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memorylab

Kritik von memorylab

Gesehen: März, 2022

"Like the darkness turns to light, something just keeps pushing me on and on…"

Dieser Vers von Annette Taylors Musikstück "Faith" lässt sich auf dieses hypnotisierende Wechselspiel zwischen Licht und Dunkelheit auf visueller und mentaler Ebene übertragen. Die große Plansequenz zieht sich im späteren Verlauf und driftet leicht ins Absurde, aber dafür personifiziert der Film Victoria den Rausch der Nacht mit einem düsteren, träumenden Soundtrack und improvisierten Dialogen, die vor allem in der ersten Hälfte sehr erfrischend sind. In den Räumen entfalten sich die Emotionen in Echtzeit – im Club, im Café oder auf dem Dach eines Hochhauses – und wenn sie verlassen werden, hat sich das Verhalten der Darsteller deutlich verändert. Victoria (Laia Costa) selbst verkörpert diese Reise der Gefühle ganz famos: Ihr freundliches, ehrliches Misstrauen gegenüber der Berliner Gang rund um Sonne, Blinker, Boxer und Fuß, die sie am Eingang eines Clubs kennenlernt, wandelt sich zu Vertrauen und ihre Einsamkeit trifft auf Empathie, wenn Sonne mit ihr im gebrochenen Englisch kommuniziert und sie ihm ihre Vergangenheit anvertraut.

Zudem bekommt der Film eine unvorhersehbare Dramatik dadurch, dass die Gefühle der Protagonisten auf Autopilot wechseln. Es wird nur noch durch Instinkt gehandelt. Panik, Hektik und Besonnenheit bilden ein schwer zu kontrollierendes Gemisch, aus dem immer wieder ein Bestandteil leicht austritt. Bild und Ton vermischen sich zu einer Droge, die Schauplätze verändern sich drastisch und werden mehrmals betreten – man hört die ruhigen Straßenzüge Berlins, das Zwitschern von Vögeln und Hotel-Lounge-Musik, doch beim zweiten Hören dieser Klänge ist nichts mehr so, wie es war – oder wie es sein sollte. Möchte man die Ereignisse rückgängig machen, so tun, als wäre nichts gewesen oder dem Geschehen ins Auge sehen? Der Film zeigt dies bewusst nicht und lässt den Zuschauer darüber nachdenken. Der Schock wirkt bis zum Abspann, der Tag bricht an und die visuelle Droge lässt langsam nach – eine wunderbare Abkapselung von Raum und Zeit.

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