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Moviebreak interviewt Moviebreak: D0mas

von Sebastian Groß

Quizfrage: Welcher Moviebreak-Autor hat einen kurzen Namen mit einer Null darin? Richtig, gesucht ist D0mas. Genau dieser nahm all seinen Mut zusammen und stellte sich tapfer und aufrecht unseren Fragen. Das Ergebnis ist ein Interview, bei dem es u.a. um Sören, Trolle und zweite Chancen ging. Außerdem haben wir dezent Werbung eingebaut. Viel Spaß beim lesen.

Steckbrief

Name: Thomas Söcker (D0mas)

Herkunft: Hannover

Lieblingsfilm: Oldboy, Herr der Ringe, Krieg der Sterne, Donnie Darko, Kill Bill

Erster Beitrag bei MB: Special: Top 10: Comichefte/Bände sowie Figuren, die unbedingt eine Verfilmung brauchen

Letzter Beitrag bei MB: Kritik zu A Quiet Place

Wunschvideo: Nerd Crew Episode 4: The Last Jedi Trailer Breakdown and Analysis!


Danke für deine Zeit. Beginnen wir das Interview klassisch: Wie bist du zu Moviebreak gekommen?

Halli Hallo! Ich bin damals bei der Suche nach coolen Movieportalen auf Moviereporter gestoßen und habe mich da immer wieder als User engagiert, Userkritiken geschrieben und News kommentiert. Dann irgendwann kam der Wechsel zu Moviebreak, den ich natürlich mitgenommen habe. Als Teil der Crew wurde ich ein paar Monate später aktiv, weil ich mir dachte: "Wenn du eh schon immer wieder schreibst und jeden Tag die Seite besuchst, kann ich das ja auch etwas offizieller machen."

Im Interview mit Soren hat er erzählt, dass du ihn zu Moviebreak gebracht hast. Dafür erst einmal Danke. Woher kennt ihr beiden euch eigentlich und wie genau hast du ihn zu Moviebreak gelockt?

Sören und ich kennen uns schon seit dem Beginn meines Studiums. Er hat damals fast das gleiche studiert und mit einem guten Freund von mir zusammengewohnt. Nach Tagen und Nächten voller Gequasel über Filme und TV, habe ich ihm irgendwann gesagt, dass ich für Moviebreak schreibe und er sich ja auch dort bewerben könnte. Und Zack: schon war auch Sören Teil des Teams.

Kann eine geschriebene Kritik, bzw. Meinung die Qualität eines Gesprächs über den jeweiligen Film eigentlich ersetzen?

Hm, ich glaube, dass sind zwei ziemlich unterschiedliche Dinge. In meinem Fall entsteht ein großer Teil einer Kritik nach Gesprächen mit Leuten, die den Film auch gesehen haben. Da bildet sich meistens ein recht spannender Diskurs, der mir oftmals auch neue Blickwinkel auf den Film eröffnet. Ich persönlich höre mir beispielsweise lieber einen Podcast über einen Film an als eine komplette Kritik zu lesen. Als Konsument finde ich das spannender, weil verschiedene Meinungen zusammenkommen und diese auch ausführlicher dargestellt werden können. Kritiken schreiben finde ich aber auch unheimlich spannend. Allein die Aufgabe das eben Gesehene in ein paar Absätze zu kondensieren und dabei irgendwie den Nerv dessen zu treffen, was man gerade empfunden hat, ist immer wieder eine Herausforderung, die zum Nachdenken einlädt. Was ich also versuche zu sagen ist, dass ich sowohl das Gespräch über einen Film wie auch eine Kritik dazu sehr wichtig und spannend finde. Wenn ich mich entscheiden müsste, würde ich vermutlich zu Gunsten des Gesprächs auf die Kritik verzichten.


"[...] selbst wenn sich direkt kein Gespräch ergibt, suche ich spätestens ein paar Tage danach eine Konversation über den Film [...]"


Du bist also jemand, der nach der Sichtung eines Films,etwa nach einer Pressevorführung, auch gerne das Gespräch sucht, auch mit fremden Gesprächspartnern?

Ab und zu schon. Vor allem wenn ich wirklich Redebedarf nach der Pressevorführung habe. Oftmals ergibt sich das aber nach bestimmten PV's von selbst. Ich denke da zum Beispiel an die Das Zeiträtsel-Pressevorführung, wo die halbe Kritikerschar am Ende in der Lobby stand und sich wild darüber unterhalten hat, was da eigentlich gerade auf der Leinwand passiert ist. Die Angestellten von der Agentur sorgen auch oft dafür, dass sich Gespräche ergeben. Und wenn ich mit einem Kumpel in der PV war, wird sowieso gequatscht was das Zeug hält. Also ja, selbst wenn sich direkt kein Gespräch ergibt, suche ich spätestens ein paar Tage danach eine Konversation über den Film. Das muss dann einfach raus.

