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Game of Thrones Recap: Folge 6.1

von Thomas Repenning

Alle Jahre wieder, Game of Thrones startet in die nächste Staffel. Dieses Jahr war mein Hype nicht existent. Vermutlich liegt das daran, dass nicht nur Game of Thrones mittlerweile einer meiner Jahres-Lückenfüller ist. Das Qualitätsmerkmal sticht mittlerweile bei sehr vielen Serien hervor, und sogar deutlich mehr, als es noch vor ein paar Jahren der Fall war. Andererseits könnte es natürlich auch an dem wirklich miesen Cliffhanger aus Staffel 5 liegen, der schon nach ein paar Stunden keiner mehr war. Oder nein, umgekehrt, das Ende, was nach ein paar Stunden zu einem aufgeklärten Cliffhanger mutierte. Ich nehme es mit Humor, denn anscheinend können jetzt sogar Buchleser einem die Serie versauen. Vom Spoilern werden sie die Serienjunkies aber definitiv auch nicht ablösen – das steht fest.

Fest steht für mich auch, dass wir Jon Snow bald wieder lebendig zu Gesicht bekommen. Die erste Folge sollte allerdings nicht dazu führen. Auf der einen Seite überkam mich Erleichterung dank eines nicht stupiden Storytellings, auf der anderen Seite Angst dank der Möglichkeit, dass das Storytelling doch noch ziemlich stupide werden könnte, vorausgesetzt die Macher wagen es sich, Jon Snows Auferstehung bis zum Erbrechen in die Länge zu ziehen. Wir hoffen mal das Beste.

Wir beginnen also; mit einer Kamerafahrt über die Wall runter zum leblosen Jon Snow, der von Ser Davos auf dem Grund von Castle Black entdeckt wird, nachdem er von Jons Schattenwolf Ghost aus der Stube gelockt wird. Zusammen mit anderen Gleichgesinnten und zugleich Verbündeten von Jon bahren sie seine Leiche auf. Lady Melisandre kommt hinzu, erblickt seine Leiche und… unternimmt gar nichts. War ja auch irgendwie klar. Einer von Jons Mördern legt überraschenderweise dann auch direkt Vor all seinen Männern im Tagessaal die Karten auf den Tisch. Wenigstens ist Ser Alliser eine ehrliche Haut. Sein Eingeständnis stößt auf wenig Gegenliebe, wenn auch den Männern die Zweifel ins Gesicht geschrieben stehen, dass Jon Snows Entscheidungen als Lord Commander der Night’s Watch wohlmöglich nicht die besten waren und weiterhin nicht gewesen wären. Ser Davos interessiert das hingegen gar nicht. Er hat eher die Vorahnung, dass Thorne wohl schon bemerkt hat, wer im Saal anwesend ist und wer nicht. So kommt es zu einem fast schon nicht mehr ernstzunehmenden Dialog zwischen den beiden bei geschlossener Tür. Ser Alliser zeigt sich gnädig und möchte bis zur Dämmerung eine Einigung erzielen. Er bietet Ser Davos die Abreise nach Süden an, der aber zeigt sich natürlich clever und stellt die Bedingung, dass er auch noch Hammelfleisch für unterwegs mitnehmen will. Hinterher löst er die Situation auf. Ihm ist bewusst, dass es wohl keine gute Idee ist, wenn sie den Raum verlassen. Ach was. Wie er nun darauf kommt, dass Lady Melisandre eventuell die Rettung für sie sein könnte, weiß ich allerdings auch nicht. Hier kommt es zu der eigentlichen Enthüllung und Überraschung der Episode. Während Ser Davos über seine Möglichkeiten nachdenkt, ist Lady Melisandre in ihrem Zimmer und entkleidet sich. Nein, das war natürlich nicht mit Enthüllung und Überraschung gemeint. Aber warum nur die Kombi aus Nackedei und Omi? Eins von beidem wäre sicherlich nicht so schmerzhaft für die Zuschauer gewesen. Ich fand’s jetzt nicht so schön, Künstler werden’s ästhetisch finden, naja, was soll‘s. Jedenfalls ist Lady Melisandre doch nicht mehr so knackig, wie sie es mit ihrem roten Amulet vorgibt.

Im Hause Bolton geht es hingegen ruhiger und gelassener zu. Ramsay bedauert den Tod seiner geliebten Myranda sehr, er sorgt sogar dafür, dass ihr die letzte Ehre zuteilwird und den Hunden zum Fraß vorgeworfen wird - der Ramsay ist halt ein kleiner Charmeur. Ihm schmeckt es nicht, dass Roose Bolton schon darüber nachdenkt, was für ein Geschlecht das Baby seiner Ehefrau, der fetten Walda, hat. Verständlich, wenn man bedenkt, dass Ramsays Ehefrau zusammen mit Theon Greyjoy die Flucht ergriffen hat und somit die momentane Chance auf mögliche Erben gleich Null gehen. Ohne Sansa Stark gibt’s halt auch kein Kind. So wie ich Ramsay kenne, fällt dem schon wieder was Neues ein, wie er mit seiner widerlichen Art die Zuschauer quälen kann.

