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Der große Jahresrückblick der MB-Redaktion 2019

von Sebastian Stumbek

DIE TOP 10 FILME 2019:

1. The Irishman
Der größte amerikanische Regisseur aller Zeiten besiegelt eines der größten amerikanischen Genres aller Zeiten mit einem der größten amerikanischen Filme aller Zeiten. Ein moderner Klassiker.

2. Once Upon a Time in Hollywood
Dieser Traum soll nicht enden.

3. Porträt einer jungen Frau in Flammen
Eine Hymne auf die Weiblichkeit, ein sinnliches Fest der Liebe, eine elegante Hommage an die Begierde, ein feuriger Triumph des Kinos. Groß und so wunderbar lebendig.

4. Midsommar
Unfassbar gut inszeniert, extrem gut gespielt und eine unfassbare krude Atmosphäre. Diese ausgestellte Freundlichkeit, diese unentwegte Helligkeit. Nie war das beschwungen Gemeinschaftliche irritierender. Großes Ding, echt famos, wie sich Ari Aster in den Horrorfilm ein- und ihn neudenkt.

5. Systemsprenger
Eine Tour de Force, die an die Intensität des ähnlich gepolten Mommy von Xavier Dolan erinnert. Herausragend gut gespielt, ergreifend und eindringlich auf den Punkt inszeniert, bis zum Rand gefüllt mit wichtigen Gedanken und viel Menschlichkeit, wird der Zuschauer hier gegen eine Wand der Ratlosigkeit geschleudert, die der eigentliche Diskussionsgegenstand des Films ist und seine Wirkung weiter über den Abspann hinausträgt.

6. Marriage Story
Ein ungemein zärtlicher, aufmerksamer Film, der Gefühle nicht als flüchtig und unbeständig begreift, sondern aufzeigt, dass diese sich mit der Zeit verändern können und in einer neuen Form in Erscheinung treten.

7. Dragged Across Concrete
In seinem neuen Film verhandelt Zahler ein weiteres Mal die fragile Bedeutung altertümlicher Männlichkeitsmodelle und nutzt das Schicksal zweier suspendierter Polizisten um auf der Meta-Ebene auch Mel Gibsons Person zu verhandeln. Herausgekommen ist dabei ein hochgradig intensives, pulpiges, eindringliches und überraschend komplexes Seherlebnis, welches den Zuschauer zusammen mit den Akteuren geradewegs in die alles zersetzende Finsternis führt.

8. Burning
Die mit dezent surrealen Entwicklungen gespickte Geschichte des Films ist mit schauspielerischen Nuancen und Bildern gespickt, die mitunter unvergesslich sind und ein Geflecht aus Eifersucht, Frustration, Einsamkeit und Begierde entfalten, das den Film passend zum Titel irgendwann in Flammen aufgehen lässt.

9. Lara
Corinna Harfouch brilliert in der Hauptrolle als unerfüllte Eishexe, die all ihren Ehrgeiz auf ihren Sohn projiziert hat und nun vor den Trümmern ihrer Träume steht. "Lara" ist so präzise wie unversöhnlich; ein Film, der sich traut, auf Leerstellen zu setzen, anstatt dem Zuschauer alle Antworten auf dem blank polierten Silbertablett zu liefern. Das ist fordernd und unangenehm, aber immer ganz nah am Menschen. Ein Geschenk.

10. Wintermärchen
Ein Hakenkreuzzug gegen sich selbst. Deutsches Hassfick-Kino, man möchte sich vor Ekel übergeben, winden, weglaufen. Aber Jan Bonny bietet dem Zuschauer keinen Ausweg. Derart kompromisslos wurde der nationalen Perspektiv- und Hilflosigkeit (wenn überhaupt) schon lange nicht mehr auf den erbärmlichen Zahn gefühlt. Widerwärtig, grausam, angsteinflößend. Purer Terror. Und irgendwie, man möchte es nicht wahrhaben, man sträubt sich, macht diese rastlose Innenansicht der sozialen Verwahrlosung im rechten Milieu auch betroffen. "Ich bin eigentlich ein Guter. Tief drin, da bin ich eigentlich ein Guter."

DIE FLOP 5 FILME 2019:

1. Head Full of Honey
Peinlich. 

2. The Haunting of Sharon Tate
Geschmacklos.

3. Rambo: Last Blood
Senil.

4. Polar
Ätzend.

5. Fast & Furious: Hobbs & Shaw
Kopfschmerzen.

GEHEIMTIPPS aus dem Jahr 2019:

Diego Maradona

The Sisters Brothers

Lords of Chaos

The Kindergarten Teacher

High Life

10 MOST WANTED FILME 2020:

James Bond 007 - Keine Zeit zu sterben
Top Gun: Maverick
Tenet
Intrige
Halloween Kills
Dune
The Gentlemen
1917
Army of the Dead
Die Farbe aus dem All

MEIN SERIENJAHR 2019:

Wie die meisten hier wissen, bin ich kein großer Freund davon, meine Zeit in Serien zu investieren, was natürlich dazu führt, dass ich viel großartige Formate, in die es sich allemal lohnen würde, Zeit in sie zu investiere, verpasse. In diesem Jahr habe ich allerdings etwas mehr Zugang zu Serien gefunden und mir - abseits der Sitcoms, die mir beim Einschlafen helfen - etwas mehr zu Gemüte zu führen, als in den Jahren zuvor. Eine Auswahl meiner Favoriten habe ich nun einmal aufgezählt. 

Chernobyl
Euphoria
Too Old to Die Young
Escape at Dannemora
Mindhunter (Staffel 2)
The Boys
Jerks (Staffel 3)
Servant

Beste Performance des Jahres: Helena Zengel, die mit ihren nicht einmal 12 Jahren in Systemsprenger eine regelrechte Jahrhundertperformance herausgerockt. Freue mich, was die Zukunft dieser jungen Damen noch so mit sich bringt.

Bester WTF-Moment des Jahres: Die Sichtung von The Aeronauts, denn der Film ist wirklich gelungen! Ich war fest davon überzeugt, hier einen zweiten Die Entdeckung der Unendlichkeit geboten zu bekommen. Pustekuchen! Richtig schön dynamisches, im positiven Sinne altmodisches Abenteuerkino. Mehr davon!

Herzstürmer des Jahres: Joe Pesci  ist wieder da. Endlich. In The Irishman veranschaulicht er ungemein eindrucksvoll, wieso wir diesen grandiosen Schauspieler in den letzten Jahren seiner Abwesenheit so vermisst haben. Danke, Marty.

FAZIT: 

Wieder ein Jahr geschafft. Natürlich konnte 2019 nicht die hochqualitative Dichte an Filmen des Vorjahres erreichen, aber auch 2019 war ein Jahr voller Überraschungen, großer Kinomomente und, ja, ich gebe es zu, tollen Serienformaten. Fraglos werde ich nicht vergramt auf dieses Jahr zurückblicken. 2020, my body is ready!

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