Bildnachweis: © Warner Bros. | Werbemotiv zu "Dirty Harry"

"Clint Eastwood. 100 Seiten" – Buch – Kritik

von Pascal Reis

Inhalt

Mythos Clint Eastwood: In seinen Filmen verkörpert er den harten Kerl, der öfter die Augenbraue hebt als Worte macht. Als Regisseur entwirft er große amerikanische Erzählungen. Wie wurde Eastwood zum erfolgreichsten Schauspieler-Regisseur-Produzenten aller Zeiten. Davon erzählt Alexander Kluy so amüsant wie unterhaltsam und verfolgt Eastwoods Karriere von der ersten großen Rolle in der Westernserie Rawhide bis zu seinen jüngsten Regie- und Schauspieltriumphen. Ein wilder Ritt durch mehr als ein halbes Jahrhundert Filmgeschichte.

Kritik

Alexander Kluy, seines Zeichens Journalist, Autor und Herausgeber zahlreicher Bücher, nimmt sich nach Alfred Hitchcock. 100 Seiten erneut einer Lichtgestalt der Kinolandschaft an: Clint Eastwood. Kluy setzt sich nochmals einen 100 Seiten umfassenden Rahmen, um das Schaffen eines Mannes vorzustellen, der deutlich mehr ist, als sein fragwürdig-faszinierendes Image rundum rückständige Macho-Attiüden in der Allgemeinheit verspricht. Clint Eastwood ist hier nicht nur Fremder ohne Namen, sondern auch Mensch und Geschäftsmann.

Natürlich sind 100 Seiten schlichtweg zu knapp bemessen, um der (Star-)Persona Clint Eastwoods im Detail gerecht zu werden. Alexander Kluy versteht sein Buch vielmehr als einen Karriere-Abriss im Eiltempo. Atemlos, aber sprachlich gewandt, wird das Schaffen Eastwoods von seiner ersten großen Rolle (Rawhide, in Deutschland unter em Titel Tausend Meilen Staub ausgestrahlt, 1959-1965) bis zu seinem letzten Film, dem auf Tatsachen basierenden Justiz-Thriller Das Fall Richard Jewell, der noch in diesem Jahr in den hiesigen Kinos anlaufen wird, abgehandelt.

Obgleich Clint Eastwood. 100 Seiten oftmals die nötige kritische Distanz vermissen lässt, die es benötigt, um sich Clint Eastwood anzunehmen, bleibt es nicht unbenannt, dass der ehemalige Zwei glorreiche Halunken-Star auch ein Reaktionärer ist, der die Republikanische Partei unterstützt und sich im Zuge dessen bereits den ein oder anderen Aussetzer geleistet hat (man erinnere sich nur an seine bizarre Stuhl-Rede gegen den damaligen Präsidenten Barack Obama). Allerdings hat genau diese zwiesplätige Gesinnung auch für einige der spannendsten Filme seiner Vita gesorgt.

Wir reden hier nicht nur von Dirty Harry, sondern auch von Gran Torino, der 2008 ironischerweise als erster offizieller „Barack-Obama-Film“ in der amerikanischen Kritik bezeichnet wurde. Dieser Abwechslungsreichtum, verbunden mit Kontrollsucht und Produktionsökonomie, den Eastwood seit mehr als sechzig Jahren auf der Mittscheibe oder der Leinwand an den Tag leg, förderte bisweilen schier unglaubliche Diskrepanzen an den Tag. Kaum zu glauben, dass Heartbreak Ridge / The 15:17 to Paris und Die Brücken am Fluss / J. Edgar beispielsweise vom selben Regisseur sind. Das Buch schafft es in diesem Punkt, greifbare Zusammenhänge herauszustellen.

Fazit

Bis zum Rand gefüllt mit Trivia und Hintergrundwissen, legt Alexander Kluy mit "Clint Eastwood. 100 Seiten" einen kurzweiligen Karriereabriss der amerikanischen Ikone ab, die mehr als nur Dirty Harry ist. Kluy schafft es trotz des überschaubaren Rahmen durchaus gekonnt, Eastwood als Künstler, Mensch und Geschäftsmann zu beleuchten. Die kritische Distanz fehlt bisweilen, was dafür sorgt, dass sich Kluy sträubt, wirklich hart mit dem Reaktionären Eastwood ins Gericht zu gehen. Ein Gefühl für die (zweifelsohne ambivalente, aber immer schon vorhandene) Faszination aber kann er greifbar erschaffen.


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