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Miss Marple - Die komplette Serie - Kritik

von Sebastian Pierchalla

Inhalt

Miss Marple, eine sympathische alte Dame, die zwischen ihrer Strickarbeit und dem 4 Uhr Tee gerne rätselhafte Morde im beschaulichen St. Mary Mead aufklärt, gehört seit den 30er Jahren zu einer der beliebtesten Roman Figuren der Welt. Die Detektivin, aus der Feder von Agatha Christie, kann auf Stolze 12 Romane, sowie 3 Bände voll Kurzgeschichten blicken, eine stattliche Zahl, auf die selbst der Kollege Sherlock Holmes neidisch ist.

In der Remastered Collection der BBC Serie Miss Marple, bekommt der Zuschauer nun erstmals alle 12 Filme mit der charmanten Joan Hickson kompackt in einer DVD Box, HD restauriert und teilweise zum ersten Mal in deutscher Sprachausgabe.


Kritik

Agatha Christie ist in vielerlei Hinsicht ein wahres Phänomen. Mit über 2 Milliarden verkauften Romanen ist sie die erfolgreichste Krimiautorin der Welt und ihre Romanfiguren, wie etwa die scharfsinnige Miss Marple, oder der exzentrische Hercule Poirot, kennt eigentlich jedes Kind.

Grund für ihren Erfolg ist dabei die Mischung aus sympathischen Protagonisten, exotischen Nebenfiguren, spannenden Fällen und dem opulenten Charme der 30er Jahre. Natürlich haben es ihre Geschichten auch unzählige Male auf die große Leinwand gebracht, ein wahres Prunkstück ist dabei sicherlich die Fernsehserie Miss Marple, produziert und ausgestrahlt von der BBC in den Jahren 1984-1992. Christie selbst war mit vielen Umsetzungen ihrer Werke nicht wirklich zufrieden, daher gab sich Produzent Pat Sandys alle Mühe, um der verstorbenen Autorin endlich die filmische Fassung der Miss Marple Reihe zu bieten, die sie verdient hat.

Der erste Schritt in diesem Unterfangen war die Nominierung der damals 80 jährigen Joan Hickson, die auf eine knapp 60 jährige Karriere als Schauspielerin zurückblicken durfte. Hickson war Wunschkandidatin von Agatha Christie, nachdem diese sie bereits 1946 in einer Theateraufführung ihres Romans Appointment with Death bewundern durfte. Hickson spielt hier sicherlich die Rolle ihres Lebens, denn die Grande Dame des britischen Fernsehens verkörpert die Rolle von Miss Marple gekonnt mit einer Mischung aus englischem Charme, kühler Logik, warmer Herzlichkeit und jener Hartnäckigkeit, welche selbst die zähsten Hunde irgendwann in die Knie zwingt. Es ist besonders interessant zu beobachten, wie sehr sich Gestik und Mimik der Schauspielerin verändern, wenn sie etwa in einer Szene mit einer guten Freundin bei einer Tasse Kaffee über den neusten Klatsch in der High Society plaudert und in einer späteren dann den Mörder eiskalt überführt. Zeitgleich muss sich die rüstige Rentnerin das ein oder andere Mal mit ihren männlichen Kollegen herumärgern, denn auch wenn viele ältere Detektive ihren Spürsinn anerkennen und wertschätzen, trifft sie doch alle Nase lang auf junge Grünschnäbel, die eine alte Oma im grauen Tweedkostüm nicht so recht ernst nehmen wollen. Die Spannung, die sich aus jenen Situationen unweigerlich ergibt, löst Hickson ebenfalls sehr gekonnt durch ihr Schauspiel, denn auch wenn Dialoge und Setting natürlich von den Romanen diktiert werden, so bleibt es letzten Endes doch an der Schauspielerin jene Szenen glaubwürdig umzusetzen.

Apropos Szenerie, der eingangs erwähnte Glanz der 30er Jahre wurde in Miss Marple perfekt eingefangen, denn die Serie ist üppig ausgestattet und so wirken die Schauplätze, wie etwa opulente Herrenhäuser, schnittige Country Clubs, malerische Kirchen und viele mehr wie aus einem Guss. In den detailverliebten Schauplätzen gibt es stetig etwas zu entdecken und die Kostüme der Darsteller tun ihr übriges, um sich in jene Welt zu verlieben.

Kritik muss hingegen bei der eigentlichen Handlung vieler Fälle geäußert werden, denn die Geschichte entfaltet sich oft nur sehr gemächlich, bei einer Laufzeit von knapp 105 Minuten pro Folge auch kein Wunder. Es war sicherlich im Interesse der Autoren so viel aus den Romanen wie möglich einzubauen, dennoch hätte man viele Episoden besser auf straffe 90 Minuten kürzen können, um etwaigen Leerlauf im Spannungsbogen vorzubeugen. Ansonsten gibt es inhaltlich aber nicht viel zu bemängeln, man bekommt den gewohnten Agatha Christie Charme, der in Sachen Spannung und Intensität nicht ganz mit modernen Serien mithalten kann, aufgrund der sympathischen Figuren aber dennoch für über einen Großteil der Lauflänge gut unterhält.


Technische Daten

Technisch gibt es an der DVD Box nichts auszusetzen. Die HD Restauration ist gut gelungen und so können der Sound ( Dolby Digital 2.0 Mono), sowie das Bild (4:3) auch nach knapp 30 Jahren noch überzeugen. Als Bonus gibt es dazu noch ein kleines Booklet, mit interessanten Hintergrundinformationen zur Romanfigur, der Serie und der Hauptdarstellerin, sowie einer kurzen Episoden Übersicht. Für einen fairen Preis von 20€ warten hier knapp 24 Stunden Unterhaltung auf den Zuschauer.


Fazit:

Miss Marple ist Kult und mit der 12-teiligen Serie der BBC bekam die verstorbene Agatha Christie vermutlich endlich die Adaption ihrer Romanfigur, die sie sich immer gewünscht hat. Gute Schauspieler, opulente Ausstattung und der gewohnte Charme der britischen Autorin, Krimi Fans der alten Schule können bei dieser DVD Box im Grunde nichts falsch machen.

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