Inhalt
„The man in black fled across the desert, and the gunslinger followed.“
Mit diesem legendären Satz beginnt der Roman „The Gunslinger“, welcher zunächst als 5-teilige Reihe zwischen 1977 – 1981 im „Magazine of Fantasy & Science Fiction“ veröffentlicht wurde.
Hätte man Autor Stephen King damals prophezeit, dass er in den nächsten 30 Jahren immer wieder zu der Figur des Roland Deschain von Gilead zurückkehren würde, solange bis aus der einst 300 Seiten umfassenden Geschichte eine epische Reihe aus 7 Bänden entstehen würde, er hätte vermutlich nur laut gelacht.
In „The Gunslinger“ lernt der Leser zum ersten Mal die Figur Roland Deschain kennen, ein wortkarger Revolverheld, der eine scheinbar endlose Wüste durchquert, stets auf den Fersen des mysteriösen „Mann in Schwarz“, den Roland bereits seit etlichen Jahren verfolgt.
Roland ist der letzte Gunslinger, eine krude Mischung aus Revolverheld, Ritter, Samariter, Diplomat und Adeligem, eine Reliquie aus einer zivilisierteren Epoche, bevor das Rad der Zeit sich unaufhaltsam weiter drehte.
Auf seinem lange Marsch durch die Wüste begegnet er nur wenigen Personen, denn Roland scheint stets den dunklen Schatten des Todes hinter sich zu ziehen, der jeden dankbar in die Arme schließt, der dumm genug ist längere Zeit an der Seite von Roland zu verbringen. Ihm könnte dieser Umstand nicht Gleichgültiger sein, da der Weg von Roland schon immer der des Revolvers war, ein Weg der zwangsläufig in Blut getränkt ist. Doch die Welt des erfahrenen Schützen wird je erschüttert, als er auf den jungen Jack Chambers trifft, einem Jungen aus einer fremden Stadt, dessen letzte Erinnerungen mit seinem eigenen Tod verknüpft sind. Zunächst hält Roland den ahnungslosen Jungen nur für eine weitere List des Mannes in Schwarz, um ihn von dessen Spur abzubringen, doch mit jedem Tag wächst ihm Jake stärker ans Herz, denn in ihm hat Roland zum ersten Mal seit endloser langer Zeit wieder einen Weggefährten, einen Verbündeten, einen Freund und, in dem besonderem Falle des Jack Chambers, auch einen Sohn.
Während sich die Beiden zusammen auf die Jagt nach dem Mann in Schwarz machen, ziehen am Horizont bereits düstere Wolken auf, denn Roland ist im Grunde auf einer weitaus wichtigeren Quest. Er sucht den „Dunklen Turm“, ein Gebilde im Zentrum der Welt, welches jene sprichwörtlich, wie auch metaphorisch zusammen hält. Was der wortkarge Gunslinger dort sucht, warum er sich einst auf die lange Reise begeben hat und wie diese Quest mit Jake und dem Mann in Schwarz in Verbindung steht, als dies und noch viel mehr erfährt der Leser auf Rolands langem Marsch hin zum Dunklen Turm.
Persönliche Meinung
„The Dark Tower“ ist eine dieser Buchreihen, über die man als eifriger Leser früher oder später stolpern wird, wenn man nicht hinter dem Mond lebt, oder seine literarischen Ergüsse nur aus der Groschenromanabteilung des örtlichen Supermarktes frequentiert. Verfasst vom Meister des „American-Horror“, Stephen King, umspannt die 7 Bändige Reihe nicht nur 30 Jahre aus dem Leben des Autors, sondern auch eine Geschichte, welche ohne Zweifel als das Magnum Opus von King bezeichnet werden kann.
Ich selbst hab mir die Komplettedition vor zwei Jahren gekauft, zum Zeitpunkt als die ersten Gerüchte zu einer Lernwandadaption immer größer wurden, und der Name „The Dark Tower“, plötzlich wieder in aller Munde war. Glücklicherweise konnte ich mich größtenteils vor Spoilern schützen, sodass ich relativ unbefleckt an das Ganze heran gehen konnte. Jedem neuen Leser würde ich daher empfehlen möglichst wenig, wenn möglich gar nichts, über die Reihe im Vorfeld zu recherchieren, sondern einfach drauf los zu lesen.
