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Türchen 21 - Geheimtipps 2017

OnealRedux

Von OnealRedux in Der Moviebreak-Adventskalender 2017

Türchen 21 - Geheimtipps 2017

Auch dieses Jahr gab es wieder Werke, die vollkommen unter dem Radar laufen, sehr unbekannt sind, dafür aber richtige Perlen der Filmkunst. Geheimtipps also, die überraschen, fesseln, den Zuschauer regelrecht mitreißen und faszinieren. Für solche Filme sollte es mehr Aufmerksamkeit geben? Dann seid ihr hier genau richtig: Denn welche Filme des Jahres sollte man sich als Film-Fan eigentlich auf jeden Fall ansehen? Wir haben uns einmal die Mühe gemacht, und euch unsere Geheimtipps des Jahres 2017 zusammengesucht. Wir wünschen viel Spaß beim Entdecken.

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The Big Sick: „The Big Sick“ zählt zu jener Sorte Film, die es einem regelrecht schwer macht, sie nicht zu mögen. Die Geschichte von Kumail Nanijani und Emily V. Gordon ist nicht nur ein amüsantes, liebenswertes Stück Kino-Magie, das neben hervorragenden Schauspielern und Figuren mit einigen dramatischen Einschüben beschwert wird, sondern auch eine fiktionalisierte Aufarbeitung realer Ereignisse. Neben der nötigen Anerkennung, die das Autoren-Duo den eigenen Angehörigen zollt, fällt der Streifen höchstens dadurch ein wenig negativ auf, indem er es dem Publikum fast schon zu leicht macht und sich mit süßlichen Klischees anbiedert, bei denen nicht immer klar ist, inwiefern diese einwandfrei den tatsächlichen Fakten zugeschrieben werden können. In die Herzen vieler Zuschauer wird sich „The Big Sick“ aber zweifelsohne einen Weg bahnen, und das nicht völlig zu Unrecht.

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Der unsichtbare Gast: Nachdem der spanische Drehbuchautor und Regisseur Oriol Paulo vor einigen Jahren mit The Body – Die Leiche einen soliden Mysterythriller mit Horrorelementen ablieferte, der dann auch seinen Weg auf das Fantasy Film Fest fand, schlich sich am Anfang des Jahres nun auch sein neustes Werk erneut auf das Festival der Schreckens. Der Unsichtbare Gast überzeugt als atmosphärischer Genrefilm und genauso unerwartet wie die heimtückisch gestrickte Auflösung der Handlung überraschte auch der Heimkinostart bei Netflix. Doch leider ging der Streifen in der Welle anderer zeitnaher Erscheinungen unter und erreichte zunächst nicht das Publikum, das er verdient.

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Jim & Andy: Nach 20 Jahren ist es uns nun erlaubt, einen Blick auf das Material zu werfen, welches während der Dreharbeiten zu "Der Mondmann" entstanden ist. Mit "Jim & Andy: The Great Beyond" zeichnet sich Chris Smith für eine in jeglicher Hinsicht beeindruckende Dokumentation verantwortlich. Nicht nur als Diskurs über den Käfig, in den man als Star zwangsläufig gesperrt wird, sondern auch als Reflexion über Schein und Sein, sowie als berührendes Psychogramm zweier Ausnahmekünstler. Aber, wer weiß, vielleicht ist das auch nur alles Teil einer großen Täuschung? Wenn ja: Dankeschön, dass dies so sinnstiftend vonstatten ging.

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I Am A Hero: Mit seiner gelungenen und respektvollen Manga-Adaption setzt Shinsuke Sato neue Impulse im Zombiegenre. "I am a Hero" ist originell, spaßig, emotional und - wie es sich für einen Zombiefilm gehört - auch verdammt blutig.

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I don‘t feel at home in this world anymore: Verwirrung ist nicht selten ein akkurates Hilfsmittel, um sich aus dem Treibsand von Lebenskrise herauszuwinden. Das zeigt Macon Blair über alle Maßen gelungenes Regiedebüt ganz wunderbar auf. "Fremd in der Welt" ist ein Film, der mit einer gesunden Andersartigkeit aufwartet, ohne mit dieser hausieren zu gehen. Er glänzt als zuweilen verschrobener Stimmungsmix und hat mit Melanie Lynskey und Elijah Wood zwei Hauptdarsteller, die nicht nur hervorragend miteinander harmonieren, sondern "Fremd in der Welt" auch kontinuierlich zur organischen Balance verhelfen. Unbedingt sehenswert.

