Was Marriage Story von Noah Baumbach (The Meyerowitz Stories) so einzigartig macht, ist, dass hier ein 135-minütiges Scheidungsdrama erzählt wird, welches sich letzten Endes doch als ein Mut spendender Liebesfilm offenbart. Scarlett Johansson und Adam Driver (beide absolut famos) wollen ihre Ehe annullieren lassen, was nicht bedeutet, dass sie damit auch einen Schlussstrich unter ihre zwischenmenschliche Verbundenheit ziehen können. Eigentlich sollte die Sache ohne Anwälte über die Bühne gebracht werden, ganz zivilisiert und rational, keine Schlammschlacht. Eigentlich. Wenn die Sorgerechtsverhandlungen dann schließlich doch beginnen, entfesseln sich auch die Grausamkeiten. Fronten bilden sich, all die Verletzungen, die jahrelang heruntergeschluckt wurden, brechen Bahn, Schuldzuweisungen werden hin und her geschoben, man spricht nicht mehr, sondern schreit. Dennoch ist Marriage Story kein trostloser Film. Es ist ein ungemein zärtlicher, aufmerksamer Film, der Gefühle nicht als flüchtig und unbeständig begreift, sondern aufzeigt, dass diese sich mit der Zeit verändern können und in einer neuen Form in Erscheinung treten.