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"08/15" – Die komplette Trilogie – Kritik

von Pascal Reis

Story

Kurz vor Kriegsbeginn werden die Gefreiten Asch (Joachim Fuchsberger, Neues vom Wixxer) und Kanonier Vierbein (Paul Bösiger, Der Arzt von Stalingrad) in den Kasernenalltag eingeführt und erleben Drill und Kameradschaft, bevor sie 1942 als Teil der Batterie von Oberleutnant Wedelmann (Rainer Penkert, Der längste Tag) an die Ostfront beordert werden, wo sie das Kriegsgeschehen am eigenen Leibe erfahren werden, bis sich die Deutschen ihre Niederlage eingestehen müssen...

Kritik

An Filmen wie der 08/15-Trilogie lässt sich wunderbar ablesen, wie es um das nationale Befinden der Deutschen in den 1950er Jahren stand. Der zweite Weltkrieg hatte sein über 10 Jahren sein Ende gefunden, doch Deutschland war noch nicht bereit, die Vergangenheit zu bewältigen. Ein Land der Verleugnung, welches sich mit den Vorzügen des Wirtschaftswunder befasste und weniger daran interessiert schient, die Wunden des Krieges körperlich wie psychisch zu behandeln. Die dreiteilige Verfilmung der gleichnamigen Romanreihe von Hans Hellmut Krist, einem ehemaligen Offizier und Geschichtslehrer, war dennoch in der Lage, den Nerv der Zeit zu treffen: Noch bevor Bernhard Wicki mit Die Brücke eines der größten Meisterwerke des Antikriegsfilms inszeniert, sollte 08/15 sensibilisierende Vorarbeit leisten.

Das Ergebnis ist zwiespältiger Natur. Regisseur Paul May (Und ewig singen die Wälder) beweist sich zwar als ordentlicher Handwerker, was sich vor allem anhand des sibirischen Setting in 08/15 – Zweiter Teil abzeichnet, allerdings hat May mit auffälligen Schwierigkeiten dahingehend zu ringen, eine klare tonale Linie zu finden, die der Trilogie plastisch zu Gesicht stehen könnte. Während sich der erste Teil vor allem durch sein anekdotisch-beschwingtes Gemüt auszeichnet und an den Kasernenhof zum Hort des Augenzwinkerns erklärt, stößt dieser Humor im zweiten Eintrag der Serie bereits sauer auf. 08/15 besitzt etwas verklärend Possenhaftes, weiß im nächsten Moment aber schon wieder durch authentische Sequenzen die Leiden des Krieges aufzuzeigen, ohne sich jemals so weit zu bewegen, eine Anklage an die Verheerungen des Nationalsozialismus darzustellen.

Von Geschichtsklitterung zu sprechen, würde einen Schritt zu weit gehen, definitiv aber fehlt 08/15 die schöpferische Durchschlagskraft, um als rundum gültiges Nachkriegskino zu fungieren. Der Millionenerfolg der Reihe jedoch gibt Paul May und über starke Bilder wie Gesten verfügt dieser zeitgenössische Straßenfeger zweifelsohne. Die thematische Taktung, von Ursache, Wirkung und Versöhnung zu berichten, lässt allerdings schon die inhaltliche Verkürzung vermuten, mit der 08/15 zu ringen hat. Vielleicht mag es in den 1950er Jahren gutgemeint gewesen sein, eine Kriegstrilogie mit dem Gedanken abzuschließen, dass nicht das soldatische, sondern das menschliche Siegertum hochgehalten wird, der Trilogie aber fehlt die Grundierung, um dieser Aussage Bedeutsamkeit einzuflößen. So bleibt eine durch ein originalgetreues Milieu bestechende, aber durch Schwarz-Weiß-Zeichnungen verflachte Vergangenheitsaufarbeitung.

Technischer Part

Die 3-Disc-DVD im Pappschuber (Veröffentlichung: 5. Mai) legt diese Klassiker-Trilogie der deutschen Nachkriegsgeschichte in bestechender Bild- und Tonqualität auf. Sicherlich darf man keinen Blu-ray-Standard erwarten, angesichts des Produktionsdatums der Reihe kann sich die technische Auflösung allerdings durchaus sehen lassen. Das Bonusmaterial indes beläuft sich auf eine 90-minütige Dokumentation über den zweiten Weltkrieg, ein Feature über Heinz Hölscher, der über die Dreharbeiten spricht, alle drei Kinotrailer und ein Booklet mit Hintergründen und Biographien.

Fazit

Wer sich für das deutsche Nachkriegskino interessiert, kommt nicht umhin, sich diese Trilogie zu Gemüte zu führen. Allerdings ist "08/15" nicht "Die Brücke" und hat nicht nur merklich Staub angesetzt, sondern verfügt auch über eine tonale Unentschlossenheit, die sich zwischen possenhafter Übertreibung und zeitgeschichtlicher Aufarbeitung nicht entscheiden kann und der Reihe einiges an möglicher Bedeutsamkeit raubt. Gut inszeniert und gespielt allerdings ist die Trilogie durchaus.

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