(Nach)Kriegskino – die schmerzende Achillessehne der deutschen Filmlandschaft. Es sind die immer gleichen Bilder in tristem grau, zerstörte Häuserfronten, geschundene Körper, traumatische Flashbacks. Christian Petzold verweigert sich dieser Ikonografie konsequent. Auch wenn man seine zurückhaltende, aber sehr präzise Inszenierung fälschlicherweise mit deutscher Fernsehfilmoptik verwechseln könnte, so unterwandert er gekonnt den gängigen Bildkader solcher Produktionen. Es dauert lange, bis die ersten Aufnahmen altbekannter Trümmer ins Blickfeld rücken, und selbst in diesen Momenten dominieren sie nicht das Bild, sondern treten in Wechselwirkung mit deutlich unverbrauchteren Motiven auf. So verströmt ein rotlichtgeschwängerter Nachtclub eine fast schon pulsierende Atmosphäre und überhaupt offenbaren sich in der Arbeit mit Licht und Schatten diverse Anleihen an eine Film Noir Stilistik (die Ähnlichkeiten zu Hitchcocks Vertigo sollten darüber hinaus ohnehin jedem Zuschauer ins Auge stechen). Das ist erfrischend, noch interessanter wird Phoenix jedoch auf der inhaltlichen Ebene. Thematisch nutzt Petzold die Aufarbeitung des Kriegstraumas nämlich zur Reflektion über Identität und Verdrängung. Was viele als Logikfehler abtun, ist in Wirklichkeit eben nur das Symptom eines Verdrängungswahns, der krampfhaftem Sehnsucht danach, das Vergangene zu Vergessen. So zumindest bei Johnny, während Nelly unentwegt daran interessiert ist, die Vergangenheit bewusst aufzuarbeiten. Immer wieder klammert sie sich an frühere Zeiten, hält bis zum intensiven Finale daran fest, bis sie sich schließlich davon lösen kann.