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"Justified" - Staffel 1 - 5 - Kritik

von Sebastian Groß

Im deutschen Fernsehen wurde „Justified“ unter ferner Liefen von der Programmgruppe Pro7/Sat1 am späten Freitagabend versendet. Kein Wunder also, dass sie Serie, die auf einer Kurzgeschichte von Krimi-Legende Elmore Leonard basiert, hierzulande eher ein Nischendasein fristet, in den USA hingegen zu einer festen Größe der hiesigen TV-Landschaft gehört. Nun erscheint die komplette Serie, alle sechs Staffeln, auf Blu-ray in einer Box. Wir haben uns für euch die Staffeln angesehen und verraten euch, ob sich ein Blick auf „Justified“ lohnt. Da uns der Verleih aber nicht die sechste und letzte Season zur Verfügung stellen konnte, müssen wir auf eine Kurzbesprechung dieser leider verzichten. Die technische Seite der Blu-ray werden wir am Ende kompakt zusammenfassen.

Aber ums was geht’s eigentlich in „Justified“? Hier die Antwort:

U.S. Marshal Raylan Givens  trägt nicht nur dauernd einen Stetson-Hut, sondern hat auch die Mentalität des Wilden Westens verinnerlicht: Als Raylan einen Drogendealer, dem er 24 Stunden Zeit gegeben hatte aus Miami zu verschwinden, nach Ablauf des Ultimatums im Duell erschießt, wird die Handlung von Zeugen zwar als Notwehr beschrieben, Givens aber dennoch strafversetzt – und zwar nach Lexington in Kentucky, in der Nähe des Harlan County, in dem Raylan aufwuchs. Eigentlich hatte Raylan seiner Heimat, seinem kriminellen Vater Arlo, seiner Ex-Frau Winona und anderen alten Bekannten den Rücken gekehrt, doch an seiner neuen Dienststelle kann er Begegnungen mit Vergangenheit, sowohl während der Arbeit als auch privat, nicht vermeiden.

Staffel 1:

Aller Anfang ist schwer. vor allem Serien haben innerhalb der ersten Staffel immer noch mit kleinen Zipperlein zu kämpfen. Klar, immerhin müssen die wichtigsten Figuren vorgestellt und charakterisiert und eine Ausgangssituation geschaffen werden, die sich weiterausbauen lässt. „Justified“ legt dabei keinen schlechten Start hin, doch es ist deutlich zu sehen, dass die Macher noch dabei sind, einen Tonus für den weiteren Verlauf der Serie zu finden. Die Handlung bleibt da etwas außen vor und die dargestellte Welt der Redneck-, bzw. Südstaaten-Mafia wird noch recht stumpf porträtiert. Auch die Figuren müssen sich noch eingrooven. Besonders bei Boyd Crowder (Walton Goggins, „Django Unchained“) ist es deutlich zu spüren, da dieser zwar eine Wandlung durchmacht, diese aber alles andere als wirklich authentisch erscheint. Insgesamt fungiert die erste Staffel als reinrassige Exposition und Vorbereitung für die Dinge die noch kommen werden. Ganz ehrlich: Wäre Timothy Olyphant („The Crazies“) nicht so verdammt cool als Marshall Givens, die erste Staffel wäre wirklich etwas enttäuschend.

Fazit: Annehmbarer Start

Staffel 2:

Nach der ganzen Vorbereitung geht’s nun ins Eingemachte und das macht durchaus Freude. „Justified“ erhält hier mit Margo Martindale („Im August in Osage County“) eine wirklich tolle Antagonistin, die enorm dabei hilfreich ist, die präsentierte Welt der Südstaaten-Mafia zu verdichten. Martindales Rolle als mütterliche Anführerin einer Gangsterfamilie ist fesselnd und vielschichtig und macht damit den eher verhaltenen Start der ersten Season vergessen. Auch Boyd Crowder, der sich mit der Gauner-Sippschaft anlegt, wird endlich etwas besser und differenzierter geformt, so dass sich eine wohltuende Ambivalenz einschleicht, während Raylene Givens von den Serienmachern weiter mit der Aura der coolen Unantastbarkeit gesegnet wird, die hier noch gut funktioniert und seine Figur über allen anderen positioniert, bis auf Crowder, der hier bereits anfängt Givens die Show zu stehlen. Insgesamt ist das wirklich ziemlich unterhaltsam.

