Zur Abwechslung mal eine weniger kühl-analytische Kritik von mir, sondern etwas persönlicher.
Zuerst einmal sind alle(!!) Schauspieler über jeden Zweifel erhaben. Der Cast holt wirklich alles aus seinen Rollen heraus, und selbst der von mir in der Regel eher skeptisch beäugte Jonah Hill hat mich hier überzeugt. Scorsese weiß einfach, wen er wo hin zu stellen hat und wie sie einfach das Beste aus sich herausholen. Selbst der - ich nenn es mal - Cameo von Matthew MacConaughey hat etwas Geniales an sich.
Zur Story und der Inszenierung: Ok, abgedreht ist eigentlich gar kein Ausdruck. Alles wirkt so unwirklich überdreht, dass man als Unwissender nichts einzuordnen weiß. Aber, und das ist das Schlimme daran, ich könnte mir das durchaus vorstellen in diesem unglaublich gottgleich selbstkreierten Börsenhimmel. Es fällt natürlich ins Auge, dass der Film polarisiert und nicht die übliche Moralkeule auspackt. In eher zynischen Komödienausschweifungen der Neuzeit bleibt die Aussage zwischen den Zeilen stecken.
Und da sehe ich ein wenig ein Problem: Nicht jeder wird den Film als solches mit seiner eher leichten Moral annehmen. Die Grenze zum Heroischen wurde hier sehr léger gezogen, und das wird nicht jeder erkennen. Man wird sicherlich die vielen Einzelszenen wie Stichwort Country Club geschichtsträchtig nacherzählen, doch läuft der Film ein wenig Gefahr, dadurch zum Börsen-Fear-and-Loathing zu verkommen. Bleibt abzuwarten, was da nachhallen wird.
Im Fazit kann ich nur sagen: Ich hab schon verstanden, was der Film, Scorsese oder vielleicht auch Jordan Belfort mit seinem Buch ausdrücken wollte, aber bin in Sorge, dass die Aussage zu sehr verwässert ist. Nicht als erhobener Zeigefinger, sondern eher wie nostalgische Verklärungen mit dem Hang zur Nachahmungsgefahr. Thema dadurch verfehlt? Ich weiß leider keine Antwort darauf.