Lobeshymnen, so weit das Auge nur reicht. Denen jedenfalls fiel Nocturnal Animals bei seinen Festival-Premieren anheim. Und wenn man ehrlich ist: Nach A Single Man hat man von Tom Fords zweiter Regiearbeit auch nichts anderes erwartet. Die Subtilität und Sensibilität, mit der Ford sein Erstlingswerk noch ausstaffierte, sucht man in Nocturnal Animals jedoch weitestgehend vergebens. Stattdessen stellt die Adaption des Austin Wright Romans Tony & Susan vor allem aus, mit welch verkopfter Lust Ford strukturalistischen Ansätzen der Filmerzählung nachsteigt. Der Nachteil dieser Lust aber ist unverkennbar: Ford nämlich hat ein gewaltiges Problem, den einzelnen Handlungssträngeneine narrative Gerechtigkeit entgegenzubringen, um die jeweiligen Ebenen, die sich zusehends gegenseitig erschließen, gleichmäßig zu temperieren. Trotzdem ist der formal, natürlich, erstklassige Nocturnal Animals gelungen, weil seine Auseinandersetzung mit Genre-Mechanismen einen metaphorischen Überbau entfesselt, mit dem man sich in seiner paralysierenden Schwere wohl oder übel identifizieren kann: Das geschundene Herz entfaltet sich in der Bewusstseinserkundung, die der Seitenumschlag hier zwangsläufig provoziert.