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Bilder des Zerfalls: Im Klammergriff der Kontroverse - Teil 24

von Pascal Reis

Paul Verhoevens Konzept von Subversion hat durchaus Verstand. Im Vordergrund steht bei ihm stets der Exzess, die Reizüberflutung und das Übertriebene. Seine kritischen Werke zeichnen sich weniger durch Kritik im klassischen Sinne, sondern vielmehr durch Affirmation aus. Wie etwa in Starship Troopers, in dem Militarismus dermaßen überspitzt gefeiert wird, dass er zusehends ins Groteske abdriftet. Auch Basic Instinct arbeitet auf ähnliche Art und Weise, auch dieser Film verweigert sich einem moralischen Regelwerk. Verhoeven gibt uns Schauwerte an die Hand, doch gilt es weniger sich an diesen zu ergötzen, sondern vielmehr darüber zu reflektieren. Darin liegt ein Wert, ein oftmals missverstandener, aber nichtsdestotrotz essentieller Bestandteil des Kinos. Basic Instinct macht das ungemein komplexer als gemeinhin angenommen, aber ist dadurch auch deutlich schwieriger zu greifen.

Zunächst ist es jedoch Verhoevens Annäherung ans Sujet, die für Begeisterung sorgt. Es geht um Leidenschaft und Verführung, um glanzvolle Fassaden, dunkle Abgründe und nicht zuletzt fleischliches Begehren. Dementsprechend bringt der Film formal von Beginn an etwas Anrüchiges, Verwegenes und Unmoralisches zum Ausdruck. Basic Instinct lässt sich komplett in die Wogen seiner Geschichte fallen und schafft es dadurch seinen Inhalt als glaubhaft zu verkaufen. Besonders beachtlich sind dabei die erotischen Spannungen, die vom Bildmaterial ausgehen. Und wir sprechen nicht vom plumpen Abfilmen reizvoller Körperteile, sondern von der durch und durch knisternden Chemie zwischen Sharon Stone (Casino) und Michael Douglas (Wall Street). In bester Film Noir Manier geht es um Vertrauen und Verdacht, ein wechselseitiges Katz- und Mausspiel voller undurchsichtiger Hinweise.

Eine tiefergehende Botschaft hält Basic Instinct dabei nicht bereit und dennoch bleibt vieles hängen. Dass ist auch der Ernsthaftigkeit geschuldet, die Verhoeven seinem Werk entgegenbringt. Obwohl bestimmte Teile der Handlung gut und gerne aus einem billigen Schmuddelroman und wiederum andere aus einem mittelmäßigen B-Movie abgekupfert sein könnten, ergeben sie unter der lasziven Spannung ein stimmiges Gesamtbild. Basic Instinct lädt dazu ein über Sexualität und die Wirkung erotischer Bilder zu reflektieren, sich ihnen gleichsam hinzugeben und dennoch eine gewisse Distanz zu wahren. Denn unabhängig jedwedes Skandalfilmgehalts ist Verhoevens Erotikthriller eben auch ein handwerklich gekonnter und spannend erzählter Genrebeitrag in bester Film Noir Tradition. Basic Instinct denkt die Prozesse dieser Filme nur ein Stück weiter und überführt sie zeitgerecht in eine andere Epoche – schließlich ist das nur konsequent.

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