Inhalt
Ogami Itto (Tomisaburô Wakayama) war einst ein ehrenvoller Samurai im Dienste des Shoguns, für den er jahrelang die Rolle der Exekutive übernahm. Ogamis Aufgabe war es, die in Ungnade gefallenen Fürsten und deren Familien rituell zu köpfen, wie es der Ehrenkodex der Samurai verlangt. Doch daheim bei seiner Frau Azami (Keiko Fujita) und seinem kleinen Sohn Daigoro (Akihiro Tomikawa) konnte er all diese Taten hinter sich lassen, um im Schoße seiner Liebsten Frieden zu finden. Diese Idylle wurde eines Tages jedoch zu einem blutigen Ende gebracht, als 3 vermummte Gestalten sich Zutritt in sein Heim verschaffte und Ittos komplette Familie samt der Hausbelegschaft kaltblütig ermordeten. Einzig sein kleiner Sohn konnte dem Massaker wie durch ein Wunder entkommen. Noch bevor sich Itto auf den Weg machen konnte um die Mörder zu finden, betritt plötzlich der Präfekt der Provinz Kurando Yagyû (Shigeru Tsuyuguchi) die Bühne, mitsamt einem Brief der Attentäter, die mittlerweile Selbstmord begangen haben.
In ihrem Brief klagen sie Itto des Hochverrats an und urplötzlich finden sich dafür auch Beweise im Familientempel des Hauses. Dieser merkt jedoch schnell, dass es sich hierbei nur um eine Falle des Präfekten und dessen Vater Bizennokami Yagyû (Fumio Watanabe) handeln kann, damit sie an seine Position am Hofe des Shoguns gelangen können.
Angetrieben von dem Wunsch die Mörder seiner Frau zu rächen, verlässt Itto den ehrenvollen Weg der Samurai, um fortan, zusammen mit seinem Sohn, auf dem „Pfad der Hölle“ zu wandern.
Als namenloser Ronin zieht er fortan durchs Land um sein Schwert in die Dienste jedes Mannes zu stellen, der ihn dafür ausreichend entlohnt, stets vom Wunsch angetrieben, die Familie Yagyû für ihre Taten zu bestrafen.
Kritik
Spricht man heutzutage von den großen Meilensteinen der Samurai Filme, so würde man neben Titeln wie „The Seven Samurai“, „Yojimbo“, oder „Sanjuro“ auch immer wieder über den Namen „Lone Wolf and Cub“ stolpern. Basierend auf der erfolgreichen Manga Reihe von Autor Kazuo Koike, wurden im Zeitraum von 1972 bis 74 gleich 6 Filme über den einsamen Wolf auf Celluloid gebannt. Unter der Regie von Filmveteran Kenji Misumi erwachtet die populäre Figur erneut zum Leben. Dank Misumis Leitung und der großartigen Performance von Tomisaburô Wakayama, der bis zu seinem Tod in über 150 Werken mitspielte, ist der Name Ogami Itto unter Genre Fans nicht mehr weg zu denken.
Wer nun in die Reihe einsteigen möchte, der bekommt mit der kompletten Blu-Ray Box nun das ganze quasi auf dem Silbertablett präsentiert, denn endlich kann man auch in Deutschland diesen Klassiker der japanischen Filmgeschichte ohne größere Umwege bestellen. Das dies nicht immer der Fall war zeigt bereits eine kurze Suche auf der Filmdatenbank ImDB, denn wie es in den 70er Jahren nun mal brauch war, wurden die japanischen Originaltitel für den westlichen Markt stag abgeändert und so findet man Teile der Reihe etwa unter dem Titel „Shogun Assassin“, oder "Okami".
Fans von Tarantinos „Kill Bill“ dürften bei dem Namen hellhörig werden, denn in Volume. 2 des blutigen Rache Epos schaut Hauptdarstellerin Uma Thurman mit ihrer kleinen Tochter B.B. (Perla Haney-Jardine ) einen Ausschnitt aus eben jenem Film.
Um die Verwirrung komplett zu machen findet man jedoch auch einen Film namens „Shogun Assasin“ aus dem Jahre 1980, der im wesentlichen ein Zusammenschnitt der beiden ersten Filme der „Lonewolf and Cub“ Serie ist.
Doch genug über alte Filmgeschichte lamentiert, schließlich ist die wahre Frage doch, ob die Reihe 30 Jahre nach Veröffentlichung noch die Lorbeeren von einst verdient.
