Bildnachweis: © Studiocanal

John Carpenter Collector's Edition - Kritik

von Sebastian Stumbek

Überblick

Die Collector’s Edition vereint sieben zentrale Carpenter-Filme in einer beinharten Box. Ein blutiges Fest für Fans und solche, die es werden wollen!

Er ist der Haudegen des unabhängigen Genrekinos, dessen Bilder und Klänge aus dem Kino der 80er Jahre nicht wegzudenken sind: John Carpenter. Vielen gilt er als Erfinder des neuzeitlichen Horrorfilms, der mit Halloween – Die Nacht des Grauens (1978) den Slasherfilm als neues Subgenre etablierte. In den 40 Jahren seiner Schaffenszeit seit seinem Durchbruch schuf Carpenter einige der intensivsten, fantasievollsten und bedeutendsten und erfolgreichsten Filme des Genres. Der Sohn eines Musikers ist selbst schöpferischer Musikliebhaber und komponierte als solcher für fast alle seine Filme eigenhändig den Soundtrack. Regiegrößen wie Guillermo del Toro, Quentin Tarantino, Nicolas Winding Refn und James Cameron zählen zu seinen Verehrern. Ein gnadenloser Spannungsaufbau, treibende Synthie-Soundtracks und nicht zuletzt Carpenters unverwechselbar lakonische Handschrift machen seine Filme zu Kultklassikern mit endlosem Wiederschauwert. 


Folgende Filme sind Teil der John Carpenter Collector's Edition: 

Halloween -Die Nacht des Grauens (1978)

Handlung: Schon im zarten Alter von sechs Jahren ermordet Michael Myers in einer kalten Halloween-Nacht seine ältere Schwester. Er wird in ein Sanatorium eingewiesen, wo er von Dr. Sam Loomis (Donald Pleasence) betreut wird. Elf Jahre später gelingt ihm die Flucht, und Dr. Loomis weiß, dass Myers wieder morden wird…

Fazit unserer MB-Kritik: Meisterwerk, Meisterwerk, Meisterwerk. Alles an diesem Film ist ikonisch. Was simplistisch anmuten mag, speist sich in Wahrheit aus einem formvollendeten Minimalismus, der sich wie ein kalter Würgegriff um den Hals des Zuschauers legt und damals wie heute packt, bedrängt, verstört. "Halloween – Die Nacht des Grauens" ist wohl nicht nur die das Genre revolutionierende Mutter des Slasher-Films, sondern auch eine der treffendsten Analysen der Angst, deren irrationales Wesen John Carpenter hier ausgiebig erforscht.

The Fog - Nebel des Grauens (1980)

Handlung: Am Lagerfeuer erzählt ein alter Kapitän von einem an der Küste von Antonio Bay durch falsche Positionslichter gesunkenen Schiff, das sechs Männer des Ortes ausraubten. Am Vorabend der Hundertjahrfeier legt sich Nebel über die Stadt, unerklärliche Dinge geschehen. Im Leuchtturm wird die junge Stevie von übersinnlichen Phänomenen bedroht. Die Einwohner flüchten in die Kirche, wo sie Pater Malone aufklärt: Die Geister der ertrunkenen Seeleute fordern Rache, wollen je einen Nachkommen der damaligen Mörder. Pater Malone ist der letzte.

Fazit unserer MB-Kritik: „The Fog – Nebel des Grauens“ ist nach wie vor höchstgradig effektives Grusel-Kino, wie man es dieser Tage nicht mehr zu sehen bekommt und deshalb umso mehr schätzen muss. Statt auf Exzess zu bauen, lässt John Carpenter die gespenstische Atmosphäre Rechnung tragen. Ein wunderbares Stück Kino.

Die Klapperschlange (1981)

Handlung: Um die hohe Verbrechensrate in den USA einzudämmen, wurde Manhatten zu einem gigantischen Gefängnis umfunktioniert. Ausgerechnet hier stürzt die Air Force One mit dem Präsidenten an Bord bei einer Geiselnahme ab, ausgestattet mit einem Peilsender und einem Koffer, der an sein Handgelenk gekettet ist. Als letztes Mittel wird der ehemalige Kriegsheld Snake Plissken (Kurt Russell) aktiviert, um den Präsidenten zu befreien und den wichtigen Kofferinhalt zu bergen.

Fazit unserer MB-Kritik: Snake ist schlicht Kult. Der wortkarge Kriegsheld ist jederzeit Herr der Lage und passte daher so arg in die 80er wie Stallone oder Schwarzenegger in ihren späteren Glanzzeiten. Auch wenn man die Story nur als löchrig ansehen kann und so manche Szene nur mit dickem Fragezeichen zu betrachten sind, ist das Szenario für die Zeit frisch gewesen und bietet genügend kritisches Statement, um Kurt Russell die richtige Bühne zu bereiten. Und egal, ob wir ihn nun Snake oder Plissken nennen – er wird auf das Gegenteil beharren. Er ist eben schwierig, dieser Snake, aber einfach ein absoluter Kultcharakter.