Fazit: Deutlich besser als Staffel eins

Staffel 3:

Kurz gesagt: Diese Season ist die beste. Der Plot ist eingängig und spannend, die neuen Figuren bringen ordentlich Schwung in die Handlung und Boyd Crowder entwickelt sich endgültig zum ebenbürtigen, konträren Part zu Raylene Givens, dessen Unnahbarkeit hier erstmals wirkliche Risse erhält. Alles in allem eine durchgängig überzeugende, gut erzählte wie gespielte Staffel, die den „Justified“-Kosmos gut ausbaut ohne dabei dröge Expositionsmechaniken durch zu exerzieren und mit Neal McDonough („R.E.D. 2 - Noch Älter. Härter. Besser“) auch eine wunderbar übertriebenen wie extrovertierten Schurken zu bieten hat, der die Unterwelt der amerikanischen Südstaaten ordentlich aufmischt und nicht nur eine Leiche verursacht.

Fazit: Ein kleines Highlight

Staffel 4:

Season Nummer vier kann nicht ganz die Qualität der beiden vorangegangen Staffeln halten. Es gibt zwar wesentlich mehr Drama und große Gestern hier zu bestaunen, dass will sich in den eher Laissez-faire Ton, den die Serie sonst hatte, aber nicht wirklich s recht integrieren. Die Macher setzen hier mehr auf dramaturgischen Auf-, als unterhaltsamen Unterbau. Die bullige Leichtigkeit, die „Justified“ trotz seiner Thematik inne hatte, wird zu Grabe getragen. Was bleibt sind die bekannten Figuren, die hier erstmals mit teils deutlichen Verschleißspuren, bzw. -erscheinungen zu kämpfen haben. Als Zuschauer, der die Staffeln eins bis drei kennt, wird dennoch einiges finden, was „Justified“ immer noch zu einer sicheren Bank für gute Unterhaltung macht. doch die Faszination der Figuren und der Welt aus Redneck-Gangstern, geläuterten Faschisten und schießfreudigen Gesetzeshütern will hier nicht mehr so richtig in Wallung kommen.

Fazit: Macht Laune, weißt aber erste Ermüdungserscheinungen auf

Staffel 5:

Konsequent. Dieses Wort passt leider zur fünften Staffel, denn sie führt das ohne Murren und Knurren fort, was Staffel 4 begann. „Justified“ wird hier endgültig einen halbgare Seriosität eingeflößt, die der Serie nicht wirklich gut zu Gesicht steht. Dennoch kann sich die Serie im Kern ihren Unterhaltungswert bewahren, nur legt die Verminderung von Ironie und Augenzwinkern deutlich die repetitive Seite von „Justified“ offen. Es gibt zwar neue Gegenspieler und Drahtzieher sowie auch Figuren, die stoisch in die Opferrolle gedrängt werden, wirklich in Fahrt kommt Staffel 5 dadurch aber eher selten. Immerhin gibt es am Ende einen kurzen Ausblick auf die finale Season, die dann hoffentlich das bietet was seit dr dritten Staffel wie ein gutes oder böses Omen (je nach Sichtweise) über der Serie schwebt: Die endgültige Abrechnung zwischen dem treffsicheren Marschall Givens und dem cleveren Boyd Crowder.

Fazit: Immer noch solide, aber nicht mehr ganz so überzeugend

Technik und Extras:

Die technische Seite kann kurz abgehakt werden: „Justified“ ist in Sachen Bild- sowie Tonqualität absolut gelungen: Satter Sound, scharfe Optik. So muss das sein! Das Lob geht in Sachen Bonusmaterial bis einschließlich der dritten Staffel weiter. Bis dahin bieten die Disc von Sony Pictures Home Entertainment nämlich zu fast jeder Episode einen Audiokommentar, diverse Outtakes und kleinere Featurettes sowie hin und wieder auch ein Gespräch zwischen den einzelnen Darstellern, die wirklich überaus interessant geraten sind. Leider zieht sich diese Qualität der Extras nicht komplett durch die Serie. Staffel 4 und 5 bieten nämlich in Sachen Bonusmaterial plötzlich nichts mehr. Ein ernüchternder, drastischer Qualitätsabfall, den man nur bedauern kann.

Fazit:

Auch wenn die finale Staffel noch fehlt und nicht alles wirklich gelungen ist, macht „Justified“ einen durch und durch empfehlenswerten Eindruck. Sicherlich spielt die Serie nicht in der Liga mit den big ones der aktuellen Ära der ganz großen Qualitätsserien, aber als kleiner Genre-Snack eignet sich „Justified“ durchaus.

Gesamtwertung: 6,5

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