Manchester by the Sea. Ein Titel, so schlicht wie der Film selbst. An der bedächtigen Ruhe, die sich von Beginn an wie ein Leichentuch über die Szenerie spannt, kann auch der stellenweise unnötige Soundtrack nichts ändern. Manchester by the Sea artikuliert sich primär über Kleinigkeiten, ähnlich wie sein emotionaler Dreh- und Angelpunkt Casey Affleck, der, egal ob Oscarauszeichnung oder nicht, eine fantastische Performance abliefert. Eine zurückgehaltene Träne hier, eine angedeutete Umarmung dort. Hinter seiner oftmals stoischen Fassade scheint es gewaltig zu Brodeln und die zurückgehaltenen Emotionen, das sieht man vor allem seinen Augen an, sind vielfältiger Natur. Als emotionale Achterbahnfahrt funktioniert der Film selbst jedoch nur bedingt. Dafür ist er der Humor an vielen Stellen nicht präzise genug dosiert und Kenneth Lonergans Regie ein Stück zu apathisch und distanziert. Nichtsdestotrotz befällt ihn eine bedrückende, manchmal sogar deprimierende Atmosphäre. Seine angestauten Emotionen entlädt der Film, anders als sein Protagonist, immer wieder in Höhepunkten, die kraftvoll genug sind, sich über die formale Neutralität hinwegzusetzen. In seinem Kern trifft Manchester by the Sea dabei eine sehr deprimierende Aussage. Nicht jede Wunde kann geheilt, nicht jedes Problem gelöst werden. Es gibt Einschnitte, die ein Leben unweigerlich und ohne Vorwarnung für immer verändern. Man kann darauf reagieren, ja, doch letztlich handelt es sich dabei immer nur um ein Arrangement. Gerade deshalb ist das Ende des Films auch so gelungen. Mit den schlichten Buchstaben des Abspanns ist auch unsere fast schon törichte Hoffnung dahin, es würde unerwartet Rettung und Hilfe nahen, wie es in Hollywood doch so oft der Fall ist. Doch Manchester by the Sea ist ein Film wie das Leben selbst und deshalb bestenfalls an Kompromisse und nicht an Lösungen interessiert.