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Der große Jahresrückblick der MB-Redaktion für 2014

von Sebastian Stumbek

Da das Filmjahr 2014 für mich persönlich eher enttäuschend ausgefallen ist - was wohl am ehesten daran liegt, dass ich mit vielen aktuellen, digitalverseuchten Multi-Millionen-Dollar-Produktionen, 0815 Komödien und Pseudo-Arthouse-Selbstbeweihräucherungs-Versuchen einfach nicht so viel anfangen kann, wie mit sympathisch handgemachten 80er und 90er Jahre (Action-)Streifen - hatte ich so meine Schwierigkeiten 10 Filme ausfindig zu machen, die mich im heurigen Jahr nicht komplett kaltgelassen haben (beziehungsweise keine Geheimtipps darstellen).

DIE TOP 10 FILME 2014

1. Gone Girl
David „Seven“ Fincher vollbringt das Kunststück einen Film, von dem ein großer Prozentsatz der Zuschauer bereits im Vorfeld das Ende kennt, so unglaublich fesselnd zu inszenieren, dass die knapp 145 Minuten Laufzeit wie ein Wimpernschlag vergehen. Dank der idealen Besetzung aller Haupt- und Nebendarsteller und der genialen Kameraarbeit ein wahres Meisterwerk. Mein Film des Jahres 2014.

2. The Raid 2: Berandal
Bereits „The Raid“ markierte 2011 einen Umbruch im modernen Actionkino. Ähnlich wie 2003 Prachya Pinkaews „.Ong Bak“ überzeugte Gareth Evans Actionstreifen durch kompromisslos durchexerzierte Härte in Kombination mit einer fantastischen Kampfchoreographie. „The Raid 2“ geht einen ähnlich direkten Weg, setzt dabei jedoch noch stärker auf ungemein harte Kampfszenen und selbstmörderische Stuntarbeit. DIE Referenz im derzeitigen Actionkino.

3. Edge of Tomorrow
Basierend auf dem Light Novel „All You Need Is Kill“ von Hiroshi Sakurazaka schuf Regisseur Doug Liman einen packenden Sci-Fi-Action-Film, der beinahe so etwas wie 90er Jahre Feeling aufkommen lässt. Das Projekt bietet knackige Action, Unterhaltung gepaart mit Anspruch und passend besetzte Darsteller abseits der üblichen Schießbudenfiguren.

4. Guardians of the Galaxy
Meine persönliche Überraschung 2014. Ohne besonders hohe Erwartungen ein Kinoticket gelöst und mit einem strahlenden Lächeln wieder aus dem Saal gestolpert. Treffsichere Dialoge, ein epischer Soundtrack, unzählige Schlachten im All und auf fremden Planeten und ein alternatives Avengers Team, das sich vor dem Original nicht verstecken muss.

5. Nymphomaniac 1
Lars von Trier kann es ja doch noch. „Nymphomaniac 1” ist ein ausgesprochen gut gelungenes Drama mit Erotikschieflage, das von der ersten bis zur letzten Minute zu fesseln vermag. Leider hat die Story in „Nymphomaniac 2“ - den ich zusammen mit Teil 1 in einer Sneak genießen durfte - dann doch bereits merklich an Schwung verloren. Dadurch kann die Fortsetzung/Fortführung der Geschichte, um die sexbesessene Joe, im direkten Vergleich nicht ganz mit der Genialität des Erstlings mithalten. Trotzdem zählt zumindest „Nymphomaniac 1“ zum Besten was 2014 auf die große Leinwand projiziert wurde.

6. Captain America: The Winter Soldier
Blockbusterkino mit Niveau. Da ich - hauptsächlich aufgrund von Chris Evans beeindruckender Physis bereits mit dem ersten Auftritt des Captains recht zufrieden war, hat mich der überragende zweite Teil natürlich restlos begeistert. Knallharte Action, markige Dialoge, eine comicnahe Handlung und eine schwungvolle Inszenierung. Danke Anthony und Joe Russo.