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Suburra: Niemand hat das endgültige Sagen oder die volle Kontrolle, dafür ist es zu verwinkelt und weit gestreut. Am Ende bricht alles zusammen, aber wenn wir eines wissen, dann das es niemals aufhören wird. Die Plätze werden neu besetzt, die Lücken gefüllt und die Scheiße beginnt von vorn. So war es immer und so wird es vermutlich noch lange sein. Es sind alles nur Einzelschicksale, das Problem ist bedeutend größer und scheinbar auch nach Jahrzehenten nicht in den Griff zu bekommen. „Suburra“ ist modernes wie traditionsbewusstes, glanzlos-ehrliches Gangsterkino; Politthriller und pessimistische Gesellschaftsstudie auf hohem Niveau, mit dem Stefano Sollima das gelingt, woran viele Filmemacher der zweiten oder dritten Generation scheitern: Er begibt sich auf Augenhöhe mit seinem Vater, bringt sogar genügend Talent mit, um ihn eines Tages zu überflügeln. Ein größeres Lob kann es aus seiner Sicht wohl kaum geben. Schon jetzt vermutlich einer der interessantesten Filme des Jahres, der Lust auf mehr des „neuen“ italienischen Kinos macht.

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Let Me Make You a Martyr: „Let Me Make You a Martyr“ ist abgründige Milieustudie, Rache-Meditation, Slow-Burn-Thriller und religiös angehauchte Erlösungsfantasie in einem. Das Regie-Duo Corey Asraf und John Swab balanciert sämtliche Elemente ihres unkonventionellen Films mit beachtlicher Präzision und führt die Geschichte auf einige emotionale Faustschläge zu, die fernab von explizit dargestellter Gewalt, die hier ausschließlich im Off geschieht, nachhaltig aufwühlen und beschäftigen dürften.

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In This Corner of the World: "In This Corner of the World" reiht sich ohne Mühen in die Riege der Anti-Kriegsdramen ein, die nicht nur fantastisch gezeichnet sind, sondern besonders durch ihre eindringlichen Botschaften überzeugen. Zwar kann gerade die erste Hälfte für einigen Ärger aufgrund einer sehr sprunghaften und schnellen – aber auch langgezogenen – Erzählweise sorgen, doch danach gibt es ein ergreifendes, tiefsinniges und wichtiges Meisterwerk zu bestaunen, welches einen noch lange danach beschäftigt. Gerade Suzu ist es dabei, die den Zuschauer in ihren Bann zieht. Unschuld und Verlust, Hoffnung und Schrecken, Wärme und Leid – unbedingt ansehen.

Image titleHappy End: Michael Haneke bleibt sich treu und liefert mit "Happy End" erneut eine Familien-Bestandsaufnahme ab, die in äußerst greifbarer und realistischer Manier dem Zuschauer den Spiegel vor die Nase hält. Ab und zu verhaspelt sich der Film zwar in seinen Aussagen, bringt diese nicht befriedigend zu Ende und bleibt auch insgesamt im Schatten der großen Schwester "Liebe", sonst lebt aber auch dieses Werk des österreichischen Regisseurs von einer unterschweligen emotionalen Wucht, die sich durch beinah schon unheimliche Realitätsnähe unter die Haut gräbt.

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Certain Women: Ohne Zweifel zählt Kelly Reichardt zu den wichtigsten Filmemacherinnen (und damit allgemein Künstlern) unserer Zeit. Ihr neustes Werk, "Certain Women", ist ein erneuter Beweis für die kontemplative Meisterschaft ihrer Person. Anstatt sich verkürzten Offensichtlichkeiten und Lösungen hinzugeben, erzählt sie über die immense Kraft der Bilder von den Bedürfnissen und Ängsten ihrer Hauptdarstellerinnen und überlässt dabei gleichwohl viel der individuellen Auffassung des Publikums. In der Stille liegt hier die Stärke begraben.

