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Cannibal Holocaust (1980)

Lidanoir

Von Lidanoir in Kannibalen, Kettensägen & Kontroversen: Sieben Horrorfilme, die für Skandale sorgten

Cannibal Holocaust (1980) Bildnachweis: © Marketing / Astro Film

Lange bevor in den 90ern The Blair Witch Project Found Footage Filmen zu Prominenz und Popularität verhalf, legte Ruggero Deodato, seinerseits angeregt durch Gualtiero Jacopettis Mondo Filme, den Grundstein des Subgenres. Während dem hiesigen Publikum zuerst womöglich der Titel übel aufstößt (wer sich darüber aufregt, kennt wahrscheinlich nicht Nazi Love Camp 27 und Deported Women of the SS Special Section), verstörte 1980 die vermeintliche Echtheit des Materials über eine Filmcrew, die im Amazonas-Dschungel einen indigenen Stamm beim Dreh ihres Doku-Projekts terrorisiert und im Gegenzug massakriert wird. Wenige Tage nach der Mailänder Premiere wurden sämtliche Kopien des Kannibalen-Kultfilms beschlagnahmt. Da die Behörden allerdings wenig gründlich vorgingen, schafften es trotzdem einige Filmrollen nach Frankreich und Großbritannien. Dort umschiffte ein straight-to-video Release die Zensur, bis der BBFC 1981 (video nasties!!!) doch noch zuschlug. In Italien wurde der Film nach dreijährigem gerichtlichen Gezerre schließlich mit Schnittauflagen freigegeben. Nicht der erste filmbezogene Prozess für Deodato, der kurz nach der Premiere wegen Obszönität angeklagt wurde. Als das kurzlebige französische Erotik-Magazin Photo behauptete, die Leinwandexzesse - unter anderem Verstümmelung, sexuelle Folter und Massenverbrennungen - seien real, kamen noch Mordanklagen hinzu. 

Wie erwähnt war Gründlichkeit nicht die Stärke der Behörden, denen naheliegende Nachforschungen - einfach mal bei den Darstellenden klingeln, so: “Huhu, lebt ihr noch?” oder andere Teammitglieder befragen - zu mühselig waren. Ein Interview mit den vorgeblich Verblichenen, die Deodato vorab vertraglich verpflichtet hatte, ein Jahr lang auf Medienauftritte zu verzichten, Fotos und das Nachstellen der besonders blutrünstigen Pfählungsszene überzeugten das Gericht dann aber. Eine Bewährungsstrafe wegen Gewalt und Obszönität gab es trotzdem - und hier hört der eher amüsante Teil auf. Die gefilmten Grausamkeiten gegen Tiere sind nämlich nicht gestellt. Unter anderem werden ein Totenkopfäffchen, eine Riesenschildkröte, ein Schweinchen und ein Nasenbär gequält und getötet. Mehrere Crew-Mitglieder waren von dieser Brutalität traumatisiert. Carl Gabriel Yorke weigerte sich, das Schweinchen (das er selbst ans Set gebracht und unterwegs ins Herz geschlossen hatte) zu töten. Andere Mitwirkende versuchten vergeblich, den Regisseur zu überzeugen, um der Tiere Willen Tricktechnik einzusetzen. Nicht nur dieser Sadismus, sondern insbesondere auch die dramatische Darstellung der beim Dreh mitwirkenden Yanomami lässt darauf schließen, dass Deodato wenig besser war als das skrupellose TV-Team der Filmhandlung. So wurden die indigenen Darstellenden vor der Kamera gefährlichen, teils lebensbedrohlichen Situationen ausgesetzt, ohne über die Risiken informiert worden zu sein, und blieben unbezahlt. Wie wird zum Ende der Rahmenhandlung gleich sinniert? “I wonder who the real cannibals are ...”

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