Unaufhaltsam durchdringt die Eisenbahn die zerstörte Wildnis, bis sie in der vermeintliche Zivilisation ihr Ziel findet. Abgebrannte Indianerdörfe und belustigende Büffelwettschießen lassen darauf schließen, wie der Fortschritt in der Natur wütet. Mitten in dem röhrenden Ungetüm von Eisenbahn befindet sich auch der scheue Buchhalter William Blake, ein Puzzleteil, welches nicht so recht in die verdorbene, ruchlose Welt des "Neuen Amerikas" passen will. Seine Reise endet und beginnt sogleich in dem von Nihilismus und Geldgier regierten Stadt-Molöchen Machine, eine dieser Industriefestungen, welche der technische Aufschwung aus dem Boden gestampft hat. In Windeseile mutiert Blake zur Persona non grata, als er eine Blutspur des Versehens hinter sich herzieht und damit die Aufmerksamkeit des Todes auf sich wendet.
Auch für den Zuschauer stellt das versiffte Machine den Auftakt einer mysteriösen Reise durch ein Kabinett der skurrilen Figuren dar.
Sobald der Tod seinen kalten Mantel um William Blake legt, evolviert ein Stück des schüchternen Außenseiters zu einem Spiegelbild der rohen, morbiden Gesellschaft. Seine erbarmungslose Seite steht fortan im Gleichgewicht bzw. ist ein Teil seines naturverbundenen Verhaltens. Der einstige Romantiker William Blake schreibt seine Poesie nun mit Blut.
Die Prämisse dient hier hier eher als optisches Grundgerüst und Schauplatz für Jarmusch bittersüßen Humor und weniger als figurendiktiernde Schablone. Alteingesessene Männlichkeitsideale und Westernklischees werden hier samt Mexican-Standoff des Händeschüttelns ad absurdum geführt und genüsslich seziert. Trotz dieser lakonischen, rabenschwarze Komponente verweigert sich Jarmusch keinenfalls einer tiefergehender, inhaltlicherKomplexität, sondern nutzt den historischen Rahmen, um ihn mit einer kritischen Abrechnung über die von Habsucht und Imperialismus gedeichselte Industrialisierung zu füllen. Der mechanische Phoenix, welcher aus der Asche der Indianerdörfer aufersteigt und die Zahnräder der technischen Eskalation zermalmen jegliche Mystik und Mythologie.
Die Soundkulisse variiert zwischen garstigen Gitarrenriffs und dem monotonen Gestampfe der Eisenbahn und untermalt somit den auf Zelluloid gebannten, kryptischen Trip, welchen Jarmusch mit einem leichtfüßigen, interkulturellen und facettenreichen Tanz vervollständigt.