Bildnachweis: Paramount Pictures Germany

Ennio Morricone: Eine Melodie des Erfolges

von Thomas Repenning

Er brachte das Todesduell von "Il buono, il brutto, il cattivo" zum berühmten glorreichen wie gnadenlosen Höhepunkt, untermauerte gekonnt die Kälte von Klaus Kinski in "Il grande silenzio", brachte Charles Bronson sein berühmtes Todeslied in "C'era una volta il West", er ließ Lee Van Cleef grausam und mit Schrecken seiner Rache nachgehen und später gar Robert De Niro zum grausamen Mafia-Boss aufsteigen. Er wurde für fünf Oscars nominiert, für einen ausgezeichnet (Ehrenoscar für sein Lebenswerk, überreicht von keinem geringeren als Clint Eastwood), prägte ein ganzes Genre und zählt heute ohne Mühen zur Popkultur. Und viel wichtiger: Er ist einer meiner großen Helden des Kinos – die Rede ist von Ennio Morricone.

Und da der italienische Komponist heute 85 Jahre alt geworden ist, ist dies ein Grund für mich, ihm ein kleines Denkmal zu widmen. Denn immerhin erschuf Morricone für nicht weniger als über 500 Filme die Musik. Egal ob Western, Thriller, Mafia-Geschichten, Komödien, Krimis, Kriegsfilme sowie vieles mehr, der Altmeister ist ein absolutes Genie. Ermessen lässt sich dieses nicht nur an unzähligen unsterblichen Kompositionen, sondern auch daran, dass er wie kein anderer durch die Musik die Bildsprache noch um ein vielfaches steigern konnte. Und zusammen mit meinem Lieblingsregisseur Sergio Leone, erschuf er so einfach grandiose Werke, die mir selbst heute noch regelmäßige Gänsehaut bringen. Morricone selbst, war sein Leben lang relativ bescheiden und bodenständig geblieben. Er meinte einst, er stehe einfach früh morgens auf, frühstücke gemütlich und schreibe nebenher ein paar Melodien auf seinem Notizzettel. Mit dem Roma Sinfonietta Orchestra, gab Morricone am 2. Februar 2007 schließlich gar ein Ehrenkonzert zum Amtsantritt des Generalsekretärs der Vereinten Nationen, Ban Ki-moon. Er ist also vielschichtig, verärgert über Tarantinos Ungeduld (was dazu führte, dass er mit ihm nicht mehr zusammenarbeiten möchte) und sich bewusst, was er seinen Fans zu verdanken hat. Und dies gilt ebenso für seine Fans, was Metallica regelmäßig mit dem Titel "The Ecstasy of Gold" auf ihren Konzerten beweisen.

Reduziert wird Morricone unterdessen einzig oft auf seinen Beitrag im Genre des Italo-Western. Zwar beeinflusste er dieses maßgeblich und machte so auch aus vielen eher bescheidenen Filmen wahre Kult-Werke, doch dies wird dem Meister meiner Meinung nach nicht einmal ansatzweise gerecht. Jedoch muss ich auch selbst zugeben, und dies liegt einfach an meiner Leidenschaft zum Western, dass ich viele von Morricones Melodien aus dieser Zeit sehr zu schätzen weiß. Und dies ist wohl auch die beste Würdigung, die ich ihm erweisen kann. Eine Präsentation meiner Top 7 (ich hätte die Liste wohl auch auf 20 erhöhen können) Kompositionen und Szenen, die ich einfach am besten finde. Also viel Spaß beim Hören und genießen:

Platz 7: "Mein Name ist Nobody" – Nobody Theme

Ennio Morricone schreibt gerne die Musik zu einem Film erst, wenn er final eine Szene sehen kann. Was dazu führt, dass er sich nicht nur perfekt auf diese einlassen kann, sondern auch gekonnt Figuren musikalisch untermalen kann. Bei "Mein Name ist Nobody" führt dies zu einer grandiosen lockeren wie fröhlichen Einführung von Terence Hill, der in diesem Film das Ende des brutalen Italo-Western einläutet. Er ist fröhlich, frei und undurchschaubar. Eben verspielt, wie die Melodie selbst. Dich dahinter liegen unterdessen die Melodien "Buona Fortuna Jack" sowie "The Wild Horde".