Schön zu wissen, dass es bei deiner PV zu Das Zeiträtsel genauso war. Wie ist es denn, wenn kein Gesprächspartner zur Verfügung steht?

Dann beginnt der Dialog in meinem Kopf (lacht). Oder ich quatsche meinen Mitbewohner oder meine Freundin mit der Filmsichtung zu.

Wann ist es eigentlich ein Segen über Filme und Serien schreiben und publizieren zu können und wann ist es, gelinde gesagt, einfach nur zum kotzen?

Ich sehe es grundsätzlich als Segen an. Vor allem, wenn mir der Film richtig viel Spaß gemacht hat! Aber auch Filme, die es mir schwer machen über das Gesehene zu schreiben, machen den Job so viel interessanter. Bei Filmen wie A Beautiful Day musst du dich wirklich hinsetzen und grübeln, wie die Kritik denn jetzt aussehen soll und wie ich dem Film gerecht werden kann. Publizieren ist vor allem dann toll, wenn man konstruktive Rückmeldung bekommt und man über die Meinungen diskutieren kann,. Zum Kotzen finde ich es dann höchstens, wenn man sehr viel Arbeit in eine Review gesteckt hat (sei es geschrieben oder als Video) und man dann nur sehr wenige und vor allem negative Kommentare bekommt. Da ist dann nicht der kreative Prozess zum kotzen, sondern der Fallout dessen sozusagen. Kritik an meiner Kritik finde ich immer super, aber manche Rückmeldungen in Sinne eines "du bischt voll dum ey" machen einem viel Freude daran kaputt.

Kritik als Video? Kann man dich etwa im Internet auch sehen? Deine Chance für etwas Promotion.

Haha, es hat funktioniert! Ja, ich mache mit einem Freund zusammen Videos über Filme auf Youtube. Also Kritiken, Podcasts, V-Logs und so weiter und so fort. Der Channel heißt Feuer und Filme. Da gibt's uns dann live und in Farbe. Ausgenommen live.

Was verbraucht mehr Arbeitszeit? Eine Videokritik, oder eine schriftliche?

Eine Videokritik. Was auch daran liegt, das ich die nur daheim machen kann (Kamera, Programm etc.) und mir dann Abende frei nehmen muss. Eine schriftliche Kritik kann ich auch in der Uni schreiben. Oder wenn bei der Arbeit mal gar nichts los ist, auch ganz heimlich dort... Oh, ich sehe du hast gerade abonniert!


"[...] Wenn ich mir bei einer geschriebenen Kritik genug Gedanken gemacht habe, laufen die Worte nur so aus meinen Händen heraus [...]"


Erwischt! Aber keine Sorge, bei YouTube bin ich nur als Zuschauer, nicht als Brüllaffe aktiv. Ich persönlich hätte jetzt eigentlich gedacht, dass eine Kritik in Videoform einfacher ist. Im Grunde kannst du dich doch einfach vor eine Kamera stellen und kurz herunter rattern, warum dir Film X nicht gefallen hat. Habe ich da etwa eine falsche Vorstellung von der Produktion solcher Videos?

Was Formulierungen und den eigentlichen Dreh des Ganzen angeht, ist es durchaus etwas einfacher als eine Kritik zu schreiben. Wir achten aber sehr darauf, dass unsere Reviews nicht allzu lang werden, dass genug Bild- und Trailermaterial zu sehen ist und dass auch der Thumbnail neugierig auf das Video macht. Das sind also durchaus viele Dinge, die man beachten muss. Und weil Yoyo (D0mas Kollege bei Feuer und Filme, Anm. d. Red.) und ich gerne viel zu viel quatschen, dauert auch der Schnitt immer wieder seine Zeit. Wenn ich mir bei einer geschriebenen Kritik genug Gedanken gemacht habe, laufen die Worte nur so aus meinen Händen heraus. Da muss ich dann höchstens noch ein bisschen an der Grammatik und Satzstellung feilen.

Glaubst du, es wäre gut für Moviebreak, wenn wir neben den klassischen Kritiken auf Videoformate produzieren?

Ich glaube schon. Es wäre allerdings ein großer Arbeitsaufwand zusätzlich. Vermutlich müsste man ein oder zwei Mitarbeiter zu Videokritikern ernennen, die dann primär Videos erstellen. Versuche öfters Videos zu veröffentlichen gab es auf Moviebreak ja auch hin und wieder. Gerade im Newsbereich. Und die wurden, soweit ich das mitbekommen habe, sehr gut aufgenommen. Ich glaube, man müsste aber zusätzliche noch eine schriftliche Kritik bringen oder zumindest das Fazit schriftlich hinzufügen, für Leute, die das Video nicht sehen wollen. Aber ab und zu wäre das sicherlich eine spannende Sache. So könnte man auch die Präsenz auf Youtube ausbauen.

