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frenzypunk

Kritik von frenzypunk

Gesehen: Juni, 2023

Ich weiß nicht, warum ich mir für heute Nachmittag genau "The Devil Wears Prada" ausgesucht habe. Immerhin hat mir der Film noch nie besonders gefallen, aber irgendwie hatte ich heute Lust darauf.

Tatsächlich ist "The Devil Wears Prada" aktueller denn je. Warum? Er präsentiert alles, was in den letzten Jahren so schief gelaufen ist. Mit Frauen, Jobs und typische Rollenverteilungen. Von Bodyshaming über Mobbing am Arbeitsplatz bis hin zu No-Work-Life-Balance ist alles mit dabei. 

"Andere Mädchen würden für diesen Job töten", so heißt es und vielleicht würden sie das, den Job würden sie aber auch nicht überleben. Assistent*innen, die für Miranda Priestly (Meryl Streep) arbeiten, haben keine Zeit zu essen. Außerdem sind sie dauernd am rennen, auf die Toilette dürfen sie auch nicht und Schlaf braucht doch niemand. Ein toxischer Arbeitsplatz, der nicht nur zu Blasenproblemen und Magersucht, sondern auch zu Burn Out führt. Aber so ist das in der Modebranche, die meiner Meinung nach viel zu ernst genommen wird.
In Verlagen wird hart gearbeitet, wofür? Für einen Batzen Papier. Nichts weiter. Es ist einfach nur ein Katalog, der wie ein Heiligtum gesehen wird. Früher oder später landet das Ding im Altpapier und ist nicht mehr wert, als eine Toilettenpapierrolle. Dennoch muss ein enormes Aufhebens darum gemacht werden, ebenso um die Kleidung, die darin präsentiert wird. Fraglich nur, wer sich dies Kleidung leisten kann, die meisten können nur am Katalog lecken und mehr ist mit dem geringen Budget, das Durchschnittsarbeiter*innen erhalten, nicht drin. 

Aber die Kleidung ist für Modebegeisterte und nun ja, Menschen die einfach nicht mehr essen. Du hast Größe 36? Mädchen, du bist aber fett!
Seit Jahren wird uns Frauen dieses Bild vermittelt, wir sind zu dick, nicht modisch genug, wir müssen unsere Haut pflegen uns schminken und hart arbeiten. Frauen in Führungspositionen dürfen auch keine Gefühle haben oder diese zumindest nicht zeigen. Entweder man ist ein Mensch mit Second Hand Kleidung und Stuppelhaarschnitt und hat Gefühle oder man ist die Chefin eines Modemagazins und hat Stil, aber darf auch kein Stück menschlich sein.
Unfassbar, wie das all die letzten Jahre so normal schien. Und, dass es normal ist, als Assistent*in so ausgenutzt zu werden, alles mit dem Ziel, einmal bessere Berufschancen zu haben. Diese toxische Kultur ist krankhaft und leider habe ich dies am eigenen Leibe erfahren. "The Devil Wears Prada" hat mich tatsächlich ein bisschen getriggert, da ich mal eine ähnliche Arbeitsstelle hatte. 

"Wenn du kein Privatleben mehr hast, heißt das, du bist beruflich erfolgreich!" Das Konstrukt sollte uns zu denken geben, denn kein Job ist es wert, sein Leben dafür zu opfern. Wir sind eigentlich freie Menschen, die selbst Entscheidungen treffen dürfen. Leider habe ich oft im Berufsleben das Gefühl, dass das nicht der Fall ist. Auch eine Erfahrung, die ich gemacht habe. Rund um die Uhr arbeiten und das Privatleben hinten anstellen.
Dass es Andrea (Anne Hathaway) früher oder später auch so geht, dass sie ihre Freund*innen und ihre Familie vernachlässigt, ist abzusehen. Komisch ist nur, dass die Freund*innen gar nicht verstehen, dass Andrea ihren Job verliert, wenn sie nicht gleich an das Telefon geht. In unserer Arbeitskultur ist das inzwischen die Norm. Besonders der Satz "auf eine Arbeit, die die Miete zahlt" bei dem die Freund*innen anstoßen, ging mir ins Mark. Denn so weit sind wir bereits. Man sucht sich nicht mehr den Job, den man liebt, sondern einen, der die Miete zahlt. Und dann kämpft man sich durch, mit der Hoffnung, dass der Karrieresprung irgendwann einmal eintritt. 

Natürlich ist "The Devil Wears Prada" nicht darauf ausgelegt, die ganze Modebranche und die toxische Arbeitskultur, in der wir leben, kritisch zu beleuchten, zumindest macht es mir nicht den Anschein. Dazu müsste der Film als Satire gesehen werden und das will er nicht. Das Frauenbild zeigt "The Devil Wears Prada" seht klischeehaft, dennoch muss ich schmunzeln, denn auch das entspricht der Wahrheit, da es jahrelang in Teenagerkomödien und Filmen um erfolgreiche Frauen so geprägt wurde. Das hässliche Entlein erhalt anerkennende Blicke, sobald es beim Friseur war und auf einmal die neuesten Prada Schuhe trägt. Plötzlich kann sie ihren Job auch viel besser. Das Klischee, der erfolgreichen Frau, habe ich oben schon beschrieben, dazu gibt es nichts mehr zu sagen, außer dass "The Devil Wears Prada" den Nagel auf den Kopf trifft. Zumindest wie Frauen, die in so einer Position in einer, von Männern geprägten Welt, zu sein haben. Interessant, dass die Branche von Männern dominiert ist, wo doch wir Frauen dafür herhalten und hungern müssen. 

Der Film basiert auf dem gleichnamigen Roman von Lauren Weisberger, die jahrelang die Assistentin der Vogue Redakteurin Ana Wintour war. Wenn der Film teilweise biographisch ist, finde ich alles noch viel erschreckender. Leider kratzt "The Devil Wears Prada" nur an der Oberfläche und stellt die Modewelt eher als wunderschöne Blase, in die jeder eintauchen möchte, dar. Der Film hinterfragt die Branche nicht, sondern suggeriert, dass man für diesen wundervolleren "Traum" nur hart genug arbeiten muss. 

Meryl Streep ist dennoch überragend als knallharte Chefredakteurin und Anne Hathaway spielt gewohnt solide. Das darstellerische Herzstück von "The Devil Wears Prada" ist definitiv Stanley Tucci. Mit einer Lauflänge von 109 Minuten ist der Film etwas zu lang geraten und zieht sich am Ende so ziemlich. Außerdem ist das Ende wieder mal enorm einfallslos. Der Film ist ziemlich vorhersehbar, vor allem, weil man ähnliches in anderen Filmen mit dem Thema "Karriere junger Leute", schon gesehen hat. Die meisten davon enden auch immer gleich.
Prinzipiell legt "The Devil Wears Prada" viel auf den Tisch, geht jedoch zu wenig kritisch damit um. Allerdings wurde das alles von der Gesellschaft jahrelang ja als normal bezeichnet.

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