7. X-Men: Days of Future Past
Ein rundum gelungener Beitrag zum kontinuierlich anwachsenden X-Men Universum von Bryan „The Usual Suspects“ Singer, der Dank einer komplexen Grundidee, einer tollen bild- und soundmäßigen Umsetzung und einer fantastischen Besetzung, über so manche Holprigkeit des Drehbuch glatt hinwegsehen lässt. Actionreiche Unterhaltung auf hohem Niveau.

8. The Hobbit - The Battle of the Five Armies
Trotz seiner digitallastigen Umsetzung, fand ich den schlachtenreichen Schlussakt der Hobbit Trilogie ausgesprochen gut gelungen. Nicht auf demselben Level wie die „Lord of the Rings“ Reihe, aber durchaus besser als viele andere, schnell heruntergekurbelte Blockbuster der letzten Jahre. Für Fantasy-Fans ein unumgängliches (Kino-)Highlight.

9. Zulu
Das in Süd-Afrika situierte Thriller-Drama „Zulu”, von „Largo Winch“ Regisseur Jérôme Salle überzeugt durch seine motivierten Darsteller und seine thematisch bedingte, kompromisslose Härte. Apartheid ist ganz offensichtlich noch Jahrzehnte nach dem offiziellen Ende der Rassentrennung in Südafrika, in den Köpfen vieler Bürger verankert. Ein beeindruckendes, realitätsnahes und nachdenklich stimmendes Kinoerlebnis.

10. The Hunger Games: Mockingjay - Part 1
Darüber ob man Teil drei der Buchvorlage unbedingt in zwei Filme aufspalten musste, kann man sich durchaus streiten Darüber, dass Jennifer Lawrence ihren Charakter Katniss Everdeen mit unglaublichem Einsatz auf die Leinwand hievt und die Regiearbeit von Francis Lawrence außerordentlich gut gelungen ist, jedoch nicht. Eine durchaus positive Überraschung.

DIE FLOP 5 FILME 2014:

Enttäuschungen gab es im Jahr 2014 genug. Die folgenden fünf stellen für mich jedoch mit Abstand die Größten dar.

1. Sabotage
Was für eine Enttäuschung. Nach dem ebenfalls nicht gerade überwältigenden „The Last Stand“ folgt mit „Sabotage“ Schwarzeneggers zweites missglücktes Solo-Projekt nach seiner Rückkehr aus den Politferien. Schlechtes Drehbuch, schlechte Actionszenen, schlechte Dialoge, schlechte Inszenierung und vor allem schlechte Darsteller. Ein erschreckend großer Haufen Möchtegern-Macho-Scheiße.

2. Godzilla
Wer hätte sich jemals gedacht, dass Gareth Edwards “Godzilla” bei ehrlicher Betrachtung deutlich schlechter unterhält als Roland Emmerichs Hollywood-Blödelei aus dem Jahr 1998? Ein irreführender Trailer, ein langweiliges Drehbuch, ein größten Teils fehlender titelgebender Hauptdarsteller und eine blasse Grundbesetzung. Nicht gerade Godzillas Sternstunde.

3. Transformers: Age of Extinction
Der kommerziell erfolgreichste Film 2014 war wohl auch einer der am wenigsten Überzeugendsten. Außer einem hirnlosen Storygerüst und patriotisch eingefärbten Entschuldigungen für richtige Dialoge hat Teil vier der Spielzeug-Verfilmungs-Reihe trotz Hauptdarstellerwechsel rein gar nichts zu bieten. Vom Charme des Erstlings ist 2014 nicht mehr allzu viel übrig geblieben.

4. Lucy
Luc Besson präsentiert mit „Lucy“ seine Idee eines modernen Actionfilms mit Hirn - und scheitert damit auf ganzer Linie. Weder die abstruse Story, noch die weitgehend blutleeren, nachlässig choreographierten Kampfszenen oder die gelangweilt wirkenden Darsteller können dem Film auch nur so etwas Ähnliches wie Unterhaltung entwinden. Da gibt es einfach viel bessere Actionfilme am Markt.

5. 300: Rise of an Empire
Belanglose, langweilige, überdigitalisierte und unnötige Fortsetzung einer starken Comicverfilmung. Lächerliche Effekte, lächerliche Dialoge, lächerliche Sexszene und lächerliche Darstellerleistungen. An Noam Murros „300: Rise of an Empire“ gibt es wirklich nur wenig, was zu begeistern vermag.


