Diese Kritik enthält Spoiler.
Nachdem die originale Star Trek Serie nach nur drei Staffeln abgesetzt wurde, jedoch in den Wiederholungen im Fernsehen relativ gut lief, überlegte man sich Mitte der 70er Jahre das "Raumschiff Enterprise" auf eine neue Fernsehmission zu schicken. "Star Trek: Phase II" war im entstehen. Es wurden Kulissen gebaut, Drehbücher geschrieben, Schauspieler gecastet, eben alles, was zur Entstehung einer Serie gehört. Einzig Leonard Nimoy weigerte sich, in seiner Rolle als Mr Spock zurück zukehren.
Doch dann lief "Star Wars" in den Kinos und ein ungeahnter Hype um Science Fiction Filme entstand. Paramount wollte natürlich auf der Welle mitschwimmen und legte den Produzenten auf, schnellstmöglich von Serien- auf Filmproduktion umzuplanen. Das Drehbuch für die Pilotfolge wurde fürs Kino umgeschrieben, die restlichen Bücher fanden in den späteren Serien verwendung. Auch Nimoy lies sich überreden, wieder die spitzen Ohren anzulegen.
Mit dem renomierten Regisseur Robert Wise ("Der Tag, an dem die Erde still stand", "West Side Story") konnte ein großer Name gewonnen werden. Jedoch hatte Wise mit dem Stoff so seine Probleme, denn dem fertigen Film fehlt einfach das, was die Serie so erfolgreich gemacht hatte. Die Neckereien zwischen den Hauptprotagonisten Kirk, Spock und McCoy beispielsweise wurden nur angedeuted. Vielleicht lag es auch daran, dass Wise die Serie so gut wie gar nicht kannte, oder dass das original Drehbuch noch einen anderen Vulkanier als Spock vorgesehen hatte und die betreffenden Szenen schlicht nicht umgeschrieben wurden. Auch Szenen, wie der "Wunderknabe" Scotty in letzter Sekunde im Maschinenraum die Enterprise rettet, vermisst man als Fan doch schmerzlich.
Leider sieht es bei den Besatzungsmitgliedern, welche neu eingeführt wurden, nicht besser aus. Stephen Collins, manchen vielleicht bekannt aus der Fernsehserie "Eine himmliche Familie", versagt auf ganzer Linie. Es gelingt ihm zu keiner Zeit, den Ärger über Kirks Kommandoübernahme glaubhaft darzustellen. Genauso seine Liebe zur Navigatorin Ilia. Man hat als Zuschauer nie das Gefühl, das zwischen den beiden etwas war oder ist, es fehlt schlicht das Prickeln in den Szenen mit den Beiden. So kann man am Ende auch Deckers Wunsch zur Verschmelzung mit V´Ger nicht nachvollziehen, damit er die Ewigkeit (?) mit seiner Liebe verbringen kann.
Mit Produktionskosten von ca 40 Millionen Dollar war "Star Trek: Der Film" der zu jener Zeit teuerste Film aller Zeiten. Dabei sollte aber erwähnt werden, dass davon rund 20 Millionen Dollar in die Vorproduktion der Serie "Phase II" flossen, dies aber nur am Rande. Der Film strotze nur so vor Spezial Effekten, welche auch mit einer Nominierung für die Oscars gewürdigt wurden und konnten bzw können sich bis heute durchaus sehen lassen. Jedoch muss man hier den von mir eigentlich verhassten Vergleich mit "Star Wars" ziehen, der nur 2 Jahre früher lief. Diese Effekte sahen zum damaligen Zeitpunkt um einiges realistischer aus, als diese. Negativ fällt hier auf, dass man, ob absichtlich oder nicht, extrem lange Effekt-Sequenzen zu sehen bekommt, die schwer an Kubricks Klassiker "2001" erinnern. Jedoch fehlt "Star Trek: Der Film" die notwendige Tiefe, um solche Einstellungen zu rechtfertigen. Ich kann 30 Jahre später nur mutmaßen, aber vielleicht wollte Regisseur Wise so den Film künstlich in die Länge ziehen. Zur Erinnerung: Ursprünglich handelte es sich um eine Fernsehepisode und die laufen für gewöhnlich nur 45 Minuten.
Die Spezialeffekte waren übrigens auch ein Grund, warum das Budget so anwuchs. Denn die fertigen Effekte fanden nicht die Zustimmung des Regisseurs und mussten später nochmals komplett neu hergestellt werden. In der Director´s Edition, welche Ende der 90er Jahre erschienen ist, wurden manche Effekte nochmals neu digitalisiert.
Für den Soundtrack zeichnete sich Jerry Goldsmith ("Rambo", "Total Recall") verantwortlich. Das Titelthema gefiel Star Trek-Schöpfer Gene Roddenberry so gut, dass er es beinahe 10 Jahre später als Titelmusik für die nächste TV Serie "Star Trek: Das nächste Jahrhundert" anpassen lies. Zusammen mit Alexander Courage, dem Komponisten der TV Serie aus den 60ern, lieferte Goldsmith einen stimmigen, atmosphärischen Soundtrack ab, von dem Teile noch bis vor wenigen Jahren in den Serien und Filmen benutzt wurde. So das erwähnte Titelthema und das Klingonen-Thema.
Kleine Randnotiz: "Star Trek: Der Film" war der letzte Kinofilm aus Hollywood, der mit einer Ouvertüre eingeleitet wurde. Also mit einem Zusammenschnitt der Filmmusik vor dem Vorspann.
Fazit
Das erste Kinoabenteuer war kommerziell so erfolgreich, so dass eine Fortsetzung abzusehen war. Die Geschichte ist eigentlich ganz gutes Sci-Fi-Kino. Inhaltlich konnte der Film jedoch nicht so ganz den Charme der originalen Serie einfangen.