Unbarmherzig rauscht der Wind durch das mannshohe Schilfgras. Mit einer ähnlichen Entschlossenheit schleichen auch die Töterinnen durch das undurchsichtige Meer aus Gras und Gewächsen. Ihre Opfer sind längst dem Untergang geweiht, angeschlagene Samurai und verletzte Krieger, die verzweifelt durch das Schilf irren. Plötzlichen schlagen die beiden Frauen zu, töten und plündern ihre Opfer, bevor sie diese in einem Loch im Boden verschwinden lassen. Was sich zunächst wie ein grausamer Mord anhört, ist der verzweifelte Versuch einer Mutter und ihrer Schwiegertochter in Kriegszeiten zu überleben. Tatsächlich ist „Onibaba“ weniger der typische Horrorfilm, als oftmals behauptet wird. Vielmehr ist Kaneto Shindos Film eine Mischung aus Kriegsfilm und Sozialdrama, welche jedoch unweigerlich von phantastischen Elementen zusammengehalten wird. Der Horror in „Onibaba“ ist weniger die Furcht vor dem Andersartigen und Ungreifbarem, sondern viel mehr von dem unbarmherzig Realen. Es ist die Angst vor dem Tod und dem Alleinsein, eine Angst, die final in Form der bekannten Dämonenmaske symbolisiert wird. Durch sie bekommt die ungreifbare aber omnipräsente Furcht ein Gesicht und alle inneren Ängste werden nach außen gekehrt. In einem großartigen Finale kulminieren die Ereignisse auf wirkungsvollste Art, weil Shindo sich ausreichend Zeit genommen hat um aus seinen Film einen optimalen Resonanzkörper zu formen. Durch seine vage Inszenierung, der dichten Atmosphäre und der kongenialen Szenerie ist „Onibaba“ ein inszenatorisches wie inhaltliches Glanzstück, das jedem interessierten Zuschauer ans Herz gelegt sein sollte.