Braucht es eigentlich Überwindung sich vor eine Kamera zu stellen und seine Meinung zu vermitteln? Als Autor bei Moviebreak bleibt ja irgendwie schon immer eine Art Anonymität bestehen?

Von meiner Seite aus nicht. Aber ich kann verstehen, wenn man sich im Video nicht zeigen will. Ich selbst konsumiere ziemlich viele Youtube-Filmreviews, daher habe ich mir dann auch einige Dinge abgucken können. Die angesprochenen fiesen Kommentare, und von denen gibt's einige, gehen einem aber tatsächlich etwas näher. Aber das liegt auch daran, dass der Ton auf Youtube leidergottes ziemlich kindisch ist. Ich habe dennoch kein Problem mich den Zuschauern zu zeigen. Im besten Fall lernen sie mich und meine Art Filme zu bewerten so etwas schneller kennen.

Welche YouTube-Reviewer würdest du empfehlen? Einmal abgesehen von Feuer und Filme. Ach ja, die Jacke die dein Kollege bei eurer Ready Player One-Review trägt ist anbetungswürdig.

Haha, seine Jacke ist auf jeden Fall ein Highlight des Channels! Ich gucke primär Youtuber aus dem amerikanischen Raum. Darunter gefallen mir die Kritiken von Mr. Sunday Movies, Red Letter Media oder auch Screen Junkies sehr gut. Das schöne ist, dass man die Leute und ihre Art Filme zu bewerten, wie gesagt, relativ schnell kennen lernt und man sich so einen guten Überblick über verschiedene Geschmäcker verschaffen kann.

Glaubst du eine Ausarbeitung der Team-Seite von Moviebreak, oder der einzelnen Profilseiten der Autoren, wäre hilfreich, dass unsere User die einzelnen Redakteure besser kennen lernen, oder wäre das letztlich Zeitverschwendung, weil man per Video einfach besser Informationen übermitteln kann?

Eine Ausarbeitung wäre sicherlich spannend. Aber ob man die Kritiker in ihrer Art zu schreiben so wirklich besser kennen lernen kann bezweifle ich mal. Ich denke am besten lernt man den Kritiker über die Kritiken, die sie oder er schreibt, kennen. Also einfach öfters auf den Namen unten rechts achten, dann macht eine Wertung auf einmal auch viel mehr Sinn.


"[...] Da ist es schwer sich von eigenen Gefühlen zu trennen [...]"


Zum Thema Wertung: Kennst du dieses Gefühl, wenn du über einen Film schreibst (oder ein Video machst), den die ganze Welt zu lieben scheint, du selbst diese Meinung aber nicht teilst? Ist es dir dann egal, wenn auf Veröffentlichen klickst, oder gibt es dann schon Hintergedanken wie „Vielleicht war ich nicht richtig auf den Film vorbereitet“ oder „Ich hab den Film vielleicht nicht verstanden“?

Absolut. Das ist dann auch der Nachteil, wenn man sich vor dem eigenen Schreibprozess andere Reviews anschaut oder viel mit anderen über den Film redet. Hab das erst kürzlich bei The Death of Stalin gemerkt und ernsthaft an mir gezweifelt. Eine Frage wie "Inwiefern hat mich meine Stimmung im Moment der Filmsichtung beeinflusst" finde ich auch absolut legitim. Da ist es schwer sich von eigenen Gefühlen zu trennen. Ich versuche dann immer auf die positiven Aspekte hinzuweisen oder gar zu sagen, dass meine negative Reaktion natürlich nur meine Meinung ist. Aber Meinung bleibt Meinung. Mir hat der Film nicht gefallen. Und wenn ich das begründen kann, gibt's auch keinen Grund sich dafür zu schämen.

Gab es denn Momente bei Moviebreak, bei denen du dich mal geschämt hast?

Für eine Kritik? Nein. Wenn ich mich schäme, dann für eine blöde Formulierung oder für Rechtschreibfehler, die ich im Nachhinein entdecke. Aber für die Meinung in der Kritik bisher noch nicht. Auch wenn sich diese mit der Zeit geändert hat.

Und was ist mit Fremdscham?

Mit Sicherheit. Obwohl ich da jetzt kein genaues Beispiel benennen kann. Es gibt einfach Kommentare, die manchmal echt hirnverbrannt herüberkommen. Und da frage ich mich oft, wie man so was überhaupt veröffentlichen kann. Aber auf Moviebreak ist das die Seltenheit. Der Ton in der Community ist immer noch relativ respektvoll. Der Diskurs steht oftmals im Mittelpunkt. Das war zu Moviereporter-Zeiten auch schon so. Daher gefiel es mir dort so gut und daher bin ich geblieben.

