Passengers macht vieles richtig: Jennifer Lawrence und Chris Pratt überzeugen, das schicke Setting ist gelungen und der Plot bietet Raum für Tiefgang. Leider kommt dieser im Verlauf der 116 Minuten etwas zu kurz. Trotzdem hat Regisseur Morten Tyldum einen sehenswerten und unterhaltsamen Film geschaffen.
Das Raumschiff Avalon befindet sich mit 5.000 Menschen an Bord auf dem Weg zum alternativen Heimatplanten Homestead II, wo eine neue Zivilisation gegründet werden soll. Um den 120 Jahre dauernden Flug zu überstehen, wurden alle Passagiere in einen künstlichen Tiefschlaf versetzt. Aufwachen sollen sie erst kurz vor der Ankunft. Doch die Schlafkammern von Techniker Jim Preston (Chris Pratt) und Schriftstellerin Aurora Lane (Jennifer Lawrence) öffnen sich außerplanmäßig - gute 90 Jahre zu früh. Sie sind gefangen auf einem Raumschiff dessen Ziel ihr Start in ein neues Leben sein sollte und das sie nun wohl nie mehr verlassen werden. Doch das bleibt nicht ihr einziges Problem an Bord.
Der Film lässt sich gedanklich in drei Abschnitte aufteilen, die jeweils ein eigenes Genre bedienen. Im ersten Akt muss sich Jim ganz alleine mit der Einsamkeit an Bord auseinandersetzen. Nach anfänglichem Optimismus stellt sich recht schnell Verzweiflung und Resignation ein. Mit dem Auftreten von Schriftstellerin Aurora zu Beginn des Mittelteils schöpft er neue Hoffnung. Die Handlung wendet sich hin zu einer Romanze. Nach einem holprigen Start kommen sich die beiden näher und beginnen sich mit ihrem gemeinsamen Schicksal anzufreunden. Doch das Glück ist nicht von langer Dauer. Der wahre Grund für Auroras Erwachen wird enthüllt und das Schiff hat zunehmend mit technischen Problemen zu kämpfen. Ab diesem Punkt entwickelt sich Passengers zu einem Abenteuer mit Action-Einlagen in dem es für beide um das eigene Überleben, aber auch um das der restlichen Passagiere, geht.
Dem aufmerksamen Zuschauer wird nicht entgehen, dass sich der Film einiger Elemente bedient, die wir bereits aus anderen Streifen kennen - sei es nun Cast Away, Der Marsianer oder Gravity. In diesen Szenen hätte man sich etwas mehr Originalität gewünscht. Der Story an sich schadet das aber nicht.
Die Chemie der beiden Hauptdarsteller, die den Film praktisch alleine tragen, stimmt von Anfang an. Beide transportieren die Emotionen ihrer Charaktere in allen Lebenslagen sehr glaubhaft. Wenn Jennifer Lawrence ihr Gegenüber in völliger Verzweiflung anschreit bekommt man im Kinosessel fast ein wenig Angst. Ganz im Gegensatz zu Chris Pratts kumpelhaftem Charakter Jim, der von Anfang an Sympathie versprüht. Einziger Wermutstropfen: Die Dialoge sind an einigen Stellen etwas flach und fast kitschig. Dafür können die Schauspieler aber nichts. Im Gegenteil schaffen sie es sogar, dass man dank ihrer guten Performance wohlwollend darüber hinwegsieht.
Die Sets wurden aufwendig gestaltet und sorgen immer wieder für Aha-Effekte. Das beginnt schon bei der Außenhülle des Schiffs, die nicht viel mit klassischen Raumschiff-Formen gemein hat. Viel mehr schraubt sich die Avalon in Form einer riesigen Spirale durchs All - cool! Die Architektur der Räume im Inneren ist wie zu erwarten modern bis futuristisch. Beeindruckend sind dabei nicht nur die Dimensionen, sondern auch die Lichtkonzepte, viele schicke Design-Elemente und technische Gadgets. Im Mittelpunkt steht immer wieder die große Bar, in der Android-Barkeeper Arthur (Michael Sheen) stets den passenden Drink auf Lager hat. Seine Ratschläge sind zwar nicht immer besonders hilfreich, in jedem Fall aber amüsant. Für wiederkehrende Schmunzler sorgt zudem eine kleine Gruppe umher wuselnder Putz-Roboter.
Der Showdown zum Ende des Films kommt recht plötzlich. Die offenen Handlungsstränge werden zügig und ohne größere Umwege abgearbeitet. Zum Teil sind die Ereignisse auch vorhersehbar. Ein wenig mehr Komplexität wäre hier schön gewesen um dem Rest der Geschichte gerecht zu werden.
Fazit:Passengers bietet knapp zwei Stunden spannendes Unterhaltungskino vor imposanter Kulisse. Der Mix aus Abenteuer und Romantik gelingt nicht zuletzt aufgrund der tollen Leistung von Jennifer Lawrence und Chris Pratt, die kleinere Schwächen im Plot überspielen.