Jean Cocteau ist trotz vielfältiger Begabungen vorrangig als Dichter bekannt, hat jedoch mit der Orpheus-Trilogie wichtige Fußspuren in der Filmgeschichte hinterlassen. Die drei Werke widmen sich seinem Dasein als Poet und finden unterschiedliche Zugänge zu diesem Thema: von experimentellen Versuchen, lyrische Stilmittel auf das filmische Medium zu übertragen, über einen Rückgriff auf moderne und archaische Ästhetiken, um die eigene Überzeitlichkeit darzustellen, bis hin zur Praktizierung der dichterischen Mission, das Unausdrückbare auszudrücken. Alle drei Filmen fühlen sich dem Surrealismus verpflichtet und lassen sich ohne Bedenken in eine Reihe filmischer Schwergewichte wie Luis Buñuel stellen. Studiocanal hat am 02.12.21 ein BD-Boxset vorgelegt, das wir euch hier präsentieren möchten. Kommen wir zuerst zu den drei Filmen:
1. Das Blut eines Dichters (1930)
"Das Blut eines Dichters" ist ein surrealistisches Porträt einer Existenzweise, die sich der Verknappung der Welt verpflichtet sieht. Das Werk überträgt Stilmittel der Dichtkunst auf den erzählenden Film und kommuniziert dabei vor allem formell ein künstlerisches Selbstverständnis, das sich wie ein Vorbeben von dem anfühlt, was uns noch in der Orpheus-Trilogie erwartet.
2. Orphée (1950)
"Orphée" ist der zweite Teil und das Herzstück der Orpheus-Trilogie des Dichters Jean Cocteau. In einem erneut surrealistischen Gewand hegt das Werk die zeitlosen Ideen des Mythos der Gegenwart ein und weitet das im Vorfilm errichtete Denkmal der Dichtkunst aus. Die grandiose Tricktechnik, die pathetische Filmmusik und das dramatische Schauspiel sorgen dafür, dass das Werk auch nach 70 Jahren nicht aus der Zeit fällt.
3. Das Testament des Orpheus (1960)
"Das Testament des Orpheus" schließt die Trilogie Jean Cocteaus ab, die sich dem Dasein des modernen Dichters verschrieben hat. Der realistische Zugang zu irrealen Szenen ermöglicht uns ein Versinken, ein Vergessen von Zeitlichkeit, und einen Einblick in Cocteaus Verständnis der Dichtung: als Kunst, die das Unausdrückbare ausdrückt.
Die Veröffentlichung umfasst zwei Discs, die die drei Filme in technisch hervorragender Qualität präsentieren. Das ist besonders erfreulich, da Cocteau mit tricktechnischen Elementen arbeitete, die hier in ihrer Zeitlosigkeit gewürdigt werden. Neben den Werken ist der Veröffentlichung auch dokumentarisches Material beigelegt, das Cocteau biographisch und künstlerisch einordnet. Es bleibt eine schön designte und auf voller Länge überzeugende Veröffentlichung, die wir hier wärmstens empfehlen wollen.