Wo wir doch gerade bei Sansa waren: Die wird von den Gefährten Ramsays verfolgt und muss spurten, damit sie nicht eingeholt wird. Dafür geht sie sogar durch einen eisigen Fluss, Mensch, ist die cool. Aber selbst das reicht nicht, um den Männern zu entkommen. Das Einzige, was jetzt helfen könnte – natürlichen tauchen Brienne of Tarth und ihr Knappe Podrick auf. Klar, der Zufall musste einfach sein. Sonst wüsste ich auch nicht, wie Sansa Land gewinnen sollte. Im Kampf gegen Lord Boltons Männer kann sogar Podrick punkten, auch wenn er eher unbeholfen agiert. Als Dank für die Rettung nimmt Sansa dieses Mal die Hilfe von Brienne an. Das könnte sich somit zu einem der spannendsten Handlungsstränge der Serie entwickeln. Ob sie wohl nun Castle Black erreichen werden?

In King’s Landing erwartet Cersei Lannister hingegen das Schiff mit ihrem Bruder Jaime und ihrer Tochter Myrcella. Jaimes Blick bei der Ankunft verrät ihr allerdings schon alles: Myrcella ist tot und hinter ihm aufgebahrt. Ich muss ehrlich sagen, ich habe nicht viel Mitleid mit ihr. Was ihr widerfahren ist, war heftig, aber genau so groß hege ich auch meinen Hass gegen diese Hexe. Sie hat sich schon genug geleistet und jetzt kriegt sie das halt alles zurück. Shame. Gleichzeitig sehen wir Lady Margaery in ihrer Zelle der Sparrows. Für sie ist ebenfalls weiterhin keine Hoffnung in Sicht. Wir erinnern uns: Zuvor hatte sie Gottesverrat begangen, indem sie über die Sexualität ihres Bruders gelogen hatte.

Ein spannender Handlungsstrang könnte sich nun (endlich) in Dorne entwickeln. Ellaria Sand plant zusammen mit den Sand Snakes ein Attentat, um ein bisschen den Laden aufzumischen. Wie wir gesehen haben, haben sie sich bereits Myrcella entledigt. Nun war auch Trystan an der Reihe und wird durch Obara Sand elendig mit einem Speer durch den Kopf getötet. Zu allem Überfluss sticht Ellaria dann zusammen mit Tyene den Fürsten von Dorne ab. Gut, irgendwie hätte man sich auch das denken können. Allerdings war ich ziemlich überrascht, denn Ellaria könnte für viel explosiven Stoff zwischen Dorne und King’s Landing sorgen. Ich bin gespannt.

In Meereen läuft es für Tyrion Lannister und Varys nicht so gut. Erst schlendern sie gemächlich durch die Straßen, während Tyrion ganz offenherzig noch einmal unterstreicht, dass Varys keinen Penis mehr hat. Durch sie erfahren wir auch nochmal, dass es um Daenerys Targaryen bei ihrem Volk nicht mehr so gut steht, wie es einst noch war. Verständlich, sie hat sich ja einfach aus dem Staub gemacht. Als dann eine Menschenmenge schreiend an ihnen vorbeiläuft, laufen sie direkt in die Richtung, aus der sie kommt. Sie müssen mit ansehen, wie der Hafen von Meereen abbrennt und damit auch ihre einzige Möglichkeit, die Stadt zu verlassen. Es ist aber interessant genug, wie die beiden die politische Lage immer gewohnt spöttisch interpretieren und darstellen. Von daher habe ich kein Problem damit.

Womit ich aber ein Problem habe, ist, wie zufällig Daenerys im Staffelfinale letztes Jahr zu den Dothraki geführt wurde. Als dann noch Daario und Ser Jorah zufälligerweise an der Stelle vorbeikommen, wo sie allem Anschein nach entführt worden ist, hatte ich schon wieder das Verlangen danach, die erste Folge schnell hinter mich zu bringen. Zu viele Zufälle nerven einfach. Es kam aber noch besser. Während Daario und Ser Jorah erkennen, dass Daenerys entführt wurde, muss diese sich einen proletenhaften Dialog zweier Anführer der Dothraki anhören, die beide so aussehen, als wären sie gerade vom Baum gefallen. Es ereignen sich zwei lächerliche Minuten über weiße Schamhaare und dem Zusammenhang zwischen Dummheit und Analsex. Wer denkt sich so einen Mist aus? Daenerys landet jedenfalls dann bei Khal Moro, der erst mit ihr schlafen will, bis er erfährt, dass sie die Witwe von Khal Drogo ist. Emilia Clarkes schauspielerische Leistung ist dabei echt astrein. Just kidding. Moro erklärt ihr, dass es für sie nur einen Ort gibt, wo sie sich aufzuhalten hat. Anscheinend gibt es einen Tempel für Witwen aller Khals. Man sieht in ihren Augen (vielleicht auch nicht), dass ihr das gar nicht gefällt.

Der letzte Handlungsstrang, der jetzt noch fehlt, ist der von Arya. Die sitzt auf einer Treppe in Braavos und wird von der Waif zu einer Art Kampfstunde für Blinde aufgefordert. Arya kriegt natürlich nichts gebacken, sie ist ja blind. Ob sie nun zu einer blinden Kriegerin wird?

Ich hatte es schon geahnt, alles Wichtige wird aufgegriffen, nur um es dann wieder auf der Kippe zu lassen. Komischerweise haben Zuschauer immer noch keine Ahnung, was als nächstes passiert, die Mini-Cliffhanger aus Staffel 5 wurden allesamt weiter fortgeführt. Auch für die Charaktere zeichnet sich ein gemeinsames Bild ab. Wenig Hoffnung, viel Ungewisses. Es ist spannend zu sehen, dass keiner so wirklich einen Plan hat. Aber auch das wird sich legen.

Was hängengeblieben ist:


Der Artikel stammt von unserem Leser iar

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