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Western: Mit „Western“ ist Valeska Grisebach eine präzise inszenierte und feinfühlig geschriebene Charakterstudie gelungen, die sich unter Zuhilfenahme von Genremotiven an den Sehnsüchten eines einfachen Mannes abarbeitet, der Zeit seines Lebens immer nur zwischen den Stühlen stand. Wer dieses Jahr auch nur einen deutschen Film sehen will, der sollte es mit diesem hier versuchen.

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Neruda: Mit »Neruda« ist Regisseur Pablo Larraín ein ungewöhnlicher und sehenswerter Film gelungen, der nicht nur schön anzusehen ist, sondern vor allem schauspielerisch und erzähltechnisch überzeugen kann. So akribisch einerseits aber die historischen Fakten rund um Nerudas Verfolgung recherchiert ist, so ernst sollte man als Zuschauer Larraíns Anspruch des »Anti-Biopics« nehmen. Letztlich dient Pablo Neruda nämlich vor allem als Figur in einer einfallsreich inszenierten Geschichte – der es bei genauerem Hinsehen eben um Einfallsreichtum, Inszenierung und Geschichten geht.

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Jahrhundertfrauen: Mit „20th Century Women“ ist Mike Mills eine formal experimentelle Auseinandersetzung mit den vielschichtigen Bedürfnissen dreier Frauen gegen Ende der 70er Jahre gelungen, welche manchmal etwas zu stark in emanzipatorische Klischees abdriftet, aber nichtsdestotrotz einen angenehmen Rhythmus entwickelt. Nicht jedermanns Sache, aber Fans des zeitgenössischen Indiekinos a la Noah Baumbach dürfen bedenkenlos zuschlagen.

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Schneeflöckchen: Wer behauptet das deutsche Genre- und Nachwuchskino sei tot, hat noch nicht „Schneeflöckchen“ gesehen. Ein origineller, selbstbewusster und engagierter Film, der ohne Kompromisse seinen eigenen Weg geht. Das Ergebnis ist so erfrischend wie trotzig. Bitte mehr davon.

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The Bad Batch: „The Bad Batch“ ist ein Film für die Sinne. Wer großen Wert auf Handlung und dramaturgische Regeln legt, der wird mit dem spärlichen Narrativ des Films kaum glücklich werden. Alle anderen dürfen sich von Ana Lily Amirpour in eine atmosphärisch dichte, in ihrem Wahnsinn überraschend stimmige und herrliche absurde Welt tragen lassen, die unverkennbar über eine gewisse Sogwirkung verfügt. Die stilistisch gekonnt strukturierte Inszenierung und der elektronisch-poppige Soundtrack tragen mühelos durch die zwei Stunden der überaus sehenswerten Kannibalenromanze.

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Una und Ray: Die filmische Adaption des Bühnenstücks „Blackbird“ hält sich auch atmosphärisch eng an die Theatervorlage. Das Dialogduell zwischen Una und Ray zehrt in erster Linie von der aufrüttelnden und faszinierenden Interaktion zwischen Rooney Mara und Ben Mendelsohn, dreht sich jedoch nach kurzer Zeit im Kreis. Regisseur Benedict Andrews wirft einen gewagt sensiblen Blick in das Innenleben des Missbrauch betreibenden Ray und lässt damit provokativ verschiedene Perspektiven zu. Gerade mit den beiden überragenden Darstellern wäre jedoch wesentlich mehr möglich gewesen.

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Mr. Long: Mit einprägsamer Farbdramaturgie und entschleunigten Bildern erzählt „Mr. Long“ vom verzweifelten Versuch eines Auftragsmörders außerhalb seiner Profession Wurzeln zu schlagen. Bevor das Werk von SABU in einem kathartisch unvermeidlichen Höhepunkt gipfelt, verliert es sich leider zu oft in redundanten Nichtigkeiten und überlangen Einstellungen, weiß stellenweise aber nichtsdestotrotz zu begeistern.

Die heutige Gewinnspielaufgabe: Habt ihr eventuell auch einen Geheimtipp aus dem vergangenen Jahr? Oder habt ihr einen der hier genannten Filme ebenfalls gesehen und möchtet ihn empfehlen? Wenn nicht, haben wir zumindest euer Interesse geweckt? (Kategorie: Kommentar)

Autor: Thomas Repenning

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