Die Welt, in die uns Christian Petzold mit Yella entführt, ist eine bitterkalte. Alle Farben scheinen abgeblättert, alles Leben ausgesaugt. Beraubt von Gefühlen, von Nähe, scheint es hier nur noch um Substanzwertanalysen und Bilanzen zu gehen. Man hält sich in gläsernen Großraumbüros auf und blickt durch die Scheiben der Bahn und des Automobils auf eine Landschaft, mit der man keinesfalls einen Anflug an Verbundenheit assoziiert. Die Geschwindigkeit der Fahrzeuge hingegen verzerren das Äußere so sehr, dass deutlich wird: In Yella gibt es keine Heimat mehr. In Yella regiert die Rastlosigkeit. Die titelgebende Hauptfigur, großartig von Nina Hoss verkörpert, ist ein Charakter, der niemals ankommt; der immer reist, immer sucht, immer flieht. Die (vordergründige) ausgesprochene Kälte, für die Christian Petzold bekannt geworden ist, steht in Yella in engem Zusammenhang mit einer dem Irdischen vollends entkoppelten Morbidität. Yella ist wie seine Hauptfigur vor allem losgelöst – und Petzold ein herausragender Geschichtenerzähler, der nicht nur das Gezeigte reflektiert, während wir es noch erfahren. Er knüpft das Band zwischen Film und Zuschauer so eng, dass dieser Marsch zwischen den Dimensionen des Seins durchweg paralysiert. Neben dem rasiermesserscharf beobachteten Gesellschaftsportrait, funktioniert Yella als Charakter-Studie, in der sich alles um das Zerstören von Leben dreht, weil man selbst zu selten am eigenen Leben teilnimmt. Die Chance auf Frieden indes flammt immer wieder auf. Man scheint nur zu unterkühlt, um das Feuer zu erkennen. Gespenstisch.