DIE GEHEIMTIPPS DES JAHRES 2014:

Geheimtipps…psssssst…

Odd Thomas
Nie im Leben hätte ich mir erträumt, dass Steven Sommers nach „Die Mumie“ jemals wieder einen brauchbaren Film abliefern würde. Und dann fällt mir „Odd Thomas“ in die Hände. Der Streifen mit Anton Yelchin ist gut gescripted und inszeniert, spannend und überraschend umgesetzt, hat eine innovative Grundstory und ein mutiges Ende. Perfekte Unterhaltung.

The Sacrament
Der semidokumentarische Found-Footage-Streifen von Ti West, über die Ereignisse rund um den Massen-Suizid einer Sektengemeinschaft - Jonestown lässt lautstark grüßen - weiß auf der ganzen Linie zu begeistern. Die sehr ruhige, professionell wirkende und damit genreuntypische Kameraführung sorgt dafür, dass der Zuschauer sich ständig mitten im Geschehen wähnt. Die Spannungsschraube wird nur langsam, aber ungemein kontinuierlich angezogen, um in einem - in seiner Ausweglosigkeit - beispiellosen Finale zu gipfeln. Mehr als nur einen Blick wert.

Veronica Mars
Rob Thomas hat mit „Veronica Mars“ einen Film von Fans für Fans geschaffen, der mit dem entsprechenden (Serien-)Vorwissen exzellent funktioniert. Sympathische Charaktere, tolle Dialoge, eine flotte Inszenierung und die Gewissheit, dass dieser Streifen mehr Herzblut enthält, als alle diesjährigen Hollywoodproduktionen zusammen, machen „Veronica Mars“ zu einem unverzichtbaren Komödien-Highlight. Für mich war die Rückkehr nach Neptune jedenfalls der Wohlfühlüberraschungshit des Jahres 2014.

Blutgletscher
Ein österreichischer (Tier-)Horrorfilm von „Rammbock“-Regisseur Marvin Kren, der, trotz einiger entschuldbarer Low-Budget-Schwächen, über knapp 100 Minuten zu fesseln versteht. Tolle Effekte, handgemachte Gore-Szenen, eine fabelhafte Kameraarbeit und ein sympathisch versoffener Hauptdarsteller, lassen einige eklatante Drehbuchschwächen und ein etwas unbeholfen agierendes Nebendarstellerensemble beinahe vergessen. Für experimentierfreudige Horrorfans mit Dialektkenntnissen uneingeschränkt zu empfehlen.

Enemy
Schwierig einzuordnen und zu verstehen, aber ausgesprochen sehenswert. So kann man Denis Villeneuves Drama-Thriller-Mystery-Mix „Enemy“ meiner Meinung nach am besten beschreiben. Der Streifen ist ein Paradebeispiel für gelungenes Art-House-Kino. Ohne Anbiederungsversuche beim Publikum, ohne besondere Spannungshöhepunkte und ohne eine leicht verdauliche, mundgerecht aufbereitete Storyline, entfaltet der monotone Film eine schwer in Worte zu fassende Faszination. Sollte man gesehen haben.


DIE MOST WANTED FILME 2015:


Dieser Punkt ist im Endeffekt nicht mehr als ein wagemutiger Blick in die Glaskugel, da man von den meisten 2015er-Projekten noch nicht mehr als einige Promo-Bilder oder einen Trailer im Internet begutachten kann. Trotzdem gibt es einige Streifen, bei denen jetzt schon klar ist, dass ich nicht um einen Kinobesuch herumkomme. Meine Most Wanted 2015 sind demnach „Mad Max: Fury Road”, „The Hunger Games: Mockingjay - Part 2”, „Star Wars: Episode VII - The Force Awakens”, „Avengers: Age of Ultron”, „Terminator Genysis”, „Spectre”, „Inherent Vice”, „The Interview”, „The Gunman” und „Blackhat”.

In diesem Sinne: Auf ein filmreiches Jahr 2015!

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