Der (Anti)kriegsfilm zählt seit jeher zu den fragwürdigsten und auch schwierigsten Genres der Filmgeschichte. Diesen Status speist schon allein der Widerspruch, der ihm naturgegeben innewohnt. Während es den meisten Filmemachern einerseits ein Bedürfnis erscheint den Krieg in all seinen Facetten zu verteufeln, so kommen sie andererseits kaum drum herum, das Kampfgeschehen in seiner Dynamik eindrucksvoll zu bebildern und damit dem Unterhaltungsdrang des geneigten Zuschauers zu entsprechen. Im Laufe der Jahre gab es einige Regisseure, die diesen paradoxen Strukturen entweder bewusst ausgewichen sind oder den Zwiespalt selbst auf intelligente Weiße zum Thema ihres Films gemacht haben. Für solche Feinheiten braucht sich ein Mel Gibson freilich nicht zu interessieren, denn schließlich hat sich sein überlebensgroßer Holzhammer in der Vergangenheit schon des Öfteren bewehrt. Und tatsächlich tut er das erneut, zumindest in Amerika, denn im Land der unbegrenzten Möglichkeiten sprechen Kritikerstimmen, Nutzerwertungen und nicht zuletzt Oscarnominierungen eine eindeutige Sprache. Dabei hat die Gigantomanie und Exzentrik, die seinem Unterfangen innewohnt, beinahe etwas Großartiges. Der bibelfeste Patriot Gibson ist symptomatisch für ein Land, das zwischen Donald Trump und Hillary Clinton wählen musste und seit jeher deutlich stärker an übertriebenen Gesten als an feinfühligen Argumenten interessiert scheint. So gesehen wäre Hacksaw Ridge ein gelungener Film, wäre er denn als Parodie auf sein Land oder zumindest seine Filmindustrie angelegt worden. Doch Mel Gibson meint es ernst, denn außer seinem Glauben ist ihm vor allem Amerika heilig. Das zeigt sich schon zu Beginn, wenn er das Leben des einfachen Farmers mit zuckersüßem Kitsch, Heimatidyll und Nationalstolz überzieht und den debil dreinblickenden Andrew Garfield als weltfremden Protagonisten etabliert. Darauf folgt die obligatorische Grundausbildung, inklusive brüllendem Kommandanten und Kameradenmobbing – hat man ja noch nie gesehen. Der Höhepunkt des Films sind dann freilich jene Momente auf dem Schlachtfeld, in denen mit brachialer Gewalt Körper zerfetzt und Gliedmaßen verstümmelt werden. Dass diese Sequenzen von vielen Zuschauern als höchst spannend beschrieben und Desmond Doss als wahrer Held bezeichnet wird, ist bezeichnend. Zwischenstufen scheint es nicht zu geben. Und wenn Andrew Garfields Rettung gegen Ende als Himmelfahrt inszeniert wird, dann ist das die Wahrheit. Schließlich hat Mel Gibson es so gesagt.