Der Wonnemonat Mai bot ein abwechslungsreiches Kinoprogramm. Es begann direkt am 5. Mai mit der Dokumentation Nawalny sowie Memoria, dem neusten Vertreter des Slow Cinema von Regisseur Apichatpong Weerasethakul. Dieser drehte hier erstmals mit Oscar-Gewinnerin Tilda Swinton. Das Ergebnis ist eigenwillig, entschleunigt und gewiss nichts für den Massengeschmack, aber wir mochten es sehr und gaben 8 Punkte. Es folgt das Fazit:
„Memoria“ ist eine akustische Spurensuche, welche ein persönliches Schicksal, historische Erinnerungen und eine Science-Fiction-Geschichte miteinander verknüpft. Bild und Ton ebenbürtig inszeniert, sorgt Apichatpong Weerasethakul wiederholt für einen Sog der besonderen Art, dem nicht nur eine überzeugend aufspielende Tilda Swinton, sondern auch das Publikum verfallen kann. Wem der Zugang zu meditativ ausdrucksstarken Kino jedoch im Vornherein schon erschwert ist, dem werden auch 136 Minuten „Memoria“ keines Besseren belehren.
Nicht entschleunigt, aber leider auch nicht gut war das Firestarter-Remake mit Zac Efron. Der Film bot zwar einen der besten Soundtracks des Jahres (kein Wunder, er stammt von John Carpenter), nur kann man das bedauerlicherweise als Perlen vor die Säue bezeichnen, denn uns war die x-te-Verfilmung eines Romans von Stephen King nicht mehr wert als 3,5 Punkte:
"Firestarter" versucht durch vermeintliche Intimität über seine erzählerischen Defizite und altbackenen Motive hinwegzutäuschen. Hier ist nichts unheimlich, außer der Uninspiriertheit, die sich schon im 1:1 vom Original übernommenen Filmplakat andeutet und sich bis zum wenig fulminanten Finale durchzieht.
Besser hat uns da schon X gefallen, der vorletzte Filme von Genre-Spezi Ti West, der hier wieder bewies, dass er im Horrorbereich einer der interessanten US-Filmemacher ist. Enttäuschenderweise warten wir noch immer auf einen deutschen Release von Pearl, dem Prequel, welches West mit Hauptdarstellerin Mia Goth realisiert hat. Mindert die Wartezeit nur dezent, aber hier ist unser Fazit zu X, der von uns mit 7,5 Punkten bewertet wurde:
„X“ bietet allen Vintagefans und Genießern des Retro-Horrors einen, im schönsten Sinne, klassischen Slasher voll von Begeisterung für die eigenen erotischen und brutalen Schauwerte. Dass der Film sich dabei nie unter dem eigenen Niveau verkauft, ist ein willkommener Pluspunkt.
Es folgt ein kleines Intermezzo, in dem wir drei weitere Kinostarts des 19. Mai 2022 kurz abhandeln: I Am Zlaten bekam 8 Punkte und wir meinen dass Der Film ist nicht nur für Fußballfans empfehlenswert, denn „I Am Zlatan“ ist zugleich auch ein sehenswertes Coming-of-Age-Drama über einen Jungen aus schwierigen sozialen Verhältnissen, der sich trotz aller Widrigkeiten nie unterkriegen lässt. Leander Haußmanns Stasikomödie wurde mit 4 Punkten von uns bewertet, weil Aufgedunsen und lange Zeit ohne eine wirkliche Stringenz erzählt "Stasikomödie" von so viel und doch über so wenig. Dog - Das Glück hat vier Pfoten straften wir mit 2.5 Punkten ab. Grund: Mit seinen einfallslosen narrativen Eckpfeilern, den überalterten Zwischentönen, dem kreativen Desinteresse und seinen unkritischen fraglichen Botschaften kann er diesen Durchschnitt jedoch nicht im Ansatz erreichen.
Viele waren skeptisch, einige erwarteten einen desaströsen Flop, doch Pustekuchen. Top Gun: Maverick war einer der erfolgreichsten und auch bestbewerteten Kinofilme des Jahres und zeigte mal wieder, dass Tom Cruise einer der letzten echten Hollywood-Stars ist. Tja, aber wir konnten mit dem lang erwarteten Sequel nicht so viel anfangen und vergaben nur 5 Punkte. Meinungen sind ja eh immer verschieden und … ach egal, hinterlässt eure Häme gerne in den Kommentaren. Hier folgt das Fazit:
Eine militärische Fantasterei, hoch in den Wolken und unten in der Kaserne. Ein Sequel, welches es nicht gebraucht hätte und welches trotz technisch eindrucksvoller Flugszenen nie mehr als eine krampfhafte Verbeugung vor dem Original ist, ohne diesem etwas wirklich Neues abzugewinnen. Ein Film für Fans von Cruise und „Top Gun - Sie fürchten weder Tod noch Teufel“. Genau die dürften eine echt gute Zeit im Kino haben, wo der Film - trotz aller Kritik - definitiv hingehört.
Welche Filme des Mai wir noch erwähnen wollen: Das in vielen Teilen gut gespielte, sehr glatte Kriegsdrama Die Täuschung mit Colin Firth (6 Punkte). Die untergegangene Netflix-Komödie Senior Year mit Rebel Wilson. Das spanische Drame Maixabel - Eine Geschichte von Liebe, Zorn und Hoffnung, welches zum Lehrstück über die Instrumentalisierung von Terroranschlägen taugt (5,5 Punkte).