Lars von Trier wandelt im Laufe seiner Filmographie auf den Spuren großer Regisseure (hauptsächlich Tarkowskij, Resnais und Eisenstein) und predigt in MELANCHOLIA anhand fantastischer Bilder den Nihilismus, denn nichts hat in diesem Werk einen Sinn oder eine Bedeutung, denn es ist die filmische Behausung der depressiven Seele der Protagonistin. Worum geht es in diesem Machwerk? Um das Dasein und die Frage nach dem Sinn dieses Daseins. Von Trier unterscheidet zwischen dem Sein (Justine) und dem Seiendem (Melancholia), d.h. es entsteht, ganz nach dem Vorbild der Abhandlungen von Martin Heidegger, aus der Existenz des Planeten Melancholia, der mit einer zerstörerischen Kraft unabdingbar auf die Erde zu rast, das Sein der Protagonistin Justine, die aus ihrem Sein einen "selbstständigen Organismus" schöpft, der sich durch die Sinnlosigkeit ihres Daseins (ihre Depression) - immerhin lebt sie in einer apokalyptischen Ära - in dieser Welt ausdrückt und entwickelt. MELANCHOLIA steht natürlich ganz im Zeichen der Metaphysik, worauf bereits die mysthisch wirkende Bildsprache hinweist und was man deutlich daran erkennt, dass von Trier nicht logisch operiert, sondern metaphysisch betrachtet (Joubert). Abschließen möchte ich diesen Kommentar nicht mit meinen Worten, sondern mit den Heideggers, der sagte: »Die Metaphysik ist das Hinausfragen über das Seiende, um es als solches und im Ganzen für das Begreifen zurückzuerhalten.«