Von schwedischen Fußballidolen, einer Flucht in Ölzeichnungen und argentinischen Sozialdrama. Von Verlustverarbeitungen, unverhofften Freundschaften und der Sehnsucht nach den Sternen. Und von vielen Dingen mehr. Fast drei Jahrzehnte lockt das Internationale Filmfestival Schlingel nun schon in die baldige europäische Kulturhauptstadt Chemnitz. Dieses Jahr mit über 150 Kurz- und Langfilmproduktionen des Kinder- und Jugendfilms, darunter vier Welturaufführungen, zahlreiche Deutsche Premieren und Filme, die bereits auf der Berlinale (Moja Vesna) oder bei den diesjährigen Filmfestspielen in Cannes (Falcon Lake) im Programm zu sehen gewesen waren sowie etliche Kurzfilme in einem eigenen Wettbewerb.
Neben nationalen Stargästen wie Mitgliedern der Filmcrew des im Juli 2022 gestarteten Sequels Alfons Zitterbacke - Endlich Klassenfahrt!, dem Team des bald erscheinenden Der Räuber Hotzenplotz und Uwe Ochsenknecht, der den neuen Film Die Mucklas ... und wie sie zu Pettersson und Findus kamen präsentierte, begrüßte das Festival zudem zahlreiche internationale Filmschaffende und Regiedebütant*innen. Alexis Morante, Regisseur des 80er-Jahre Science-Fiction und Coming-of-Age-Geschichte Olivers Universum erzählte in direkten Publikumsgesprächen von seinen unverkennbaren Inspirationsquellen, Bong-ju Cha von den Beweggründen, einen Film um eine junge, im Hospiz arbeitende Frau zu drehen, und die litauische Regisseurin Agne Marcinkeviciute etwa, die mit Hauptdarstellerin Patricie Volfová angereist war, sprach mit dem Zielpublikum über die Botschaften ihres mystisch angehauchten Films Verborgene Schätze.
Genreübergreifend thematisierten die nach Altersgruppen unterteilten Filme und die Beiträge des umfangreichen Rahmenprogramms auch dieses Jahr wieder Generationenkonflikte, Gruppen- und Gesellschaftsdynamiken, Diskriminierungserfahrungen, Verarbeitungsstrategien, junge Träumereien und viele weitere Konfliktherde. Manche in altbekanntem, andere in neuem Gewand, einzelne Filme, indem sie Zielgruppen-Klischees bedienten, andere, indem sie versuchten, jene endgültig abzustreifen. Besonders das häufige Aufbrechen reiner Gut und Böse – Konstellationen arbeitete wiederholt zielgruppengerechte Tiefe heraus. Moderierte Filmgespräche sensibilisierten für globale und individuelle Problematiken sowie aktuelle zeitpolitische Themen und fördern die Beschäftigung mit dem Medium Film auf ein Neues. Zeitgleich belegen Filme über Fluchtschicksale, Depressionen, unterschiedlichste Familienkonstellationen und allgemeine soziale Themen, nicht auf ein bestimmtes Alter beschränkt zu sein.
Als eines der Highlights des Festivals etablierte sich längst die Lange Nacht der kurzen Filme, eine reichlich abendfüllende Veranstaltung im erneut mit einem Kinoprogrammpreis für das Jahresprogramm 2021 ausgezeichneten Kino Metropol. Aus 72 Kurzfilmen kristallisierten sich unter anderem die deutsche Produktion Laika & Nemo und die europäische Koproduktion Luce and the Rock als nationale und internationale Kurzanimations-Gewinner hervor. Als Sieger der alljährlichen Preisverleihung setzten sich in diesem Jahr Die Odyssee (von Florence Miailhe) und Rinoceronte (von Arturo Castro Godoy) beim Fachpublikum wie der Ökumenischen und FIPRESCI-Jury und der Jury der Europäischen Kinderfilmvereinigung durch. In den Kinder- und Jugendfilmkategorien wurden unter anderem White Berry (von Sia Hermanides) und The Sleeping Beast (von Jaak Kilmi) ausgezeichnet. Der mit 12.500 Euro dotierte Hauptpreis des Festivals ging an die niederländische Produktion Bigman von Camiel Schouwenaar.
Und die persönlichen Highlights? Vom Bruchteil der gesehenen Filme ein wunderbar gespielter, amüsant- und warmherziger Mini-Zlatan, die vor allem Dramen wie Guten Morgen folgenden Filmgespräche mit Publikum und Filmschaffenden und jedes Jahr aufs Neue die Kurzfilme, die in Marathongesalt zum Wechselbad der Gefühle einladen. Abseits dessen: vegane Hotdogs und das güldene Glitzer-Auftreten von die "Lange Nacht der kurzen Filme" - Moderator Lars.