Diese Kritik enthält Spoiler.
Das ist sie nun, die letzte Reise der "Nächsten Generation". "Ein Abschiedsgeschenk an die Fans" sollte es laut Produzent Rick Berman werden, gleichzeitig sollte jedoch wieder die breite Masse ins Kino gelockt werden. Jedoch ging der Schuss nach hinten los. "Nemesis" ist der einzige Film in der Geschichte des Franchise, der keine schwarzen Zahlen geschrieben hatte.
Vorneweg muß man sagen, "Star Trek: Nemesis" ist unterm Strich kein schlechter Film. Er hat eine relativ spannende Story, bombastische Special Effects und wuchtige Actionsequenzen. Ein guter Sci-Fi-Actioner also, aber kein guter Star Trek Film.
Mit John Logan, der bereits die Bücher für "Gladiator", "Aviator" oder "The Last Samurai" geschrieben hatte, konnte man einen großen Star Trek-Fan als Drehbuchautor gewinnen. Zusammen mit Rick Berman und Data-Darsteller Brent Spiner entstand eine Geschichte, die an "Star Trek II: Der Zorn des Khan" angelehnt war.
Damals wie heute stand das älter werden und persönliche Verluste im Vordergrund. Damals wie heute sollte ein charismatischer Gegenspieler herhalten, den mit dem Captain des Schiffes ein persönliches Schicksal verbindet.
Doch wenn man die Filme vergleicht, stinkt "Nemesis" gewaltig ab.
Der größte Fehler war der, dass man mit Stuart Baird einen erfahrenen Action-Cutter, jedoch keinen erfahrenen Regisseur verpflichtet hatte. Er kannte weder die Charaktere, noch eine einzige Folge "Star Trek". Vor "Nemesis" machte er die Actioner "U.S. Marshals" mit Tommy Lee Jones und "Einsame Entscheidung" mit Kurt Russel und Steven Seagal. Dementsprechend gut sind die Actionsequenzen umgesetzt worden.
Star Trek ist jedoch mehr, als Schießereien und Weltraumschlachten. Es geht und ging immer um die Charaktere und ein gewisses Maß an Spaß. Und beides kommt in diesem Film einfach zu kurz.
Auch der Gegenspieler, Shinzon, kann in keinster Weise mit Ricardo Montalban´s Khan aus "Star Trek II" mithalten. Durch den gesamten Film zieht sich dieses "Ich bin du und darum bin ich böse"-Spiel von Tom Hardy ("Bronson", "The Dark Knight Rises") und lässt den Zuschauer nicht mitfühlen oder seine Beweggründe nachvollziehen. Warum hat Shinzon so einen unerbittlichen Hass auf Picard und die Föderation? Weder hat einer von beiden Shinzon in die Welt gesetzt, noch ihn in die Mienen von Remus verbannt. Er sollte eigentlich einen Haß auf die Romulaner haben, verbündet sich jedoch lieber mit ihnen und wird zum neuen Prätor gewählt.
Ganz schlecht reden will ich den Film aber auch nicht.
Mehr als in den vorangegangenen Filmen, hat jedes Besatzungsmitglied eine größere Szene zum Abschied bekommen. Diesmal wirken Dr. Crusher, Counsellor Troi, Geordi und Worf nicht nur wie Statisten, sondern tragen einen nicht unwichtigen Teil zur Handlung bei.
Für Fans gibt es auch viele Cameoauftritte und Anspielungen auf die Serie zu entdecken. Beispielsweise Kate Mulgrew als Admiral Janeway, die Picard auf seine Mission schickt, oder Wesley Crusher (Wil Wheaton) als Gast auf der Hochzeit.
Übrigens hat die Enterprise eine prominentes Besatzungsmitglied: X-Men Regisseur Bryan Singer darf Worf im Gefecht an der Waffenkonsole vertreten.
Fazit
Ein guter Action Film, jedoch nur ein Mittelmäßiger "Star Trek"-Film.
Man kann sich überlegen, ob der Film besser geworden wäre, hätten alle von John Logan geschriebenen Szenen den Weg in den fertigen Film gefunden. Jedoch wäre das ein Film nur für Fans geworden und das breite Publikum hätte wieder einmal nichts damit anfangen können und wäre Kopfkratzend aus dem Kino gelaufen.