Wenn es um die Filme von Noah Baumbach geht, scheint es nur eine Devise zu geben: Alles oder nichts. Dass der Mann mit Greenberg einen der besten amerikanischen Filme des neuen Jahrtausends abgeliefert hat, um danach mit Frances Ha wieder in der servilen Belanglosigkeit zu versinken, ist wohl das beste Beispiel für Baumbachs künstlerische Unstetigkeit. Greenberg indes ist eines dieser Werke, die aus der Leinwand geradewegs in das Leben hineingreifen. Hineinschreien, ohne jemals laut werden zu müssen. Baumbach zeigt sich hier als Meister der hintersinnigen Töne und begleitet einen Menschen, der es verlernt hat, in der Gegenwart zu existieren, weil er seiner vertanen Vergangenheit hinterher trauert. Und irgendwann kommt dann diese eine besondere Begegnung; dieser Moment, wenn die Realität dann doch ganz plötzlich noch einmal die Zähne zeigt und zubeißt. Dass sich Greenberg niemals daran versucht, den von Zwangsstörungen dominierten Hauptakteur krampfhaft rehabilitieren zu müssen, belegt seine Intelligenz weitergehend. Hier muss nicht betont werden, dass es sich dabei um einen ganz normalen Menschen handelt. Das ergibt sich von selbst; das ist der Figur des Greenberg von Beginn an eingeschrieben, weil Baumbach diesen Charakter nicht ausstellt, sondern sich diesem voller Hingabe annimmt. Ihn gewähren lässt. Seine Ambivalenzen akzeptiert. Seine Unfähigkeit, eine intakte Beziehung zu führen. Seine Einsamkeit. Seine nicht vorhandene Souveränität. Seine Lebensnähe. Applaus.