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Best of the Worst: Wofür Kotztüten, wenn es diese Filme gibt? - Teil 9

von Pascal Reis

Von Beginn an ertränkt Speed Racer seine Zuschauer in einer gigantischen Welle aus quietschbunten Farben, absurden Effekten und nervtötender Hyperaktivität. Die Adaption der kultigen Animevorlage artikuliert sich beinahe ausschließlich über seine Form, malträtiert den Betrachter so lange, bis er aus Verzweiflung Regenbögen kotzt und mit einem epileptischen Anfall vorm Fernseher zusammenbricht – vorausgesetzt er hat sich nichts bereits zuvor die Augen aus dem Kopf gekratzt. Der Wahnsinn der Wachowskis (Matrix) hat natürlich System, ist einerseits gewiss das Ergebnis einer großen Leidenschaft und möglicherweise auch kreativer Ausdruck ihres Selbstverständnisses. Anderseits weist der fertige Film auch ausführlich daraufhin, dass dieses Verständnis maximal fehlgeleitet ist und weit über die Grenzen guten Geschmacks hinausreicht. Denn auch wenn die Geschwister dadurch die Grenzen des gängigen Mainstreams sprengen, ändert das nichts an der Tatsache, dass ihr in Zuckerwatte gekleidetes Endprodukt über die Maße hässlich und ausdruckslos ist und sich darüber hinaus noch seltsam steril und emotionslos anfühlt.

Abseits seiner poppigen Optik ist Speed Racer erstaunlich geerdet. Handlung, Charaktere und Spannungsaufbau…alles verläuft nach altbekannten Schemata. Auf die Leistung von gewohnt sympathischen Darstellern wie John Goodman (The Big Lebowski), Emile Hirsch (Into the Wild) und Christina Ricci (Der Eissturm) braucht man an dieser Stelle gar nicht eingehen, denn die werden wie alles andere von den bunten Farben ertränkt – die mäßig ausgearbeiteten Charaktere tun ihr übriges. Blendet man den Stil des Films etwas aus, so bekommt man ein relativ typisches Narrativ über einen idealistischen jungen Rennfahrer, der mit Herzblut, Zusammenhalt und der Unterstützung seiner Familie die kapitalistische Welt des Rennsports bekehren will und dabei immer wieder droht von ihr verschluckt zu werden. Auch diese Vorhersehbarkeit sorgt dafür, dass es in den ausgedehnten Rennsequenzen so gut wie nie zu spannenden Momenten kommt. 

Was bleibt also nach Speed Racer? Vielleicht die endgültige Erkenntnis, dass die Wachowskis keine guten Filmemacher sind und mit Matrix einfach nur einen Glückstreffer gelandet haben. Mit Sicherheit aber lässt sich sagen, dass sie mal wieder übers Ziel hinausgeschossen sind, ihre Schübe unkontrolliert wuchern ließen, bis ein unanschaubares Werk dabei herausgekommen ist. Wie so oft liegt in dem Film eine Ungezügeltheit, ein Unvermögen dem eigenen Schwachsinn Einhalt zu gebieten. Dafür sprechen die monströse Laufzeit von 130 Minuten und der bis ans Maximum ausgereizte Humor grenzdebiler Nebenfiguren ebenso, wie das völlig fehlgeleitete Verständnis von der Wirkung filmischer Bilder. Ein Film zum Vergessen, wenn man das überhaupt schafft.

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