Platz 6
: "Der Gehetzte der Sierra Madre" - The Big Gundown

Lee Van Cleef ist einer meiner Jugendhelden und zählt selbst heute noch, aufgrund seiner hervorragenden Darstellung des Rache-Engels/Kopfgeldjägers, zu den besten Schauspielern die ich kenne. Stets aufrecht, mit dem undurchdringbaren Blick, verfolgt er sein Ziel, bis es schließlich zum Showdown kam. In "Der Gehetzte der Sierra Madre" von Regisseur Sergio Sollima, wird diese Kraft gekonnt mit dem Theme oben untermalt. Einfach ein starkes Stück Kino…

Platz 5
: "Die Rechnung wird mit Blei bezahlt" - Death Rides a Horse

Und noch einmal Lee Van Cleef und ein gnadenloser Rache-Trip, dem auch Tarantino verfallen ist (nicht umsonst verwendet er die Musik gerne). Und somit ist das Stück selbst auch erst zu großer Beliebtheit gekommen, als dieses in "Kill Bill" den grandiosen Kampf zwischen der Braut und den Crazy 88 einläutete. Doch bereits Jahre zuvor, 1967, sorgte er für Gänsehaut. Ebenfalls eine sehr starke wie kraftvolle Melodie, die eben Van Cleef gerecht wird.

Platz 4: "Für ein paar Dollar mehr" – Sixty Seconds To What?


Ich muss zugeben, ich bin beim ersten sehen von "Für ein paar Dollar mehr" sofort dieser Melodie verfallen. Denn gerade durch dieses Stück, ist die unglaubliche Stimmung im Finale kaum aushaltbar. Die kleine Melodie der Taschenuhr, die ein Sinnbild der Rache ist, wurde ohne Zweifel perfekt erweitert, um so das Duell zwischen, oh Wunder, Lee Van Cleef und Gian Maria Volonté, bis auf das äußerste zu strapazieren. Noch nie war Rache so episch wie hier in diesem Moment...

Platz 3: "Zwei glorreiche Halunken" – Ecstasy of Gold


Nicht nur Metallica ist diesem Stück verfallen, sondern auch ich. Warum ist auch schnell deutlich: Hier wird nicht nur eine epische Western-Geschichte mit einem passenden Finale beendet, sondern hier treffen auch drei Figuren aufeinander, die zuvor alle ihre grandioseren eigenen Themes hatten. Und so musste sich Morricone am Ende selbst übertreffen. Klar, die vielen Kamera-Shots wirken heute vielleicht übertrieben, doch die Musik macht aus dem Film ein zeitloses Stück Kinogeschichte…

Platz 2: "Spiel mir das Lied vom Tod" – Man with Harmonica


Wohl nicht nur die bekannteste Melodie des Filmes, sondern auch die von Morricone selbst. Und ich finde: Vollkommen mit Recht. Denn bereits der Anfang des Filmes, in dem Regisseur Sergio Leone seine Kunst der Geräusche und Kulissen in Perfektion zelebrieren kann, wird am Bahnhof schließlich Harmonica mit diesem Stück hervorragend eingeführt. Ein paar Schüsse später sowie einem der coolsten Sprüche der Western-Geschichte ("You brought 2, too many") später, begleitet uns dieses Stück den ganzen Film hindurch wie ein musikalischer roter Faden. Bis schließlich mit diesem gar der Beweggrund des Helden selbst ersichtlich wird. Grandios…

Platz 1: "Spiel mir das Lied vom Tod" – Farewell to Cheyenne


Hier muss ich nun dazu schreiben, dass Cheyenne (gespielt von Jason Robards) mein absoluter Lieblingscharakter des Filmes war. Er war Gauner, jedoch auch aufrecht und auf der Seite Harmonicas. Er war Chauvinist, allerdings auch sehr intelligent und verstand die Welt des Western genau. Umso tragischer war somit die Melodie am Ende des Filmes. Sie war fröhlich, machte Stimmung, Hoffnung und schließlich auch neugierig. Nun ja, bis… aber das solltet ihr selbst sehen. Doch als die Melodie aufhörte, war auch in mir ein Teil vor Schrecken erstorben.

Und somit bleibt mir nun am Schluss zu sagen, vielen Dank für deine tolle Arbeit und ich hoffe, du hast deinen Geburtstag gebührend gefeiert.

Danke fürs Hören und Lesen…

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