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Wuttke

Kritik von Wuttke

Gesehen: Januar, 2014

Diese Kritik enthält Spoiler.

Amokläufe filmisch zu verarbeiten, ohne auf den üblichen Breaking-News-Charakter einzugehen, empfand ich immer als ein Ding der Unmöglichkeit, gerade wenn man die Motive der Taten einigermaßen vorgeschmissen bekommt. "We need to talk about Kevin" schlägt in eine andere Kerbe und verfilmte eine Buchvorlage entsprechend hintergründig, setzt lange davor ein und verdichtet sich recht sprunghaft zur endgültigen Erkenntnis für die Nachrichtensender. Nein, hier werden keine "Wie kann ein Mensch sowas tun?"-Floskeln breitgetreten, sondern gleich der ganze Lebenslauf eines Amokläufers aufgearbeitet. Was nun oberflächlich wie das Erwachsenwerdens eines absoluten Satansbratens anmutet, entpuppt sich im Laufe der Story als tiefgehendes Familiensozialprogramm inklusive Hypnosetherapie für die Offenlegung etwaiger Gründe. Kevin erfährt von seiner Mutter keine Liebe und gibt sie auch ihr nicht weiter, selbst wenn Eva merkt, dass sie etwas zu kompensieren hat. Niedergeschlagen liegt sie nach der Entbindung im Bett, und selbst die war nur mit Schmerz verbunden. Wo ist also die Trennlinie zu setzen zwischen möglicher Schuld der Mutter oder einem dem Mutterleib entsprungener Schülermörder? Jedenfalls lebt die ganze Familie mehr oder weniger an sich vorbei... Cineastisch wird mit vielen Farbklecksen gearbeitet und somit metaphisiert. Etwas stört mich allerdings: Warum wird Tomatensoße, also ein die Mutter positiv assoziiertes Gleichnis, mit der Mobbingfarbe an Evas Hauswand gleichgesetzt? Viel Rot in unterschiedlichsten Ausprägungen, da wirkt etwas recht inkonsequent bebildert. Man folgt dann lieber den Figuren und dem Erziehungskontext, was einem viel nachvollziehbarer erscheint. Tilda Swindon und Ezra Miller spielen glatt alle an die Wand. Sehr differenziert geht es hier zu Werke, sei es vom absoluten 0 auf 100-Prinzip von Eva bis hin zum konsequent seltsamen Verhalten des Sohnes. Fazit: Ein Film, der wirklich nicht einfach zu verdauen ist, und über den man lieber nicht sprechen will - aber wohl muss. Ein Werk, das aktueller nicht sein könnte, zwischen den Zeilen liest, sich Erklärungen offen lässt, aber auch seine kleinen Schwächen offenbart, wenn es um die Aufarbeitung geht. Hier hätte etwas mehr Struktur abseits der Arthouse-Kunstverliebtheit sein dürfen.

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