Der Anfang von „The Gunslinger“, dem ersten Buch der Reihe, war für mich zunächst recht befremdlich, denn der junge Stephen King hatte im Jahre 1977 einen Schreibstil, der viele Leser vor den Kopf stoßen dürfte. Sätze ohne Punkt und Komma, endlos lange Beschreibungen von scheinbar unwichtigen Dingen und eine recht Gewöhnungsbedürftige Erzählstruktur, von Liebe auf den ersten Blick konnte man hier wahrlich nicht sprechen. Dennoch hatte das Buch eine nicht zu unterschätzende Anziehungskraft, denn King wirft dem Leser gekonnt neue Schauplätze, Rätsel und plötzliche Wendungen in der Handlung vor die Füße, welche den ein oder anderen Makel gut übertünchen und den Leser so bei der Stange halten.
„ The hands were trained to give her what she wanted. He was the last of his breed and it was not only his mouth that knew the High Speech. The guns beat their heavy, atonal music into the air. Her mouth flapped and she sagged and the guns fired again. The last expression on her face might have been gratitude. Sheb's head snapped back. They both fell into the dust...“
Ursprünglich erschien „The Gunslinger“ als fünfteilige Reihe im „Magazine of Fantasy and Science Fiction“, welche in einem Abstand von knapp 3 Jahren veröffentlicht wurde. Dieser Episoden-Charakter zieht sich wie ein roter Faden durch „The Gunslinger“ und größtenteils auch durch die restlichen Bände, wodurch „The Dark Tower“ eine jener Buchreihen ist, welche man guten Gewissens über einen längeren Zeitraum konsumieren kann, ohne Gefahr zu laufen sämtliche Handlungsstränge zu vergessen. Persönlich habe ich zwischen den Teilen immer mal wieder etwas leichte Kost eingeschoben, wie etwa „The Martian“, da man für die späteren Bände doch einiges an Sitzfleisch benötigt.
Dennoch zieht es einen immer wieder zu der Welt von „ The Dark Tower“, da diese eine Anziehungskraft ausstrahlt, welche man nur schwer nachvollziehen kann, wenn man das Ganze nicht gelesen hat. Dies liegt vor allem an der bedingungslosen Liebe zum Detail, die man in jeder Zeile spürt, solange man sich auf das Erlebnis einlässt. Sicherlich, literarisch ist nicht alles Rund und viele Formulierungen und Beschreibungen der Szenerie und der Figuren wirken zunächst etwas abstrus, doch wenn irgendwann alle Zahnräder ineinander greifen und sich einem das große Ganze offenbart, dann erst lernt man die Unmengen an Details richtig zu wertschätzen, denn sie sind es, die der Welt Leben einhauchen. Der Fairness halber sei jedoch erwähnt, dass nicht Jeder bereit ist mehrere Bände lang im Trüben zu fischen, nur aufgrund der Prämisse es würde später besser werden.
„He rolled a cigarette with careful, unthinking slowness. Jake watched. The gunslinger ahd a sudden impulse to speak to the boy dan-dinh after telling him all he had learned, then thrust the idea away with horror. He wondered if part of him – mid or soul – might not be disintergrating. To open one's mind and heart to the command of a child ? The idea was insane.“
Lässt man sich jedoch auf die Welt ein und nimmt den ein oder anderen Schwachpunkt in kauf, dann entfesselt „The Dark Tower“ ziemlich schnell seine Magie, die weit über die Grenzen der jeweiligen Bücher hinaus geht und den Leser, dank etlicher Referenzen und Querverweise, dazu animiert selbst einmal über den gewohnten Tellerrand hinaus zu blicken.
Fazit:
„The Dark Tower“ ist eine jener Buchreihen, zu denen es selten mehr als zwei Meinungen gibt. Entweder man liebt die Reihe, ihre Figuren und die phantastische Welt, oder man hat nach zwei Bücher die Schnauze voll von Stephan Kings Schreibstil, den ewig wiederkehrenden Phrasen und der scheinbar undurchdringlichen und konfusen Handlung.
Wer über genügend Sitzfleisch verfügt, der ist herzlich Eingeladen sich selbst ein Urteil zu bilden, denn egal zu welchem Lager man am Ende zählt, „The Dark Tower“ polarisiert Heute genau wie zur Erstveröffentlichung vor 30 Jahren.
Auf der nächsten Seite geht es weiter mit einem Ausblick auf den bald anlaufenden Film zu „The Gunslinger“.