Gleich zu Beginn fällt einem der erwachsene Ton auf, der sich sowohl in den Bildern, als auch in der Geschichte selbst widerspiegelt. Wer beim Anblick des alten Mannes, der seinen Sohn in einem improvisiertem Kinderwagen vor sich herschiebt, unweigerlich lachen muss, dem wird selbiges schon bald im Halse stecken bleiben, denn Ittos Klinge ist verdammt scharf und Nichts und Niemand ist vor ihm sicher.
Zugegebenermaßen wirken viele der Effekte von damals heute natürlich etwas albern, gerade die Requisiten für abgetrennte Gliedmaßen und dergleichen sehen ungefähr so lebensecht aus, wie Figuren aus der Muppet Show,. Dennoch wird man zu keiner Sekunde aus der Atmosphäre gerissen, da der Spannungsbogen auf einem konstant hohen Niveau bleibt.
Die Erzählstruktur, die immer wieder von Rückblenden unterbrochen wird, mag zu Beginn etwas konfus wirken, doch sobald man sich erst einmal in der Welt zurecht findet, will man immer mehr über den Protagonisten und dessen Vergangenheit erfahren.
Die Figur des einsamen Wolfes, der lieber seine Taten für sich sprechen lässt, ist in der heutigen Kinolandschaft natürlich keine große Innovation mehr, schließlich trifft diese Charakterisierung auf jeden 2. Actionhelden zu, doch Tomisaburô Wakayama erfüllt die Geschichte mit einer solchen Präsenz, dass andere Darsteller vor Neid nur erblassen können. Sei es in seiner Sprache, seiner Mimik, oder einfach nur in der Art wie er mit Problemen umgeht, zu jeder Sekunde erkennt man in Wakayamas Performance die Stärke der Hauptfigur.
Kombiniert man diesen starken Schauspieler und die mitreißende Handlung dann noch mit einer guten Kampfchoreographie, dann kommt dabei eine Filmreihe heraus, die auch heute noch zu den besten Vertretern ihrer Zunft gehört.
Blu Ray Sepcs
Bei einem so alten Film darf man natürlich kein hochauflösendes HD Bild erwarten und dementsprechend mäßig fällt eben auch die Bildqualität aus. Dies gilt natürlich auch für den Ton, denn obwohl dieser, genau wie das Bild, digital überarbeitet wurde, bleibt er dann eben doch nur Mono. Der größte Kritikpunkt liegt jedoch bei der Sprachausgabe, denn die kennt in der Blu Ray Box leider nur ein Setting: japanisch. Zugegeben, eine deutsche Synchro würde diesen großartigen Film vermutlich arg verstümmeln, dennoch sollte die Option zumindest angeboten werden, um etwa den Casual Zuschauer auch eine Möglichkeit zu bieten, in den Genuss von „lone Wolf and Cub“ zu kommen. So bleibt einem leider nichts anderes übrig, als fleißig die deutschen Untertitel zu studieren, oder rasch einen japanischen Sprachkurs an der örtlichen Fachhochschule zu belegen.
Doch genug negatives aufgelistet, kommen wir zum Highlight der Box, die im übrigen optisch voll überzeugen kann. Neben den 6 Filmen und einer Hand voll Trailer befindet sich in der Box auch ein kleines Booklet des Autors Tom Mes, seines Zeichens Experte der japanischen Filmlandschaft und Herausgeber von Büchern über Regisseure wie Takashi Mike, oder Shinya Tsukamato.
In dem 15 seitigen Booklet entführt er den Leser in den Mythos „Lone Wolf and Cub“, angefangen bei einer Zusammenfassung der Geschichte, bis hin zu Einblicken in die japanische Filmlandschaft und deren Wandel im Laufe der Jahrzehnte.
Zu Zeiten, in denen man unter dem Schlagwort „Extras“ oftmals nur mit einem belanglosem Making-Of abgespeist wird, sticht dieses kleine Booklet auf angenehmste Art und Weise hervor. In Zukunft bitte mehr davon.
Fazit:
Wer sich vom japanischen Original Ton und der veralteten Bildqualität nicht abschrecken lässt, der bekommt mit der „Lone Wolf and Cub“ Blu Ray Box einen Meilenstein der asiatischen Filmkunst. Für Genre Fans und Cineasten eine klare Kaufempfehlung.