Death Note, ein Titel, den selbst viele Nichtkenner des Genres gehört haben, erblickte in Mangaform 2003 das Licht der Welt. Das Gespann aus Tsugumi Ohba (Idee) und Takeshi Obata (Zeichnung) setzte mit dem Projekt einen Eckpfeiler für kommende Manga und Anime im Drama / Mystery / Thriller Genre. 12 Bände, 2 Romane, 5 Filme, einige Videospiele, Musicals, Light Novels und eine Wagenladung an Merchandise später, ist die Wichtigkeit des Werks sowohl für die westliche, als auch für die asiatische Szene nicht abzuerkennen.
2008 erfolgte die Erstveröffentlichung des Anime mit deutscher Synchronisation unter dem Banner von Panini. 11 Jahre später nahm sich Kazé Anime der Fassung an, bereitete sie für zwei Schuber in Blu-Ray Qualität auf und veröffentlichte sie.
Story
Der hochbegabte Schüler Light Yagami findet ein geheimnisvolles Notizbuch, das Shinigami Ryuk, ein Todesgott, aus Langeweile in der Welt der Menschen zurückgelassen hat. Laut Gebrauchsanweisung stirbt jeder Mensch, dessen Namen man in dieses Death Note schreibt. Obwohl Light zunächst skeptisch ist, probiert er das Buch aus und stellt schnell fest, dass aus dem Spiel tödlicher Ernst wird. Doch statt die Finger vom Death Note zu lassen, brennt er darauf, alles Böse auszulöschen und die Welt radikal zu verändern. Als aber immer mehr Verbrecher auf dieselbe mysteriöse Weise sterben, heuert Interpol den berühmt-berüchtigten Privatermittler L an. Das Katz-und-Maus-Spiel beginnt …
Kritik
Der Einstieg in die Animeserie aus dem Studio Madhouse ist ebenso plötzlich, wie für den Hauptcharakter Light Yagami. Erst über die Folgen hinweg, entfalten sich erste Informationen über das Death Note, die verknüpften Regeln und entsprechende Hindernisse. Gleichzeitig wird klar, mit was für einem Genie der Schüler Light Yagami gesegnet ist. Was für den normalen Zuschauer nicht vollkommen ersichtlich ist, wird in Erklär-Manier mit Schaubildern, entsprechenden Erläuterungen aus dem Off und Rückblenden verdeutlicht. Ob dies immer von Nöten wäre, sei dahingestellt, aber es gibt dem Anime etwas eigenes, was man so nur aus Agatha Christie Romanen und Verfilmungen kennt. Jede Folge stellt ein Puzzleteil da, das sich Stück für Stück zu einem Gesamtbild formt, Zusammenhänge aufdeckt und weitere Informationen entlarvt. Als Beispiel wäre der Gegenspieler L zu nennen, der erst in Episode 6 sein wahres Gesicht zeigt und eine Dynamik ins Spiel bringt, die seinesgleichen sucht.
Als Sohn des führenden Ermittlers der Polizei Soichiro Yagami, ist Light Yagami von Anfang an in die Recherchen der Beamten verwickelt und deshalb immer einen Schritt voraus – dies ändert sich, sobald sich der hochintelligente L einschaltet und das Katz‘ und Maus Spiel beginnt. Während Light einfach zu durchschauen ist, seine Motive klar und Handlungen nachvollziehbar, ist L (dessen wahrer Name ebenfalls ein Rätsel ist) ein Mysterium, eine anfangs gestalt- und charakterlose rechtschaffende Kraft, die für den unerschütterlichen Glaube an Gerechtigkeit steht und den Gott spielenden Kira fassen will. Rezipienten könnten sich in diesem Dilemma zwischen den zwei Hauptcharakteren verlieren: Wer ist im Recht? Für wessen Sieg soll man fiebern? Die Meinung schwankt und gerade das ist, was Death Note zu einem Meisterwerk macht: Es werden mit Moralvorstellungen gespielt, das Prinzip des Gewissens angesprochen und mit Grautönen jongliert, denn auch L handelt nicht immer korrekt und kann sich die Fassade des Weiß‘ zum Schwarz von Kira nicht aufrechterhalten.
Der Zeichenstil ist größtenteils realistisch: Quietschbunte Haare oder unnatürliche Körperproportionen finden in Takeshi Obatas Stil keinen Platz. Die Farbpalette ist gedämpft und kalt und spielt so gut in die bedrückende und nervenaufreibende Atmosphäre von Death Note hinein. Auch die musikalische Untermalung von Yoshihisa Hirano und Hideki Taniuchi trägt viel zu dieser Stimmung bei: Gregorianische Chorale, Klaviermusik und psychedelische Klänge malen ein Bild, das mit Handlung und dem zeichnerischen Stil so gut wirkt, dass die Reise durch die ersten 18 Episoden wie im Flug vergeht.
Erwähnenswert ist die deutsche Synchronisation, die Kazé anstandslos übernommen hat und mit berühmten Namen wie Kim Hasper, Julien Haggége oder Hannes Maurer wirbt. Die Dialoge sind auch auf Deutsch flüssig, Namen werden bemüht korrekt ausgesprochen und die Harmonie zwischen den einzelnen Rollen spricht für die professionelle Umsetzung durch das G&G Tonstudios unter Richard Westerhaus‘ Leitung.
Technischer Part
Die erste von zwei Blu-Ray Boxen, die am 15. März 2019 veröffentlicht wurde, kommt in einem Papp-Schuber mit drei Blu-Ray Discs. Die Aufmachung ist absoluter Standard – hier vermisst man eine angemessene Verpackung für die Qualität und den Kultstatus der Serie. Das Bild ist klar und scharf in einem Format von 1920 x 1080p und 16:9, das Alter des Quellmaterials ist nicht zu erahnen. Dunkle Szenen werden satt und nicht blass dargestellt, ein körniges Bild taucht an einigen Stellen jedoch auf – vor allem auf großen Bildschirmen. Als Sprachausgabe liegen Deutsch und Japanisch (DTS HD MA 2.0) vor, Untertitel können auf Deutsch gestellt werden. Die deutsche Synchronisation aus dem Jahre 2008 wurde wiederverwendet.
Mit 450 Minuten Laufzeit (Episode 1-18) gibt es leider keinen Platz für Bonusmaterial; das Blu-Ray Menü ist hierfür allerdings gut gestaltet.
Fazit
Death Note etablierte sich vor 13 Jahren in der Animeszene und gehört auch heute noch zum festen Repertoire der japanischen Meisterwerke, die das Thriller und Mystery Genre festigte, ebnete und durch exquisit geschriebene Handlungsstränge zu etwas ganz eigenem machte. Die ersten 18 Folgen sind brillierende Verknüpfungen aus Spannung, Kreativität und Adrenalin, durchsetzt von Momenten, die als Klassiker auch noch ein Jahrzehnt später durch das Internet kursieren und aktuelle Serien beeinflussen. Was das Schafferduo hier geleistet hat, ist unumstritten sehenswert und kann sowohl Kennern der asiatischen Animationsszene, als auch Genrefremden Zuschauern wärmstens ans Herz gelegt werden.