Die Ratten (1955)

Zu Beginn der 1950er Jahre kommt die schwangere und völlig mittellose Pauline Karka (Maria Schell, Die Akte Odessa) nach Berlin. Sie trifft die Wäschereibesitzerin Frau John (Heidemarie Hatheyer, Pünktchen und Anton), die sich immer ein Kind gewünscht hat, aber keins bekommen konnte. Paulines Kind wird geboren, und die Frauen kommen überein, dass Frau John es als ihr Eigenes behält. Aber Pauline, die nach Westdeutschland will, will ihr Kind noch einmal sehen. Als Frau John ihr das verweigert, entführt Pauline versehentlich das Kind der Nachbarin (Ilse Steppat, James Bond 007 - Im Geheimdienst Ihrer Majestät) und eine schicksalhafte Handlung nimmt ihren Verlauf …

Nach seiner Rückkehr aus dem amerikanischen Exil nahm sich der für Rächer der Unterwelt oscarnominierte Regisseur Robert Siodmak das Theaterstück Die Ratten von Gerhart Hauptmann vor. Dabei interpretierte er den Stoff jedoch recht frei und nahm einige gravierende Änderungen vor, die den Stoff zumindest damals aktueller und zeitgemäßer wirken ließen, sodass der Film auch heute noch ein wertvolles Zeitdokument darstellt. So spielt die Handlung nicht in der Kaiserzeit, sondern in der Nachkriegszeit der frühen 50er Jahre und entzaubert den Mythos der heilen Welt der Wirtschaftswunderjahre. Zudem wird die Handlung angenehm entschlackt und auf das Wesentliche reduziert, was den Fokus der Handlung auf die Geschichte um den eigentlichen „Kinderhandel“ und die Verzweiflung der beiden Frauen legt. Die junge Geflüchtete aus Schlesien, die heimatlos und getrieben auf der Suche nach dem Vater ihres Kindes entkräftet bei der verzweifelten Wäschereibesitzerin auftaucht, die ihrerseits wegen des großen Kinderwunsches sogar ihrem Ehemann eine Schwangerschaft vortäuscht, scheint zunächst ein Glücksfall zu sein, entpuppt sich aber bald als Ausgangspunkt einiger dramatischer Ereignisse. Die Ratten ist tiefgründig, gesellschaftskritisch und weitestgehend spannend inszeniert, mit einer guten Darstellerriege.

Sprache: Deutsch

Technische Besonderheiten: Die getestete DVD war leider ebenfalls nicht makellos. In den letzten 10 Minuten des Films fiel der Ton aus, weshalb der Film quasi als „Stummfilm“ weiterlief. Die DVD wurde mit mehreren Geräten getestet und bei allen viel der Ton stets zum gleichen Zeitpunkt aus. Leider liegen keine Untertitel vor, sodass das eigentliche Finale des Films nur aus dem Kontext der Handlung erschlossen werden kann.

Duell am Steuer (1957)

Eine Handvoll Lastwagenfahrer arbeitet irgendwo in der englischen Provinz für eine dubiose Firma. Es wird verlangt auf Teufelsstraßen mit einem Durchschnittstempo von 80 Sachen Fracht zu transportieren, wenn man nicht den Job verlieren will. Ein aus dem Gefängnis entlassener Kraftfahrer (Stanley Baker, Richard III.) erhält eine Bewährungschance, muss aber feststellen, dass der skrupellose Anführer der Fahrermeute (Patrick McGoohan, Flucht von Alcatraz) den anderen das Leben zur Hölle macht. Es kommt zu wüsten Auseinandersetzungen auf der Landstraße und im alltäglichen Miteinander. Ein Kampf auf Leben und Tod ...

Mit Duell am Steuer liefert Cy Endfield (Die geheimnisvolle Insel) einen frühen Vertreter des Actiongenres, welches seinerzeit als solches noch nicht eigenständig bestand, aber aus heutiger Sicht müsste man den Film klar hierin verorten. Zwar gibt es daneben zugleich die Komponente des Sozialdramas über die prekären Arbeitsbedingungen der Lastwagenfahrer, diese dient aber manchmal zu sehr nur als Rahmenhandlung für das eigentliche Duell der beiden Hauptprotagonisten Tom (Stanley Baker) und Red (Patrick McGoohan), die sich nicht nur auf der Straße duellieren. Wie es sich für einen anständigen Actionstreifen gehört, gibt es ordentliche Faustkämpfe und natürlich den halsbrecherischen Zweikampf auf dem Asphalt mit waghalsigen Manövern, die angesichts der Entstehungszeit doch sehr beeindruckend wirken. Der Film ist ansonsten gradlinig aufgebaut, mit fest zugeteilten Rollen von Gut und Böse. Gern hätte man an der ein oder anderen Stelle die ausbeuterischen Arbeitsbedingungen noch verstärkt in den Fokus rücken können, aber auch so bleibt Duell am Steuer ein interessantes Werk, dass mehr Sozialdrama ist als jeder Fast & Furious-Teil und, dass in jeglicher Hinsicht noch mit seiner Thematik aktuell ist.

Sprachen: Deutsch/ Englisch