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Vitellone

Kritik von Vitellone

Gesehen: November, 2018

Es ist nicht leicht ein Vater zu sein. Das wusste schon David Lynch in seinem albtraumhaften Erstling Eraserhead und muss nun auch Reed (Christopher Abbott) lernen. Bereits in der ersten Szene von Nicolas Pesces neuem Film Piercing steht er mit einem Eispickel bewaffnet (Basic Instinct lässt grüßen) über seinem friedlich schlafenden Baby. Weil diese Aktion seine Beziehung mit Mona (Laia Costa) wohl unnötig belasten würde, plant er seine unbändige Mordlust stattdessen an der Prostituierten Jackie (Mia Wasikowska) zu stillen. In unfassbar direkten, geradlinigen und fast schon zu kurzweiligen 82 Minuten, gestaltet Pesce deren Beziehung als einen auf Hochglanz polierten Fiebertraum zwischen sexuellen Fantasien, schmerzender Gewalt und SM-Ritualen. Dabei droht Piercing durchaus in seinem ausufernden Referenzrahmen unterzugehen. Als liebevolle Hommage zum Horrorkino zitiert Pesce reihenweise ikonische Bilder, holt sich Inspiration aus dem Giallo (Goblin darf gleich zweimal über die Tonspur wabern), verzerrt den Film Noir und kommt mit de Palma-artigen Splitscreen-Sequenzen auch in New Hollywood an. Letztlich steckt in der grellen Ästhetik, den futuristischen Einrichtungen und den grotesken Bildern wenig Eigenes. Und doch lässt sich Pesce seinen unbeirrbaren Formwillen nicht nehmen, schafft mehr als bloßes Referenzkino. Mit der Rollenverteilung spielt er ebenso wie mit der Erwartung des Zuschauers. Piercing mag eine Fingerübung sein - aber eine verdammt stilsichere, experimentierfreudige und atmosphärisch dichte.

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