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Das dreckige Dutzend - Die Filme des Michael Bay (Teil 2)

von Nikolas Friedrich

Die ersten drei Filme über humanoide Roboter, die einander auf der Erde bekriegen - Transformers (2007), Transformers: Die Rache (2009) und Transformers 3 (2011) - lassen sich nicht nur deshalb so gut in einem Rutsch erledigen, weil Bay sie hintereinander und ohne Zwischenstopp im Abstand von jeweils zwei Jahren drehte, sondern weil sie durch ihre beinahe gleichbleibende Hauptbesetzung (lediglich Megan Fox wurde nach ihre Differenzen mit Bay in Teil 3 durch Rosie Huntington-Whiteley ersetzt) eine geschlossene Trilogie im mittlerweile ausgebauten Transformers-Franchise bilden. Und natürlich weil sie sich in Form und Inhalt so stark gleichen, dass sie in der Erinnerung vieler Zuschauer bereits zu einem großen Film verschwommen sind. Eine bewegungsfreie Kamera, die lüstern die Vorbauten sämtlicher Frauen und Autos umkurvt, Militärhubschrauber vor sattroten Sonnenuntergängen, ohrenbetäubende Materialschlachten, riesige Explosionen und Quasselstrippe Shia LaBeouf mittendrin - bricht man alle drei Filme auf dieses bewährte Erfolgskonzept herunter (was wohl niemandem übel zu nehmen ist), dann hat Bay innerhalb dieser vier Jahre tatsächlich drei Mal ein und denselben Film gedreht.

Aber natürlich unterscheiden sie sich, wenn nicht in formal, dann zumindest in der Qualität. Der erste Teil erscheint rückblickend zahm, mit gerade mal 143 Minuten Lauflänge und einem Plot, der für die Reihe geradezu simpel anmutet, obwohl er mehrere voneinander getrennte Handlungsstränge vereint. Der zweite Teil, dessen Drehbuch noch verzweifelt geschrieben wurde, als die ersten Sets bereits in die Luft gejagt wurden, ist (wie die Jungs von Red Letter Media mit ihrem Experiment humorvoll nachweisen) eine in ihren Story-Beats nahezu exakt nachempfundene Kopie des Vorgängers, nur länger, lauter und vor allem dümmer. Neben viel aufdringlichem Humor injizieren die Schreiberlinge Kurtzman, Orci und Ehren Kruger eine zusammengeklaubte Mythologie in den Film, die aber weniger der zerfahrenen Geschichte dient, als nur das sandige Explosionsgewitter im Finale erzählerisch irgendwie zu rechtfertigen versucht - ein Versuch, der grandioses Scheitern zur Folge hatte und damit sogar Entschuldigungen der Beteiligten selbst einforderte. LaBeouf erklärte die Hintergründe ("We we'rent making a movie to make a good movie, we were making a movie to hit a date."), Bay brachte es etwas knapper auf den Punkt ("That was crap.").

Viel besser und vor allem düsterer sollte es dann mit dem dritten Teil werden, der ersten von mittlerweile drei Fortsetzungen, für die Bay trotz anfänglicher Beteuerungen, mit dem Franchise abgeschlossen zu haben, auf den Regiestuhl zurückkehrte. Man ist fast geneigt, das zu begrüßen, denn Transformers 3 richtet die Kleine-Jungs-Fantasie der kriegerischen Roboter endlich gegen sich selbst. Sobald der Film seine gesprächige erste Hälfte überwunden hat, gerinnt er zu einem atemberaubend orchestrierten Actionkonzentrat, das ideologisch aber kaum noch zu verteidigen ist, so genüsslich suhlt es sich im Knochenstaub der pulverisierten Zivilisten, so notgeil linst es unter Rosie Huntington Whiteleys hautenges Kleid, so hingebungsvoll glorifiziert es die militärische Männer-Hybris. Dazu Spielzeugfiguren, die sich gegenseitig die metallenen Wirbelsäulen aus den Hälsen reißen und Hochhäuser, die in posttraumatischen 3D-Bildern ineinanderstürzen. All das ist so abscheulich exzessiv, so absurd größenwahnsinnig und so hoffnungslos verrannt in moralischem Sumpfgebiet (Autobot-Anführer Optimus Prime exekutiert den bettelnden Schurken am Ende mit einem Kopfschuss), dass es sich gar nicht mehr verdammen, sondern nur noch mit perverser Lust bewundern lässt. Kurz vor der Ära des Untergangs ist Michael Bay so etwas wie sein ultimativer Transformers-Film gelungen.

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