Das Ding aus einer anderen Welt (1982)

Handlung: Eine amerikanische Forschungsstation in der Antarktis bekommt überraschenden Besuch: In Form eines Huskys, der von zwei Männern in einem Helikopter verfolgt wird. Die offenbar norwegischen Jäger sind aufgebracht, können sich nicht verständigen und eröffnen das Feuer, woraufhin sie aus Notwehr erschossen werden. Der Hund bleibt unversehrt. Und mit ihm das, was in ihm schlummert…

Fazit unserer MB-Kritik: Wirklich nicht von dieser Welt. John Carpenter toppt sich selbst mit seiner Mixtur aus Kalter Krieg-Paranoia, ausgedehntem Kammerspiel, unsichtbarer Bedrohung und explizitem, handgemachtem Body-Horror, wie es ihn zuvor und danach selten zu sehen gab. Immer noch beeindruckend, grauenvoll und faszinierend. Eine Errungenschaft des Horrorfilms, an dem sich bis heute alles zu messen hat.

Die Fürsten der Dunkelheit (1987)

Handlung: Ein Priester (Donald Pleasence) entdeckt im Kellergewölbe einer alten Kirche in L.A. eine hohe, verschlossene Glassäule, in welcher eine absonderliche, grün leuchtende Flüssigkeit umherwirbelt. Er bittet einen Quantenphysiker um Hilfe: Mit einem Team aus Forschern soll Professor Birack (Victor Wong) die Säule untersuchen. Als die Gruppe – darunter die Doktoranden Brian (Jameson Parker) und Catherine (Lisa Blount) – mit der Arbeit beginnt, fördert sie bald höchst Besorgniserregendes zutage; zudem machen mehr und mehr Mitglieder des Teams eine schaurige Metamorphose durch…

Fazit unserer MB-Kritik: Jesus ist von einem anderen Stern, der Teufel haust im überdimensionalen Einmachglas und am Ende wird die Welt untergehen – denn Träume lügen nicht. Niemand anderer als John Carpenter hätte „Die Fürsten der Dunkelheit“ zu dem machen können, was er - nüchtern betrachtet etwas überraschend – geworden ist. Eine Rückbesinnung auf die eigene Stärke. Ein furchtbar beklemmendes, apokalyptisches Schreckens-Szenario. Fantastisch inszeniert, atmosphärisch kaum hinter seinen stärksten Arbeiten anzusiedeln. Detailfragen, über die lässt sich streiten. Für ein Comeback ohne Mittel und Unterstützung eine große Leistung. So was machst du nicht, weil du es musst. Sondern weil du es willst und kannst.

Sie Leben (1988)

Handlung: John Nada (Profi-Wrestler Roddy Piper), ein arbeitsloser Bauarbeiter auf der Suche nach einem neuen Job, stößt eines Tages auf eine mysteriöse Sonnenbrille, die ihm die menschliche Weltbevölkerung in einem neuen Licht erscheinen lässt: Als eine von Aliens unterwanderte und durch Gedankenkontrolle ruhig gestellte Spezies, die dank ihres Hangs zu Konsumgier und Machtzuwachs, ihren eigenen Untergang nur allzu bereitwillig vorantreibt. Gemeinsam mit seinem Freund Frank Armitage (Keith David aus „Pitch Black“) macht sich John Nada auf, die extraterrestrischen Invasoren zu vernichten.

Fazit unserer MB-Kritik: „They Live“ ist ein typisches Werk der auslaufenden 80er Jahre. Der Streifen vermengt eine abgedrehte Grundidee mit kreativen visuellen Spielereien, guten handgemachten Effekten, einer üppigen Portion Gesellschaftskritik und einer gehörigen Prise Wahnsinn zu einem unterhaltsamen Gesamtkonstrukt, das sich jedoch mit durchschnittlichen Darstellerleistungen, einem bemühten Skript, streckenweise lachhaften Dialogen und einem abrupten Ende selbst sabotiert. Ein Film mit Charme und einem überdurchschnittlich hohen Nostalgie-Faktor, den man sich ohne weiteres zu Gemüte führen kann.

Vampire (1998) (erstmals uncut)

Handlung: Lose auf dem Roman "Vampire$" von John Steakley basierend, erzählt "Vampires" die Geschichte eines mächtigen Vampir-Fürsten, der versucht, die Herrschaft über die Menschheit zu erreichen und dabei von einem Vampirjäger gejagt wird. Vampirfilm, Western und Slasher-Horrorfilm zugleich, spielt "Vampires" mit den Genres und steckt voller Zitate und Verweise.

Fazit unserer MB-Kritik: „John Carpenters Vampire“ ist ein handwerklich äußerst solider, entsprechend brutal arrangierter Genre-Hybrid, der die Vampire in ein staubig-düsteres Western-Setting verlagert und einen galligen James Woods zum zähnefletschenden und permanent sprücheklopfenden Jäger stilisiert. Dass der Film nicht nur an einem ungemein antiquierten Frauenbild krankt, sondern auch mit heftigem Pacing-Problemen zu ringen hat, macht sich spätestens dann bemerkbar, wenn der Film keine weiteren Ideen mehr im Köcher hat, als sich die geballten Obszönitäten um die Ohren zu klatschen.


Technische Angaben

 Bild: 2,35:1 (1080/24P Full HD)Sprachen/Ton: Deutsch (5.1 DTS-HD MA), Englisch (Mono DTS-HD MA)Untertitel: Deutsch, Englisch

Bonusmaterial

Audiokommentare, Dokumentation „Rückkehr zur Klapperschlange“, Die Original-Eröffnungsszene, Darstellerinfo, Making of „John Carpenters Vampire“, Trailer u.v.m.

Fazit

John Carpenter-Fans dürfen gern zuschlagen, sofern sie die Filme des Meisters noch nicht ihr Eigen nennen. Die Titelauswahl der Collector's Edition deckt einige schöne Klassiker ab, technisch gibt es an der Umsetzung der Blu-Ray-Fassung nichts zu beanstanden.


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