

1. Meine Highlights des Monats:

The Gift: Sehr starker Thriller nach klassischem Format. Konsequent inszeniert - mit einer herrlich neurotsichen Note versehen, toll gespielt und mit einer stetig wachsenden Aura der Bedrohung gesegnet. Feinste Paranoia--Spannung. Ein wirklich, gelungenes Regiedebüt von Joel Edgerton

Evil Dead (Extended Bootleg): Die ganz große Erweiterung ist es sicher nicht und dennoch ist die Extended Version besser als die Kinofassung. Die Gewaltszenen, die nun noch etwas bösartiger sind, waren aber nicht wirklich für mich ausschlaggebend, viel mehr waren es die kleinen aber feinen Zwischenszenen der dämonisierten Mia im Keller, die dem Schmodder-Horror wirklich gut getan und die Garstigkeit von „Evil Dead“ noch etwas mehr in die Höhe getrieben haben. Das zusätzliche Ende hingegen hätte ich nicht gebraucht, dafür war die finale Einstellung der Kinoversion visuell zu schön und narrativ herrlich pessimistisch. Immer noch ein gelungenes Remake und irgendwie hoffe ich wirklich, dass diese Fassung eines Tages noch offiziell ihren Weg in die Regale der Fans findet. Ich freu mich jedenfalls auf Fede Alvarez nächsten Film, „A Man in the Dark“. Der Mann hat nämlich definitiv Talent

The Hateful 8: Bereits in „Django Unchained“ erzählte Tarantino von Rassismus, Vorurteile und – natürlich – Rache. „The Hateful Eight“ nimmt sich dieser Thematiken erneut an, anders als bei seinem ersten Western verzichtet er aber darauf dies mit einer fast schon comicartigen Patina zu belegen. So ganz auf zitierfähige Oneliner und natürlich teils absurde Gewalteskapaden kann Tarantino zwar auch hier nicht verzichten, doch der Tonus von „The Hateful Eight“ ist weit aus ruppiger, düsterer und durchzogen von einem alles verdunkelnden Pessimismus, der allerdings im letzten Akkord aufbricht und am Ende die Hoffnung obsiegen lässt, auch wenn diese blutbesudelte und versifft daher kommt. Doch bevor es dazu kommt schwelgt Tarantino in einer filmischen Symphonie der Bilder und Figuren und dies in einer Geschwindigkeit die man am ehesten als gemächlich bezeichnen kann. Wie gewohnt sind die Dialoge lang und die Figuren Stereotypen. Zumindest zu Beginn. Nach und nach werden diese charakterlichen Blaupausen aufgebrochen. Aus diesem Kokon schlüpfen aber keineswegs (Anti-) Helden. Vielmehr ist „The Hateful Eight“ eine Ansammlung von Schurken. Das Gute, welches am Ende – mit der allerletzten Szene – beschworen wird, hat hier weder in einer Pferdekutsche, noch in der Herberge mitten im verschneiten Wyoming Platz. Tarantino zelebriert die Poesie des Bösen: Rassismus, Neid, Misstrauen, Gewaltbereitschaft, Niederträchtigkeit und Verrat. Mit großer Verve zerlegt er den Mythos des Helden.


2. Meine Flops des Monats:

Heil: Satire ist schön, Satire ist wichtig und Satire kann und darf gerne auch mal richtig schön stumpf und scheiße sein. So wie „Heil“. Da wird sich genüsslich über dumme V-Männer und die noch dümmere Staatssicherheit lustig gemacht, die ostdeutschen Neonazis schmieren „Weit Bauer“-Graffitis auf die Bahnhofsmauern und in den Talkshows der Republik wird alles zu Tode diskutiert, inkl. Selbstdarstellungsbühne. Das alles hat was, trifft hin und wieder sogar voll ins komödiantisch Rabenschwarze und dennoch bleibt „Heil“ nur oberflächlicher Klamauk, der Relevanz vorgaukelt und niemals wirklich wagt seine Thematik so zu behandeln, dass mehr übrig bleibt als bloße Plattheiten.

Joy – Alles außer gewöhnlich: Es ist irgendwie immer das Gleiche mit diesem Russell. Seine Darsteller geben sich Mühe, die Geschichte ist auch nicht uninteressant und die Inszenierung besitzt durchaus ihre ganz spezifischen Eigenheiten. Doch narrativ wirkt es immer so, als ob Russell selbst irgendwie keine rechte Lust auf das Projekt hat und doch lieber was anderes machen würde. Das wird gerne auch immer dann deutlich, wenn seine Filme plötzlich einen stilistischen Sprung machen, der sich so gar nicht einpassen will und ein Gefühl der einfallslosen Kuriosität zurücklassen. Bei „Joy“ ist das auch nicht anders. Wieder ein Werk von David O. Russell, was sich seltsam unfertig anfühlt.

Creed – Rocky’s Legacy: Ich bin wahrscheinlich nicht „Rocky“-Fan genug, aber abseits von seiner gelungenen Inszenierung hat mich das ziemlich kalt gelassen. Stallone darf halt wieder seinen Senior-Rocky auspacken und den Krebs bekämpfen, während der von mir sehr geschätzte Michael B. Jordan sich als Heißsporn versucht und sich als Mister Missverstanden 2015 durch die vorhersehbare und durch und durch mutlose Geschichte krakeelt. Ein Film der komplett im Underdog-Tiefflugmodus unterwegs ist und der „Rocky“-Reihe wenig, bis kaum Neues hinzufügt.


3. Diesen Film habe ich nach langer Zeit wieder gesehen:

"Zwei hinreißend verdorbene Schurken" von Frank Oz und mit Steve Martin und Michael Caine. immer noch höchstamüsant.


4. Meine aktuelle Lieblingsserie:

Hab endlich die zweite Staffel von "Fargo" beendet. Nicht mehr ganz so sensationell wie die erste Season, aber immer noch großartig. Schade, dass ich jetzt wieder so lange auf Staffel 3 warten muss.


5. Was ich im Februar gucken möchte:

"Zoolander 2" und "Deadpool". Definitiv geguckt wird: "Raum", "13 Hours" und "Zoomania"


6. Das habe ich zuletzt gedacht:

Alles Gute wird durch Schmerz erkauft.


7. Was ich aktuell neben Moviebreak mache:

Es. Gibt. Nur. Moviebreak.


8. Was mich demnächst beschäftigen wird:

Es. Gibt. Nur. Moviebreak.


9. Der Monat Januar in einem Wort:

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