Warum glaubst du, hat Moviebreak keine größeren Probleme mit den sogenannten Trolls? Sind wir vielleicht einfach zu klein und unbekannt?

Ich glaube Trolls schleichen sich auch auf kleinen Portalen ein. Vermutlich liegt es daran, dass unsere User (und wir natürlich auch) einfach Bock haben ihre Meinungen kund zu tun und andere zu lesen. Da mag es dann ab und zu etwas hitzig oder herablassend zugehen, aber die meisten haben wirklich etwas zu sagen, anstatt einfach nur Kontra geben zu wollen.


"Ich wünsche mir Liebe und Frieden [...]"


Beim durchstöbern deines Profil ist mir aufgefallen, dass „nur“ 26 Lieblingsfilme hast. Andere User oder Autoren haben deutlich mehr. Bist du einfach nur sehr anspruchsvoll, oder hat diese Bezeichnung „Lieblingsfilm“ vielleicht einfach nicht den gleichen Stellenwert wie bei anderen?

Tatsächlich liegt das daran, dass ich irgendwann aufgehört habe Filme als "Lieblingsfilm" zu markieren. Mir fällt es einfach zu schwer mit gutem Gewissen und mit voller Überzeugung von einem "Lieblingsfilm" zu sprechen. Einige Ausnahmen gibt es da natürlich. Das ist wie mit der ominösen 10/10-Wertung, die ich genau so wenigen Filmen zusprechen würde wie eine 1/10. Mit Superlativen bin ich immer vorsichtig. Das müssen dann schon Filme sein, die mich persönlich massivst geprägt haben.

Bristleback hat sich in seinem Interview als kein großer Fan dieser Punkte-Wertungen geoutet. Wie stehst du dazu?

Ich sehe das ähnlich, aber nicht ganz so kritisch. Da komme ich wieder zurück auf die ganze Kennenlern-Sache: Wenn man den Kritiker und seine Art Wertungen zu geben kennt, dann kriege ich auch einen Mehrwert aus der Zahlenwertung. Sonst aber nicht. Dazu ist eine Zahl einfach zu nichtssagend. Grundsätzlich wäre ich auch mit "Empfehlung" oder "Keine Empfehlung" zufrieden. Das lädt dann vielleicht auch mehr Leute dazu ein die gesamte Kritik zu lesen, anstatt sich nur Fazit und Wertung anzugucken.

Hat eine Kritik, die du gelesen oder gesehen hast, schon einmal dazu geführt, dass du einem ungeliebten Film eine zweite Chance gegeben hast?

Ja, aber erst wenn schon einige Zeit nach der Sichtung vergangen ist. Dann macht mich eine positive Kritik auf einmal wieder auf den Film aufmerksam und ich denke mir "Vielleicht war ich damals einfach zu jung dafür". So ging es mir mit Pulp Fiction oder auch 2001: A Space Odyssey.

Bei welchem Film oder welcher Serie wurdest du dir wünschen, dass andere ihr noch einmal eine zweite Chance geben würde?

Uff, schwere Frage. Ich bin zum Beispiel total geschockt davon, dass so viele Leute Watchmen doof finden. Damals dachte ich noch, dass eine rosige Zukunft vor sich hat. Ich habe den damals gefeiert und finde ihn auch heute noch Außergewöhnlich. Daran hat auch das Lesen des Graphic Novels nichts geändert. Und wem man unbedingt eine zweite Chance geben muss, ist Anders Thomas Jensen. Da spreche ich nur aus eigener Erfahrung, aber ich kenne viele Leute, die den Stil des Regisseurs und seine grotesken Filme gar nicht leiden konnten (mich eingeschlossen) und nach der Zweitsichtung zu Riesenfans wurden. Also falls es Leute da draußen gibt, denen Dänische Delikatessen oder Adams Äpfel nicht gefällt, dann sage ich: "Gebt ihnen vielleicht noch eine Chance."

Wie kann man bitte Watchmen oder den großartigen Adam Äpfel nicht mögen?! Es gibt wirklich seltsame Menschen. Aber gut, das soll es hiermit gewesen sein. Wie alle anderen  erhältst auch du nun die Chance Wünsche bzgl. Moviebreak zu äußern.

Ich wünsche mir Liebe und Frieden und zehn Lose der Glückslotterie. Und vielleicht eine etwas bessere Suchfunktion.

Ich glaube die ersten beiden sind machbar. Danke für das Interview.

Gerne.

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