„The Witch“ ist das sehr beeindruckende Langfilmdebüt von Regisseur Robert Eggers.
„The Witch“ war im letzten Jahr DER Sundance-Hit. Seit dem 19.02.16, also mehr als ein Jahr später, ist dieser Arthouse-Film endlich durch meinen Lieblingsverleiher A24 ins amerikanische Kino gekommen.
„The Witch“ ist kein Horrorfilm – vielleicht doch, aber er sollte so nicht vermarktet werden. Als Horrorfilm zieht er ein falsches, ein Mainstream-Publikum ins Kino und die können aller Wahrscheinlichkeit mit diesem Film gar nichts anfangen. Zu Beginn des Films wird selbiger so schön als „A New-England Folktale“ beschrieben. Für mich ist es ein fiktiv-historisches Familiendrama mit Ganzkörper-Gänsehaut-Gruselmomenten.
Viel zu besagten Atmosphäre trägt die altenglische Sprache bei, ich konnte nicht jeden Satz verstehen, verstanden habe ich aber diese fremde Welt, in der die Protagonisten leben und ihre Geschichte.
Der Film liefert keine Erklärungen, es gibt auch keine Einführung oder Vorstellung der einzelnen Charaktere. Viele Momente im Film und auch der Film als Ganzes lässt viel Raum für Interpretationen. Von Beginn an war ich gebannt bei den Charakteren. „The Witch“ gruselt durch das Dabeisein. Durch die hervorragende Kamera- und Regiearbeit habe ich mich oft als direkter Beobachter gefühlt. Mir kam es so vor, als würde ich im Gestrüpp, im kargen Wald, auf dem Hof, auf dem Dachboden des Hauses, etc. immer direkt neben den Charakteren stehen – manchmal war ich so nah, wie ich es gar nicht sein wollte.
Der Regisseur Robert Eggers hat zuvor als Kostüm- und Produktionsdesigner für Theater- und Filmproduktionen gearbeitet. Er ist in New England aufgewachsen und war von klein auf von dem Thema Hexen fasziniert. Der Film spielt rund 60 Jahre vor den Hexenprozessen von Salem. Für seinen Film hat er jahrelang recherchiert, hat mit Historikern und Museen gearbeitet, hat die altenglische Sprache anhand von alten Schriften studiert und für sein Drehbuch wortwörtlich übernommen. Das Farmhaus wurde beispielsweise aus Originalmaterialien aus dem 17. Jahrhundert nachgebaut und die Kostüme sind nach früheren Zeichnungen handgefertigt. Hier steckt viel Liebe zum Detail.
Auch schauspielerisch bewegt sich der Film auf einem sehr hohen Niveau. Die tollen, unverbrauchten Gesichter kommen der Authentizität zugute. Es ist bemerkenswert, was für eine Performance hier aus den Kindern (und auch aus Black Phillip) geholt wurde. Für die Hauptdarstellerin Anya Taylor-Joy dürfte das der Beginn einer großen Karriere sein. Der angenehm-sonoren Stimme des Vaters hätte ich ewig zuhören können.
„The Witch“ wurde erstmalig auf dem Sundance Film Festival 2015 gezeigt. Dort hat der Film den Directing Award: U.S. Dramatic gewonnen. Der Film startet am 19.05.16 in den deutschen Kinos.