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memorylab

Kritik von memorylab

Gesehen: Mai, 2022

Ein exzellentes Wohlfühl-Musical, das ihr siebzigjähriges Jubiläum mit einer 4K-Fassung feiert und während der Übergangsphase von Stumm- auf Tonfilm in Hollywood spielt, als Alan Croslands The Jazz Singer die Massen im Jahr 1927 begeisterte. Der technologische Umbruch zeigt die Aussortierung von bisher wohlverdienenden Schauspielern sowie die anfänglichen Schwierigkeiten bei Tonfilmproduktionen wie Lautstärke, Sprechrichtung und selbstverständlich die Stimmfarbe. So schaffen es Theaterschauspieler:innen wie Kathy Selden (Debbie Reynolds) mit ihrem Gesangs- und Schauspieltalent in das Rampenlicht zu rücken.

Sie lernt den Stummfilmstar Don Lockwood (Gene Kelly) nach einer überfallartigen Flucht vor seinen Fans kennen und beide interessieren sich füreinander, wobei Kathy ihm gegenüber noch skeptisch ist. Ihre zufällige Begegnung prägt Lockwood, denn zu diesem Zeitpunkt setzen ihm sein eigens aufgebauter Ruhm und sein Liebeskummer allmählich zu, was er bisher mit seinem Ego und seinem Motto "dignity, always dignity" abfedern kann. Umso härter trifft ihn Kathys Kritik:

„If you've seen one [silent film], you've seen them all. Movies are entertaining enough for the masses but the personalities on the screen just don't impress me. I mean they don't talk, they don't act, they just make a lot of dumb show.“

Die Abstumpfung des Stummfilms und der mangelnde Charakterausdruck im fehlenden Dialog kann als generelle Kritik verstanden werden, teilen muss man das aber nicht, wenn solide stumme Familiendramen mit traurigem Inhalt ebenfalls existieren und keineswegs nur "dumb show" sind. Gleichzeitig öffnen diese Worte für Lockwood ein Tor zu einem neuen Teil der Filmwelt, in der er seine wirklich gute Gesangsstimme mit seiner Schauspielerfahrung kombinieren kann und diesen Schritt mit seiner neuen Liebe Kathy gehen möchte.

Mit dem Übergang in die Tonfilm-Ära wird auch seine bisherige Stummfilm-Kollegin Lina Lamont (Jean Hagen), mit der er im fiktiven Stummfilm The Dueling Cavalier auftritt und die sich seither in ihn verguckt hat, schnell zu einer Last für das Produktionsteam. Bei der Tonfilminterpretation des Streifens kommen ihr neben ihrer quietschende Stimme und dem starken Dialekt, der ihre klare Aussprache untergräbt, auch noch die eingangs erwähnten Technikprobleme hinzu: Mal spricht sie nicht in das Mikrofon und ihre Kopfbewegungen sorgen für abgehackte Sätze. Die komödiantische Inszenierung sorgt für eine ausgelassene Stimmung, auch wenn ein kleiner Rest Mitleid für Lamont mitschwingt.

Mit den schauspielerischen und technischen Problemen erhält die Filmcrew um Lockwood und Lamont viel Hohn und Spott bei der Premiere der Neuauflage von The Dueling Cavalier. Daraus entwickelt sich Lockwoods Idee, den Film in ein Musical umzuformen und ihn stattdessen ihn The Dancing Cavalier umzubenennen. Doch Lina hat immer noch ein Wort mitzureden, indem sie darauf besteht, dass ihre Stimme in der Postproduktion neu vertont und dieser Fakt in den Opening Credits nicht erwähnt werden soll. Kathy, die später von Lockwoods Produzenten R.F. Simpson (Millard Mitchell) angeheuert wird, bekommt diese unrühmliche Aufgabe zugeteilt. Durch Lamonts Beharrlichkeit auf ihre Vertragsbedingungen manövriert die frische Beziehung zwischen Don und Kathy zunehmend in eine Zwickmühle und die Veröffentlichung von The Dancing Cavalier droht zu scheitern.

Die Geschichte von Singin‘ in the Rain ist bei weitem nicht komplex, doch die Ausführung ist es allemal (mit erschreckenden Geschichten hinter den Kulissen zwischen Debbie Reynolds und Gene Kelly) und wechselt zwischen Eleganz und Überdrehtheit. Die Zeit vergeht im Nu durch den ganzheitlichen Flow, die das Musical nach vorne treibt. Die Dialoge besitzen eine eigenartige Rhythmik und „Swing“ und werden durch absurde Mimik umso mehr unterhaltsamer. Zusammen mit der orchestralen Untermalung, die zeitweise auch ins Mickey-Mousing abgleitet, den verspielten Musikstücken und der raffinierten und stets synchronen Choreografie ergibt das ein herrliches, harmonisches Konstrukt. Herauszuheben bei der Musik wären Donald O’Connors Wahnsinns-Darbietung von Make ‘Em Laugh und Gene Kellys Liebesbekundung in You Were Meant For Me sowie das Titelstück, das nur so vor Optimismus und Fröhlichkeit dem Starkregen strotzt. Doch Hollywoods Präsentation von leichtbekleideten, bejahenden Frauen (denen sich Kathy zuordnet) stört in einigen Szenen. Umso fieser ist das steigernde Selbstbewusstsein von Lina Lamont, das sie zur Antagonistin macht. Mit ihren schauspielerischen Defiziten und ihrer Respektlosigkeit steht und fällt der Film. Wäre dies nicht der Fall, müsste das Ganze deutlich kritischer betrachtet werden. Des Weiteren sind der Cast sowie die Komparsen allesamt weiß und über das Ende und der Zurschaustellung eines Charakters lässt sich ebenfalls streiten.

Singin‘ in the Rain ist dennoch ein fein inszenierter Musical-Film aus dem Jahr 1952 mit ekstatischen Songdarbietungen und farbenfrohen Bildern, die – trotz eines einfach gestrickten Liebesstresstests, veralteten Rollenbildern und fehlender Diversität – für tolle Laune sorgen.

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