Diese Kritik enthält Spoiler.
Godzilla war und ist so etwas wie ein japanisches Nationalheiligtum. Anders kann man sich die Begeisterung und den Erfolg der alten Filmreihe gar nicht erklären. Der erste Versuch Godzilla zu amerikanisieren scheiterte 1998 unter der Regie von Roland Emmerich jedoch grandios. Über den finanziellen Erfolg lässt sich dabei nicht streiten, wohl aber über den Künstlerischen. Immerhin wurde der Film mit teils vernichtenden Kritik bedacht und positive Stimmen gab es kaum. Nun kommt also der zweite Versuch eines Hollywoodstudios zu Godzilla in die Kinos. Mit der Regie wurde diesmal Gareth Edwards betraut, der mit seinem Debüt Monsters zu Recht für Furore gesorgt hatte. Die Medienschellte war im Vergleich zu Emmerichs Version auch durchaus positiv. Allerdings hat der Film auch entscheidenden Schwächen, die sich nur schwer wegdiskutieren lassen.
Ein zufälliges Monster
Woran Godzilla besonders krank sind die fehlenden Sympathieträger. Da wäre natürlich Bryan Cranston, der das erste Filmdrittel gewohnt kraftvoll dominiert und einen bleibenden Eindruck hinterlässt. Fehlende Leinwandzeit verhindern jedoch größere Identifikationsmöglichkeiten. Der Rest des Cast bleibt jedoch seltsam blass, wie Sally Hawkings, oder wird wegen fehlender Leinwandzeit verheizt wie David Strathairn. Auch Ken Watanabe kann sich nicht wirklich freispielen und nur wehleidig in die Kamera blicken. Der Held Aaron Taylor-Johnson ist auch nicht mehr als ein Abziehbild des klassischen amerikanischen Kriegshelden und kaum der Rede wert. Der Fokus des Filsm liegt eindeutig nicht auf seinem menschlichen Protagonisten.
Natürlich gibt es dann noch den Star des Films, Godzilla. Dieser ist, anders als in Emmerichs Version, diesmal der Gute, weshalb der Film deutlich mehr Bezug zu den japanischen Vorbildern hat als zu seinem US-amerikanischen Vorgänger. Allerdings wird Godzilla erst in der letzten halben Stunde zu einem Sympathieträger. Davor wird lediglich gesagt, dass dieser nicht böse sei ohne dies mit Handlungen zu unterfüttern. Fraglich ist jedoch, woher die Wissenschaftler diese Informationen haben wozu auch die komplett willkürlich wirkende angedichtete Motivation des Ungetüms passt. Da hätte man deutlich plausiblere Lösung finden können als die plumpe Antwort, dass Godzilla für das Gleichgewicht des Planeten zuständig wäre. Letztendlich gibt es sogar Szenen in den Godzilla als Schutz für Menschen dient, dies jedoch nicht als bewusste Handlung sondern nur zufällig vollzieht. Krampfhaft versucht Regisseur Edwards uns somit den Giganten näher zu bringen scheitert damit jedoch an dessen natürlicher Verhaltensweise. Lediglich das abschließende Finale, selbstreden mit überwältigendem Bombast und Chaos inszeniert, hievt die Betrachtungsweise für Godzilla nach oben. Zuvor ist er eben ein Monster das zufällig dort ist und für Zerstörung sorgt.
Reichlich Chaos und Desinteresse
Allerdings ist der Film auch an anderen Stellen angreifbar. Die Handlung ist zwar kein Meisterwerk, jedoch für einen Film solcher Machart angenehm funktional und gradlinig. Die plumpe Verteilung von bösen Militärs und idealistischen Wissenschaftlern hätte man jedoch bleiben lassen können. Kleinere Logiklöcher sind freilich auch auffindbar jedoch vernachlässigbar. Die wenig mitreißende Handlung und die drögen Figuren führen jedoch letztendlich zu einem Desinteresse an dessen Schicksal und für den Film selbst. Handwerklich kann man am Film jedoch wenig kritisieren. Selbstverständlich sieht dieser unverschämt gut aus und auch die Effekte machen ordentlich etwas her. Zusammen mit dem starken Score führt dies letztendlich zu einer glaubhaften und spannenden Atmosphäre die überzeugenden kann. Leider fehlt hier der letzte Esprit, der nur durch das Mitfiebern mit den Figuren erzielt wird. Wer zudem ein reines Actionfeuerwerk erwartet wird leicht enttäuscht sein. Hier hätte man nach dem fulminanten Trailer einiges mehr erwarten können. Bis auf das tolle Finale werden die sonstigen Kampfhandlungen viel zu schnell und unbefriedigend abgebrochen. Da konnten in diesem Jahr Captain America und Spider-Man mit deutlich packenderen Actionszenen aufwarten.
Negativ fällt auch der fast schon penetrante Einsatz von Kinder im Film auf. Ständig werden in die Actionszenen Kinder integriert. Da diesen jedoch natürlich niemals etwas passiert, wie es sich für einen Hollywoodfilm nun mal gehört, zerfällt das vermeintliche Spannungselement schnell zu Blindgänger. Dem Zuschauer ist einfach klar, dass den Kindern nichts passiert weshalb die Szenen umso langweiliger werden. Auch Regisseur Gareth Edwards hätte man eine eindeutigere Handschrift zugetraut. Sein unzweifelhaft vorhandenes Talent lässt dieser jedoch nur ein einer Hand voll Szenen durchblitzen und verrichtet ansonsten nur Dienst nach Vorschrift. Der Film krank damit letztendlich auch an Innovationen, mit denen man gegebenenfalls noch über das Mittelmaß hinaus gekommen wäre.
Mittelprächtig
Die Kritik klingt nur wahrscheinlich schlimmer als es letztendlich ist. Godzilla ist in der Summe ein sehr durchschnittlicher Film, der mittelprächtig inszeniert ist, mittelprächtige Figuren hat und mittelprächtig unterhält. Zweifelslos wäre hier mehr drin gewesen. So verharrt man jedoch im grauen Mittelmaß und hat das Rennen um den Blockbuster des Jahres klar verloren. Allerdings wurde bereits, nach dem bemerkenswerten finanziellen Erfolg eine Fortsetzung angekündigt. Wünschenswert wäre hier, dass man der Figur Godzilla mehr Profil gibt. Andernfalls bleibt man nur bei einer Riesenechse die zufällig da ist.